Gedruckte Produkte haben es immer schwerer – längst läuft auch die Unternehmenskommunikation über digitale Kanäle. Das Berliner Softwareunternehmen Beta Systems ist besonders konsequent. „Der Geschäftsbericht für 2013/14 wird erstmalig nicht mehr in gedruckter Form, sondern nur noch elektronisch und als Download zur Verfügung stehen. Durch diese Maßnahme entsprechen wir dem veränderten Informationsverhalten vieler Aktionäre und sparen gleichzeitig Druck- und Versandkosten”, sagt Vorstandschef Stefan Exner. Allein dieser Schritt wird allerdings kaum reichen, um den Aktienkurs des mehrheitlich zur Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton gehörenden Unternehmens anzuschieben. Trotz super komfortabler Bilanzrelationen, kommt die Notiz einfach nicht nachhaltig vom Fleck. Das aktuelle Niveau von rund 1,75 Euro entspricht nahezu exakt dem Stand von vor drei Jahren. Die Kombination aus rückläufigen Erlösen und einer unbefriedigenden Ertragsentwicklung wirkt naturgemäß nicht sonderlich sexy.
Dennoch traut boersengefluester.de der seit Mai 2014 nur noch im schwach regulierten Entry Standard gelisteten Aktie weiterhin ein deutliches Kurspotenzial zu. Beta Systems hat viel in neue Produkte investiert, den Vertrieb ausgebaut und die Organisation komplett umgekrempelt. Organisatorisch trennt Beta Systems nun in zwei Bereiche: Identity Access Management (Benutzer- und Zugriffsmanagement) sowie Data Center Intelligence (Datenmanagement in Rechenzentren). Letztlich geht es auch bei den Berlinern darum, die wiederkehrenden Umsätze aus der hochrentablen Wartung sowie dem Service auszubauen. Das schafft Planungssicherheit und ist im vergangenen Jahr bereits so gut gelungen, dass der Vorstand verstärkt auf externe Dienstleister setzen musste. Das wiederum drückte allerdings auf die Rendite. Eine noch größere Belastung war jedoch, dass die Softwareerlöse im Geschäftsjahr 2013/14 (per 30. September) von 12,82 auf 7,64 Mio. Euro einknickten. Insgesamt fiel der Konzernumsatz so um 10,2 Prozent auf 33,81 Mio. Euro zurück. Damit bewegte er sich gerade noch innerhalb der im Juli 2014 auf 33,5 bis 35,5 Mio. Euro reduzierten Planungsspanne. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kam Beta System auf einen Verlust von 2,24 Mio. Euro. Hier hatte der Vorstand eine Bandbreite von minus 2,2 bis minus 2,5 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Abgesehen davon, dass eine positive Überraschung ausblieb: Keine besonderen Vorkommnisse also bei den Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr.
Für das laufende Jahr stellt Vorstandschef Exner auf Konzernebene ein Erlösplus von zehn Prozent auf dann gut 37 Mio. Euro in Aussicht. Dabei sollen die Softwareumsätze von zuletzt 7,64 Mio. Euro einen Sprung um 25 Prozent machen. Für das Betriebsergebnis rechnet Exner – vor Abzug der Belastungen durch die Einführung der neuen Holdingstruktur – mit einer schwarzen Null. Keine Frage: Hier hatte sich boersengefluester.de mehr erwartet. Hinzu kommt, dass den Berlinern Klagen ehemaliger Vorstände wegen „angeblich rückständiger Vergütung aus Bonusansprüchen” zugestellt wurden. Hier geht es um immerhin 573.000 Euro. Nun sind die Juristen am Zug. Umso mehr richtet sich der Blick der Aktionäre auf die substanzorientierte Bewertung des Neuer-Markt-Pioniers. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau beträgt die Marktkapitalisierung 34,7 Mio. Euro. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) für 2014/15 erreicht schlappe 0,93. Da gibt es nichts zu meckern. Das Eigenkapital von 31,4 Mio. Euro macht rund 90 Prozent des Börsenwerts aus – auch das ein prima Wert. Der höchste Trumpf sind allerdings die Nettofinanzguthaben von annähernd 29 Mio. Euro. Sie sichern die Marktkapitalisierung zu mehr als 83 Prozent ab. Und so bleibt die Aktie von Beta Systems eine Anlage für geduldige Investoren mit gebremster Risikobereitschaft. Und: Sobald das Unternehmen auch operativ nachhaltig Gewinne schreibt, bietet der Small Cap wohl locker eine 50-Prozent-Chance.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 49,81 | 45,91 | 53,29 | 72,08 | 73,10 | 86,30 | 76,28 | |
EBITDA1,2 | 10,81 | 5,47 | 10,46 | 17,17 | 16,63 | 23,06 | 11,62 | |
EBITDA-Marge3 | 21,70 | 11,91 | 19,63 | 23,82 | 22,75 | 26,72 | 15,23 | |
EBIT1,4 | 9,03 | 3,79 | 8,55 | 12,04 | 11,11 | 18,02 | 7,45 | |
EBIT-Marge5 | 18,13 | 8,26 | 16,04 | 16,70 | 15,20 | 20,88 | 9,77 | |
Jahresüberschuss1 | 7,98 | 3,97 | 6,02 | 9,24 | 8,14 | 13,08 | 6,76 | |
Netto-Marge6 | 16,02 | 8,65 | 11,30 | 12,82 | 11,14 | 15,16 | 8,86 | |
Cashflow1,7 | 5,28 | 8,32 | 8,18 | 14,49 | 16,22 | 13,95 | 4,57 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,51 | 0,76 | 1,26 | 1,92 | 1,72 | 2,78 | 1,54 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
Foto: Beta Systems AG