Verrückt, wie der Aktienkurs der Berliner Effektengesellschaft momentan in die Höhe schießt. Allein seit Mitte März gewann der Anteilschein der Finanzholding um fast 45 Prozent an Wert. Doch was steckt hinter der Rally? Eigentliches Objekt der Begierde ist die Tradegate Wertpapierhandelsbank, den meisten Anlegern aus der Praxis wohl über den Orderplatz Tradegate bekannt. Wie immer in volatilen Börsenzeiten, schnellen momentan auch die Umsätze auf Tradegate in die Höhe und bescheren dem Unternehmen als Marketmaker knackige Gewinne. Entsprechend zeigt sich das auch im Aktienkurs von Tradegate, der seit Jahresbeginn 2020 um mehr als 60 Prozent geklettert ist. Zwar käme aus Investorensicht zunächst ein Direktinvestment in die Tradegate-Aktie in Betracht, doch die Zahl der frei im Umlauf befindlichen Papiere ist verschwinden gering und beträgt offiziell nur noch 4,26 Prozent. Entsprechend niedrig sind die Handelsumsätze in der Tradegate-Aktie.
Größter Aktionär neben der Deutschen Börse AG (19,99 Prozent) und BNP Paribas (19,62 Prozent) ist – und hier schließt sich der Kreis – die Berliner Effektengesellschaft (BEG) mit einem Anteil von 56,13 Prozent. Und so wundert es nicht, wenn sich gewiefte Small Cap-Investoren momentan indirekt über die Berliner Effekten-Aktie bei Tradegate engagieren. Praktischerweise lässt sich dies nämlich sogar mit einem ordentlichen Discount umsetzen. Die aktuelle Rechnung: Die 13.695.391 Tradegate-Aktien aus dem Bestand der BEG haben beim Tradegate-Kurs von 37,40 Euro einen Wert von 512,20 Mio. Euro.
On top hält die BEG noch knapp 11 Millionen Aktien an der ebenfalls börsennotierten Quirin Privatbank im Gegenwert von zurzeit 16,05 Mio. Euro im Depot. Klammert man die ebenfalls noch im Portfolio befindliche Ventegis Capital aus, stehen die beiden wichtigsten Engagements also für einen Gegenwert von gut 528 Mio. Euro. Heruntergerechnet auf die insgesamt im Umlauf befindlichen 13.495.437 BEG-Aktien ergibt sich daraus ein Wert von 39,14 Euro pro Anteilschein. Zum Vergleich: Die tatsächliche Notiz der BEG-Aktie beträgt zurzeit 28,40 Euro, was einem Abschlag von mehr als einem Viertel auf den NAV entspricht.
Bevor jetzt aber noch mehr Leute auf den Zug aufspringen: Solch ein Discount ist in der Beteiligungsbranche keine Seltenheit und auch bei der Berliner Effektengesellschaft seit Jahren gelebte Realität – mit freilich unterschiedlichen Ausprägungen. In Bewegung gesetzt hat sich die Maschinerie freilich mit dem anziehenden Tradegate-Kurs, der den Discount Ende März zwischenzeitlich auf fast 40 Prozent hat anschwellen lassen. Das war dann doch des Guten zuviel. Bedenken sollten Anleger zudem, dass auch die BEG-Aktie mit einem Streubesitz von 15,12 Prozent – bei einem Börsenwert von 383 Mio. Euro – recht markteng ist. Soll heißen: Wenn gleichzeitig viele Leute rauswollen um ihre jüngsten Gewinne zu realisieren, dürften die Türen nicht breit genug sein und somit gleichfalls heftige Ausschläge auslösen. Trotzdem zeigt die jüngste Kursexplosion bei der Berliner Effektengesellschaft einmal mehr, dass es sich für Anleger durchaus lohnen kann, auch abseits der großen Pfade unterwegs zu sein.
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