Wer gehofft hatte, dass zur Hauptversammlung (HV) der Maschinenfabrik Berthold Hermle am 4. Juli 2018 vielleicht ein Aktien-Split auf die Tagesordnung kommen würde, könnte vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Der Fräsmaschinenhersteller denkt nämlich gar nicht daran, seine Vorzugsaktie optisch leichter zu machen. „Warum auch?“, wird sich das Management vermutlich fragen – die Aktie läuft schließlich auch so. Jedenfalls scheint das mittlerweile nördlich der Marke von 400 Euro angekommene Kursniveau für die Fans von Hermle kein echtes Problem zu sein. Dabei würde ein Split dem Handelsvolumen des Small Caps sicherlich förderlich sein. So bleibt es dabei: Nach Audi, Rational, Simona und Puma ist die Hermle-Aktie der – absolut gesehen – fünftteuerste Anteilschein aus dem zurzeit 552 Titel umfassenden Coverage-Universum von boersengefluester.de. Vermutlich wird es im Aktionärskreis eine Menge Leute geben, für die das optisch hohe Kursniveau sogar eher eine Art Auszeichnung ist. Immerhin liefert Hermle mit schier unglaublicher Präzision immer wieder bemerkenswert gute Zahlen ab.
So steht zur HV eine Dividende von 15,05 Euro je Vorzugsaktie auf der Agenda. Sie setzt sich aus einem unveränderten Sockel von 0,85 Euro und einer – gegenüber dem Vorjahr – ebenfalls konstanten Bonuszahlung von 12 Euro je Vorzugsaktie zusammen. On top kommt diesmal aber noch ein einmaliger Sonderbonus von 2,20 Euro pro Vorzugsaktie. Und auch das keine Besonderheit bei Hermle: Die Schwaben bewegen sich traditionell im Bereich einer Vollausschüttung des Jahresgewinns. Normalerweise ruft das die Bedenkenträger auf den Plan, doch Hermle ist finanziell derart solide aufgestellt, dass der Mittelabfluss nicht zulasten der Investitionskraft geht. Auf dem heimischen Kurszettel gibt es ansonsten wohl nur die Zeitarbeitsfirma Amadeus-Fire, die eine ähnlich üppige Dividendenpolitik fährt und dafür keine Rüffel aus Investorenkreisen kassiert. Bei Hermle hängt das freilich auch damit zusammen, dass an der Börse ohnehin nur die stimmrechtslosen Vorzüge gelistet sind. Dabei lässt sich über die tatsächliche Aktionärsstruktur nur mutmaßen: Bekannt ist lediglich, dass – neben der Familie – der auch bei AdCapital engagierte Unternehmer Günther Leibinger (Maschinenfabrik Trumpf) seit vielen Jahren an Bord ist. Zudem scheint das ebenfalls in Gosheim beheimatete Präzisionstechnikunternehmen CWG mit Hermle verbandelt zu sein.
Bewertungstechnisch bewegt sich die Hermle-Aktie eigentlich eher im roten Bereich. Jedenfalls sind ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fast 30 und ein Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) nahe 13 – für ein Unternehmen aus dem Maschinenbau – alles andere als normal an der Börse. Und selbst unter Berücksichtigung des Netto-Finanzguthabens von 125 Mio. Euro wird Hermle zurzeit mit dem etwa 17fachen des für 2018 zu erwartenden EBITDA gehandelt. Zum Vergleich: Bei DMG Mori liegt die Relation von Enterprise Value zu EBITDA bei knapp 14,5, die GEA Group hat einen Faktor von 11,3, Krones kommt auf ein Multiple von etwa 9,5. Der im Börsensegment Scale gelistete Fräsmaschienhersteller Datron bringt es auf einen entsprechenden Faktor von 8,1. Bei allem Respekt für die Ertragskraft und Bilanzstärke von Hermle – in gewisser Weise werden hier auch Knappheitspreise bezahlt. Andererseits: Auf die lange Sicht hat es sich bislang immer als Fehler herausgestellt, die Hermle-Aktie zu verkaufen. Und so lange die Dividendenrendite sich noch immer im Bereich um 3,6 Prozent bewegt, dürfte das auch künftig so bleiben. Trotzdem ist es gut möglich, dass auf die Zeit der All-Time-Highs nach der Dividendenausschüttung erst einmal wieder eine Konsolidierungsphase folgt – was ja auch nur gesund wäre.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 402,01 | 452,92 | 463,10 | 296,94 | 375,98 | 474,07 | 532,32 | |
EBITDA1,2 | 106,80 | 121,74 | 124,59 | 64,59 | 85,89 | 110,85 | 127,40 | |
EBITDA-Marge3 | 26,57 | 26,88 | 26,90 | 21,75 | 22,84 | 23,38 | 23,93 | |
EBIT1,4 | 98,99 | 111,73 | 114,20 | 54,18 | 74,60 | 99,62 | 115,83 | |
EBIT-Marge5 | 24,62 | 24,67 | 24,66 | 18,25 | 19,84 | 21,01 | 21,76 | |
Jahresüberschuss1 | 73,33 | 87,47 | 84,21 | 40,08 | 54,91 | 71,79 | 87,57 | |
Netto-Marge6 | 18,24 | 19,31 | 18,18 | 13,50 | 14,61 | 15,14 | 16,45 | |
Cashflow1,7 | 82,00 | 93,31 | 71,70 | 43,19 | 36,39 | 90,52 | 92,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | 14,70 | 17,53 | 16,88 | 8,06 | 11,02 | 14,40 | 17,55 | |
Dividende8 | 15,05 | 15,05 | 5,05 | 5,05 | 9,05 | 11,05 | 15,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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