So viel Geld wie von Anfang Juli bis Ende September 2016 hat bet-at-home.com noch nie zuvor in einem Quartal verdient: Auf annähernd 12,30 Mio. Euro türmte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Damit steht nach neun Monaten 2016 ein EBITDA von knapp 21,34 Mio. Euro zu Buche und die bislang als vergleichsweise ambitioniert anmutende Prognose von 30 Mio. Euro EBITDA für 2016 sieht plötzlich komfortabel erreichbar aus. Immerhin hat der Online-Wettanbieter in den vergangenen zwei Jahren im Abschlussviertel jeweils gut 9,5 Mio. Euro auf EBITDA-Basis verdient. Gleichwohl hat sich Finanzvorstand Michael Quatember dazu entschieden, den offiziellen Ausblick für 2016 nicht anzupassen. Zum einen will er ein wenig Überraschungspotenzial in der Hinterhand behalten, zum anderen ist ein Sicherheitspolster in der heutigen Zeit nie ganz verkehrt.
Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de verrät der CFO aber auch, dass bet-at-home.com das Marketingbudget für 2016 vermutlich auf rund 45 Mio. Euro ausdehnen wird. Die bisherigen Planungen bewegten sich im Bereich von etwa 43 Mio. Euro. Dementsprechend engt sich der Spielraum für das EBITDA im Abschlussquartal ein wenig ein. Entscheidender für die Beurteilung der Aktie ist aber ohnehin der Blick auf das Gesamtbild. Und hier bieten die Linzer alle Zutaten für eine perfekte Börsenstory: Mit einer Marktkapitalisierung von mittlerweile mehr als 550 Mio. Euro – davon sind gut 40 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen – und dem im August erfolgten Upgrade in den Prime Standard zählt bet-at-home.com zu den heißen Kandidaten für einen Aufstieg in den SDAX. Auf dem Ende November in Frankfurt stattfindenden Eigenkapitalforum müssen sich CEO Franz Ömer, CFO Michael Quatember und Investor-Relations-Manager Klaus Fahrnberger mittlerweile aufteilen, um die vielen Gesprächsanfragen bedienen zu können.
Auch die Roadshows sind deutlich internationaler geworden. Zuletzt präsentierte bet-at-home.com mit Edison vor Investoren in London und Dublin. Im kommenden Jahr steht New York auf dem Programm. Positiv: Mit der Commerzbank hat kürzlich ein renommiertes Analysehaus die Coverage aufgenommen und die 17 Seiten umfassende Studie mit einem Kursziel von 91 Euro versehen. Bislang wurde der Titel von Hauck & Aufhäuser (Kursziel: 85 Euro), Warburg Research (Kursziel: 91,55 Euro) und Oddo Seydler (Kursziel: 67 Euro) regelmäßig analysiert. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass Großaktionär Betclic Everest im dritten Quartal 2016 damit begonnen hat, den zuletzt 55 Mio. Euro umfassenden Kredit von bet-at-home.com zurückzuführen – 4 Mio. Euro haben die Franzosen im vergangenen Quartal überwiesen. „Mittelfristig soll das Darlehen komplett getilgt werden“, sagt Quatember. Mit der Rückführung der Kredite kommt bet-at-home.com insbesondere den Wünschen institutioneller Anleger entgegen, die nicht unbedingt in einen Wettanbieter mit angeschlossenem Bankhaus investieren wollten. Zum Gefallen der Börsianer soll ein stattlicher Teil der frei werdenden Mittel in Form von Dividenden ausgekehrt werden. Zur nächsten Hauptversammlung am 17. Mai 2017 könnten in Summe zwischen 35 und 52 Mio. Euro an Sonderdividende fließen. Heruntergerechnet auf die einzelne Aktie entspricht das einer Spanne von 5,00 bis 7,50 Euro. Damit gehört der Anteilschein zu den attraktivsten Dividendenzahlern überhaupt.
Neben solch populären Maßnahmen wird bet-at-home.com aber auch in ein kleinen Dingen noch stärker auf die Interessen der Investoren eingehen – etwa bei der Formulierung des Ausblicks. „Wir werden auf Bandbreitenprognosen umstellen“, sagt IR-Chef Fahrnberger. Auch dafür gibt es ein “Gefällt mir” von boersengefluester.de. Bleibt die Frage, ob die Aktie nach der Traumperformance noch immer ausreichend Potenzial besitzt, um einen Neueinstieg zu rechtfertigen. Natürlich wachsen die Bäume auch bei bet-at-home.com nicht in den Himmel und zwischenzeitliche Konsolidierungsphasen beim Kurs sind nur gesund. Aber aufbauend auf der aktuellen Bewertung werden übergeordnete Trends wie die zunehmenden Wettaktivitäten via Smartphones, das generelle Marktwachstum und die enorme Skalierbarkeit des Geschäftsmodells für erkleckliches Ergebnispotenzial sorgen. Das bisherige All-Time-High von 79,50 Euro (8. November 2016) steht abzüglich des Netto-Finanzguthabens für einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von knapp 448 Mio. Euro – also etwa dem 14,5fachen des für 2016 erwarteten EBITDA. Sicher waren die entsprechenden Multiples in der Vergangenheit niedriger. Dafür hat sich die Wettbewerbsposition von bet-at-home.com aber auch spürbar verbessert. Und in der Wettbranche lassen sich die Gewinne nunmal fast ausschließlich über mehr Volumen erhöhen. Wir bleiben daher dabei: Ein Engagement sollte sich auch weiterhin lohnen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 145,39 | 143,35 | 143,29 | 126,93 | 59,35 | 53,53 | 46,18 | |
EBITDA1,2 | 35,47 | 36,22 | 35,17 | 30,95 | 13,97 | 2,11 | 0,81 | |
EBITDA-Marge3 | 24,40 | 25,27 | 24,54 | 24,38 | 23,54 | 3,94 | 1,75 | |
EBIT1,4 | 34,13 | 34,95 | 33,24 | 28,92 | 11,67 | -0,11 | -0,84 | |
EBIT-Marge5 | 23,47 | 24,38 | 23,20 | 22,78 | 19,66 | -0,21 | -1,82 | |
Jahresüberschuss1 | 32,85 | 32,61 | 17,96 | 23,29 | -16,31 | 11,91 | -1,51 | |
Netto-Marge6 | 22,59 | 22,75 | 12,53 | 18,35 | -27,48 | 22,25 | -3,27 | |
Cashflow1,7 | 25,90 | 24,81 | 29,88 | 18,15 | 10,50 | -5,02 | 0,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 4,65 | 2,56 | 3,32 | -2,32 | 1,62 | -0,21 | |
Dividende8 | 7,50 | 6,50 | 2,00 | 2,50 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Fasselt Schlage |