Redaktionsbesuch von bet-at-home.com-Finanzvorstand Michael Quatember und IR-Manager Klaus Fahrnberger. Im Gepäck haben die Österreicher – einmal mehr – richtig gute Zahlen. Immerhin kletterte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im zweiten Quartal 2017 auf den neuen Rekordwert von 12,43 Mio. Euro (siehe dazu auch den Beitrag von boersengefluester.de HIER). Dennoch sind die Börsianer momentan nervös. Insbesondere die unerfreuliche Entwicklung in Polen treibt die Investoren um. In den vergangenen beiden Monaten fiel die Notiz von 150 auf 105 Euro zurück. Hintergrund: In Polen – für bet-at-home.com der wichtigste osteuropäische Markt – ist im Frühjahr ein Gesetz in Kraft getreten, wonach es für Online-Wetten nur noch eine einzige Lizenz (für einen polnischen Anbieter) gibt – während die IP-Adressen ausländischer Anbieter geblockt werden. „Wir werden gegen diese Entscheidung klagen und durch alle Instanzen gehen. Hier handelt es sich definitiv um einen Verstoß gegen EU-Recht“, sagt Quatember. Offen ist freilich, wie viel Zeit der juristische Weg beanspruchen wird. Mit einer schnellen Entscheidung ist jedenfalls nicht zu rechnen, auch wenn der Druck seitens der Vereine, Medien und Sponsoren – sehr aktiv in Polen ist etwa der MDAX-Konzern Axel Springer – auf die Politik schon jetzt zu spüren ist.
Die eigentliche Kernbotschaft von bet-at-home.com-Vorstand Quatember lautet jedoch: „Auf unsere Prognosen für 2017 hat Polen keinen Einfluss. Wir kalkulieren immer so vorsichtig, dass veränderte Rahmenbedingungen in einzelnen Ländern nicht die gesamte Vorschau ins Wanken bringen können.“ Dementsprechend hält Quatember die aktuelle Diskussion um Polen und den vermeintlichen Einfluss auf den Aktienkurs auch für überzogen. Letztlich sind alle Punkte schon seit längerem bekannt und umfänglich im Geschäftsbericht 2016 (Seite 85) erläutert. Sei es drum: In den kommenden Monaten geht das Team von bet-at-home.com wieder auf Roadshow – unter anderem mit Edison – und besucht jede Menge Konferenzen. Auf dem Programm stehen unter anderem Zürich, London, New York und Chicago. Insbesondere Chicago soll ein wichtiges Pflaster für Spezialwerte sein. So gesehen ist boersengefluester.de überzeugt davon, dass sich der Aktienkurs des SDAX-Unternehmens stabilisiert und anschließend auch wieder den gewohnten Nordkurs einschlägt.
Aus Investorensicht ist vermutlich aber auch ein Blick in südliche Gefilde interessant. Hintergrund: Mit einem Anteil von gegenwärtig 51,38 Prozent ist die 2007 in Paris gegründete Betclic Everest Group noch immer der dominante Aktionär. „Nach unseren Informationen will Betclic bei bet-at-home.com auch nicht unter die Schwelle von 50 Prozent gehen“, sagt IR-Manager Fahrnberger. Betclic selbst ist nicht börsennotiert, hinter dem Unternehmen stehen aber (zu jeweils 50 Prozent) die börsennotierte Monte Carlo SBM (SBM = Société Des Bains De Mer) mit Sitz in Monaco sowie die von dem Unternehmer Stéphane Courbit gegründete LOV Group – eine Beteiligungsgesellschaft mit Fokus auf Spiele, Medien, Energie und Crowdfunding. SBM wiederum ist eine hochinteressante Gesellschaft mit massivem Immobilienbesitz in Monte Carlo – insbesondere rund um den berühmten Casinoplatz.
Mehrheitseigentümer mit 59,47 Prozent ist die monegassische Fürstenfamilie. Zudem sind einige Fondsgesellschaften im größeren Stil engagiert. Gehandelt wird das Papier auch im deutschen Freiverkehr unter der WKN 852401. Die gesamte Marktkapitalisierung der SBM Group beträgt gut 833,5 Mio. Euro, davon sind 629,5 Mio. Euro an der Euronext in Paris notiert – 6 Millionen Aktien des monegassischen Staates haben einen Sonderstatus. Losgelöst davon: Für ein Unternehmen mit in den vergangenen sieben Jahren regelmäßigen operativen Verlusten zwischen 11,8 und 32,8 Mio. Euro sieht das üppig aus. Allerdings gilt die Gesellschaft (Eigenkapital: 707,5 Mio. Euro) als Substanzriese, die zudem auf Shareholder-Value-Kurs getrimmt werden soll. Und zumindest rechnerisch entfällt auf die SBM Group ein Anteil an bet-at-home.com von knapp 190 Mio. Euro. Das sind gut 10 Euro je SBM-Aktie, was etwa 30 Prozent der aktuellen Notiz von 34 Euro abdeckt. Vielleicht ist ja auch der Anteilschein der Monegassen eine Wette wert – genau wie der von bet-at-home.com.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 145,39 | 143,35 | 143,29 | 126,93 | 59,35 | 53,53 | 46,18 | |
EBITDA1,2 | 35,47 | 36,22 | 35,17 | 30,95 | 13,97 | 2,11 | 0,81 | |
EBITDA-Marge3 | 24,40 | 25,27 | 24,54 | 24,38 | 23,54 | 3,94 | 1,75 | |
EBIT1,4 | 34,13 | 34,95 | 33,24 | 28,92 | 11,67 | -0,11 | -0,84 | |
EBIT-Marge5 | 23,47 | 24,38 | 23,20 | 22,78 | 19,66 | -0,21 | -1,82 | |
Jahresüberschuss1 | 32,85 | 32,61 | 17,96 | 23,29 | -16,31 | 11,91 | -1,51 | |
Netto-Marge6 | 22,59 | 22,75 | 12,53 | 18,35 | -27,48 | 22,25 | -3,27 | |
Cashflow1,7 | 25,90 | 24,81 | 29,88 | 18,15 | 10,50 | -5,02 | 0,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 4,65 | 2,56 | 3,32 | -2,32 | 1,62 | -0,21 | |
Dividende8 | 7,50 | 6,50 | 2,00 | 2,50 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Fasselt Schlage |
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