Wir haben nachgezählt: Auf sage und schreibe 148 Auswechselungen kommt der SDAX seit der Indexreform im Frühjahr 2003 – da kann kein anderes Barometer aus der DAX-Familie mithalten. Insgesamt 198 unterschiedliche Unternehmen hatten seit dem bereits einen Platz im SDAX. Auch das ist Rekord. Die Indexhüter des Arbeitskreises der Deutschen Börse haben bei ihren quartalsweisen Überprüfungen also ganze Arbeit geleistet. Wer weiß heute schon noch, dass Firmen wie Beru, Condomi, Dr. Scheller Cosmetics, Gardena, Holsten-Brauerei, Matchnet, pgam, Rinol, Schwarz Pharma, Thielert oder Vogt electronic auch mal zum Kreis der SDAX-Werte gehörten? Aus der Startformation von damals sind nur noch Deutz, Gerry Weber, GfK, Grenke, Hornbach Holding, Indus Holding und Sixt erhalten geblieben – wobei Deutz sowie Gerry Weber zwischenzeitlich sogar in den MDAX vorgestoßen waren. Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass der SDAX für Vorzeigeunternehmen wie CeWe, Fielmann, oder Fuchs Petrolub das Sprungbrett für einen langfristigen Platz im MDAX wurde. Und die Performance des SDAX ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
Warum der lange Blick in den Rückspiegel? Ganz einfach: Mit bet-at-home.com hat der SDAX seit 3. Februar 2017 einen Neuzugang, der zu den am häufigsten auf boersengefluester.de besprochenen Aktien gehört. Die Weichen für die Aufnahme hat die Gesellschaft zwar bereits vor längerer Zeit gestellt (siehe dazu auch unseren Beitrag vom September 2015), doch mit der Umsetzung beginnt für die Linzer mit AG-Sitz in Düsseldorf nun definitiv ein neues Börsenkapitel. „Wir freuen uns sehr, dass die Aufnahme in den SDAX bereits rund ein halbes Jahr nach der Zulassung zum regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse erfolgen konnte. Die erhöhte Aufmerksamkeit, welche mit einem SDAX-Listing verbunden ist, wird sich positiv auf die Liquidität der Aktie auswirken“, sagt Finanzvorstand Michael Quatember.
Die höhere Visibilität kann freilich auch ihre Schattenseiten haben, insbesondere wenn eine Aktie so stark an Wert gewonnen hat wie die von bet-at-home.com. Der SDAX-Startkurs des Online-Wettanbieters beträgt 93,00 Euro, was die Gesellschaft auf einen Börsenwert von exakt 652,67 Mio. Euro befördert. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren betrug die Marktkapitalisierung gerade einmal knapp 80 Mio. Euro. Nun haben sich die fundamentalen Rahmendaten in dieser Zeit zwar grundlegend verändert. Fakt ist aber auch, dass die aktuellen Kursziele der Analysten – sie schwanken zwischen 90 (Hauck & Aufhäuser) und 100 Euro (Oddo Seydler) – mehrheitlich unter der jetzigen Notiz liegen. Mit anderen Worten: Raum für Enttäuschungen ist kaum vorhanden. Bet-at-home.com muss also beständig liefern – und am besten sogar etwas mehr als eigentlich zu erwarten ist. CEO Franz Ömer ist aber überzeugt davon, dass die Story weitergeht. „Dass unsere Aktie ihr All-Time-High in den vergangenen Wochen und Tagen mehrmals übertreffen konnte, zeigt das große langfristige Potenzial, welches in diesem Titel steckt”.
Was tun also Anleger: In den vergangenen Jahren waren Rückschläge, die es auch bei bet-at-home.com immer wieder gab, regelmäßig Kaufgelegenheiten. Und vermutlich übt die Marke von 100 Euro auch eine magnetische Anziehungskraft aus. Wer den Titel im Depot hat, braucht vorerst also nichts zu unternehmen. Neuengagements würden wir allerdings ein wenig zurückstellen. Die wesentlichen Eckdaten für 2016 sind bekannt. Der nächste Trigger wird die Dividendenankündigung sein. Und vielleicht setzt bet-at-home.com ja einen drauf und gibt nochmals einen Aktiensplit bekannt. Kurspflege kann nie schaden. Und eins möchte das Management auf jeden Fall vermeiden, wie es regelmäßig in Gesprächen mit boersengefluester.de betonte: Dass aus bet-at-home.com eine „Fahrstuhlaktie“ wird , was den SDAX angeht. Ziel ist es nun also, den Platz im Index zu festigen und in der Rangliste beständig nach oben zu klettern.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 145,39 | 143,35 | 143,29 | 126,93 | 59,35 | 53,53 | 46,18 | |
EBITDA1,2 | 35,47 | 36,22 | 35,17 | 30,95 | 13,97 | 2,11 | 0,81 | |
EBITDA-Marge3 | 24,40 | 25,27 | 24,54 | 24,38 | 23,54 | 3,94 | 1,75 | |
EBIT1,4 | 34,13 | 34,95 | 33,24 | 28,92 | 11,67 | -0,11 | -0,84 | |
EBIT-Marge5 | 23,47 | 24,38 | 23,20 | 22,78 | 19,66 | -0,21 | -1,82 | |
Jahresüberschuss1 | 32,85 | 32,61 | 17,96 | 23,29 | -16,31 | 11,91 | -1,51 | |
Netto-Marge6 | 22,59 | 22,75 | 12,53 | 18,35 | -27,48 | 22,25 | -3,27 | |
Cashflow1,7 | 25,90 | 24,81 | 29,88 | 18,15 | 10,50 | -5,02 | 0,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 4,65 | 2,56 | 3,32 | -2,32 | 1,62 | -0,21 | |
Dividende8 | 7,50 | 6,50 | 2,00 | 2,50 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Fasselt Schlage |