Einmal mehr positiv überrascht hat uns bet-at-home.com. Jedenfalls schnitt der Online-Wettanbieter im zweiten Quartal bei sämtlichen wichtigen Kennzahlen besser ab als von boersengefluester.de vermutet. Ein starkes Signal sind unserer Meinung nach insbesondere die auf 35,079 Mio. Euro verbesserten Brutto-Wett- und Gamingerträge – also dem Spielvolumen minus ausbezahlter Gewinne. Im direkten Vorquartal lagen die Linzer mit AG-Sitz in Düsseldorf hier noch bei 30,274 Mio. Euro. Im zweiten Viertel 2015 kam bet-at-home.com auf Wett- und Gamingerträge von 28,298 Mio. Euro. Zwar war mit einem deutlichen Zuwachs zu rechnen. Immerhin fanden im zweiten Quartal die Vorrundenspiele sowie die Achtelfinalbegegnungen der Fußball-EM statt. Letztlich hätten wir aber nicht vermutet, dass bet-at-home.com hier so deutlich vorankommen wird. Unsere Erwartungshaltung lag eher im Bereich um 32,5 Mio. Euro.
Unterm Strich zeigt sich in dieser Zahl aber, dass sich die enormen Investitionen ins Marketing wieder einmal gelohnt haben. Immerhin 17,80 Mio. Euro flossen im zweiten Quartal 2016 in Werbemaßnahmen. Das ist sogar noch mehr als bei der WM in Brasilien. Allerdings sponsert bet-at-home.com mit Hertha BSC – neben Schalke 04 – mittlerweile auch noch einen zweiten Fußballbundesligisten. Eins zu eins lassen sich die Werbebudgets von Q2 2016 und Q2 2014 also nicht vergleichen. Bemerkenswert ist aber trotzdem, dass die EBITDA-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Verhältnis zu den Brutto-Wett- und Gamingerträgen) im zweiten Quartal 2016 mit 4,31 Prozent signifikant höher war als im zweiten Quartal zum Fußball-WM 2014. Damals kam bet-at-home.com auf eine EBITDA-Marge von 2,87 Prozent.
Die Prognose für das Gesamtjahr hat Finanzvorstand Michael Quatember erwartungsgemäß unberührt gelassen. Demnach plant Quatember weiterhin mit einem Zuwachs des Brutto-Wett- und Gamingertrags von zehn Prozent auf rund 134 Mio. Euro sowie einem EBITDA von etwa 30 Mio. Euro. Die Erwartungen der Analysten bewegen sich hier von 30,5 Mio. Euro (Hauck & Aufhäuser) über 32,4 Mio. Euro (Warburg Research) bis hin zu 34,1 Mio. Euro (Oddo Seydler). Um den Kapitalmarkt positiv zu überraschen, muss bet-at-home.com am Jahresende jedoch mehr liefern als die bislang in Aussicht gestellten Gewinnziele, was allerdings alles andere als ein Spaziergang wird. Zur Einordnung: 2015 verdiente bet-at-home.com im zweiten Halbjahr auf EBITDA-Basis 15,7 Mio. Euro, 2014 waren es 17,9 Mio. Euro. Gegenwärtig fehlen bis zum Erreichen des offiziellen Jahresziels aber immerhin noch knapp 21 Mio. Euro. Insbesondere in dem üblicherweise wichtigen Abschlussviertel müssen die Kassen also klingeln bei den Österreichern.
Losgelöst von der Analyse der Quartalszahlen: In den kommenden Wochen Monaten stehen bei bet-at-home.com wichtige Ereignisse an. Für noch mehr Visibilität am Kapitalmarkt soll das Upgrade vom Entry Standard in den Prime Standard bringen. Formal verschafft sich das Unternehmen auch den Zugang zur Indexwelt der Deutschen Börse AG – sowohl SDAX also auch TecDAX sind denkbare Optionen. Hier kommt es darauf an, in welche Branchenkategorie (Klassisch oder Technologie) bet-at-home.com zugeschlüsselt wird. Zudem hatte boersengefluester.de bereits Anfang Juli darüber berichtet, dass bet-at-home.com plant, dass immerhin 55 Mio. Euro umfassende Darlehen an den Großaktionär Betclic Everest schrittweise zurückzuführen (zu dem Beitrag kommen Sie HIER). Damit würde bet-at-home.com einen häufig genannten Kritikpunkt von institutionellen Investoren entschärfen. Parallel dazu hatte sich das Management von bet-at-home.com schon sehr frühzeitig auf eine sehr attraktive Dividendenpolitik für 2016 verständigt. Summa summarum ist die Investmentstory also vollkommen intakt, auch wenn es künftig immer schwieriger werden wird, die Erwartungen der Börsianer zu toppen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 145,39 | 143,35 | 143,29 | 126,93 | 59,35 | 53,53 | 46,18 | |
EBITDA1,2 | 35,47 | 36,22 | 35,17 | 30,95 | 13,97 | 2,11 | 0,81 | |
EBITDA-Marge3 | 24,40 | 25,27 | 24,54 | 24,38 | 23,54 | 3,94 | 1,75 | |
EBIT1,4 | 34,13 | 34,95 | 33,24 | 28,92 | 11,67 | -0,11 | -0,84 | |
EBIT-Marge5 | 23,47 | 24,38 | 23,20 | 22,78 | 19,66 | -0,21 | -1,82 | |
Jahresüberschuss1 | 32,85 | 32,61 | 17,96 | 23,29 | -16,31 | 11,91 | -1,51 | |
Netto-Marge6 | 22,59 | 22,75 | 12,53 | 18,35 | -27,48 | 22,25 | -3,27 | |
Cashflow1,7 | 25,90 | 24,81 | 29,88 | 18,15 | 10,50 | -5,02 | 0,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 4,65 | 2,56 | 3,32 | -2,32 | 1,62 | -0,21 | |
Dividende8 | 7,50 | 6,50 | 2,00 | 2,50 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Fasselt Schlage |