Die Aktie der Berliner Effektengesellschaft (BEG) gehört zu den Kurswundern der aktuellen Börsenhausse, die nicht ganz so im Rampenlicht stehen wie etwa Lang & Schwarz, wallstreet:online oder gar flatexDEGIRO. Trotzdem: 90 Prozent Kursplus allein seit November 2020 und ein Börsenwert von mittlerweile rund 935 Mio. Euro können sich mehr als sehen lassen. Dabei ist die Investmentstory schnell erzählt: Die Berliner halten 56,2 Prozent an der Handelsplattform Tradegate, an der auch die Deutsche Börse AG beteiligt ist. Die Zahl der über Tradegate abgewickelten Wertpapiertransaktionen schießt momentan so dermaßen steil nach oben, wie es wohl niemand für möglich gehalten hätte. Parallel dazu geht es auch mit dem Aktienkurs von Tradegate Richtung Norden. Konkret steht der Börsenwert unmittelbar vor der Marke von 2 Mrd. Euro – also nochmals rund 163 Mio. Euro mehr, als die im SDAX notierte flatexDEGIRO auf die Waagschale bringt.
Dass die Tradegate-Aktie dennoch nur etwas für Spezialisten ist, liegt freilich daran, dass gerade einmal 4,18 Prozent der Stücke dem Streubesitz zuzurechnen sind. Das zweite wesentliche (wenn auch viel kleinere) Asset der BEG ist die Beteiligung von etwas mehr als einem Viertel an der Quirin Privatbank, die unter anderem auch die Muttergesellschaft des FinTech-Unternehmens Quirion mit dem gleichnamigen Robo-Advisor ist. Und rund um Quirion gibt es nun interessante Neuigkeiten: So haben die Berliner eine Kapitalerhöhung um 13 Mio. Euro auf die Schiene gesetzt, die Quirion mit immerhin 73 Mio. Euro bewertet. Nicht schlecht für eine Gesellschaft, die per Oktober 2020 gut 500 Mio. Euro an Kundengeldern verwaltete. „Die zufließenden Mittel in sollen im Wesentlichen dazu dienen, der Gesellschaft ein beschleunigtes Wachstum zu ermöglichen“, heißt es offiziell.
Der bisherige Alleineigentümer Quirin Privatbank verzichtet dabei auf sein Bezugsrecht und gewährt neuen Investoren den Zutritt bei Quirion. Quasi zum „Friends and Family“-Programm gehört da, dass sich auch die Berliner Effektengesellschaft engagiert – und zwar mit rund 25.000 Aktien für eine Kaufsumme von 3 Mio. Euro. Damit sind der BEG nun rund 4,1 Prozent an Quirion zuzurechnen. Wer die anderen neuen Investoren sind, ist derzeit nicht bekannt. Losgelöst davon gilt für die Aktionäre der BEG: Allein die Beteiligungen an Tradegate und Qurion sind durchgerechnet derzeit knapp 83 Euro je BEG-Aktie wert – bei einem aktuellen Aktienkurs von 67 Euro. Trotz der Fahnenstange im Chart, wird der Titel also immer noch mit einem Discount gehandelt. Solch ein Puffer ist allerdings auch sinnvoll, denn der Hebel wirkt natürlich auch in die andere Richtung. Und eine markante Kurskorrektur an den Börsen, werden wohl selbst notorische Optimisten in ihre Kalkulation aufnehmen müssen. Dafür ging es zuletzt einfach zu schnell und zu steil nach oben.
Insgesamt aber trotzdem eine tolle Geschichte, die das Team um BEG-Vorstand Holger Timm da vorzuweisen hat. Noch zwei Hinweise: Auch die Aktie der Berliner Effektengesellschaft ist mit einem Streubesitzanteil von 14,29 Prozent alles andere als super liquide. Lohnneswert ist stets eine Blick auf den Investor Relations-Bereich der BEG-Webseite, denn dort sind die aktuellen Wertverhältnisse täglich abgebildet.
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