Wie vor einigen Monaten vom Unternehmen angekündigt, hat die Deutsche Börse AG die bereits Ende 2009 mit der Berliner Effektengesellschaft (BEG) vereinbarten Optionen gezogen und ihren Anteil an der Tradegate AG Wertpapierhandelsbank von 4,95 Prozent auf 14,86 Prozent erhöht. „Die Aufstockung hat für uns strategischen Charakter und bekräftigt unsere langfristig ausgerichtete Kooperation mit der Tradegate AG”, sagt Martin Reck, Managing Director des Kassamarktes der Deutschen Börse. Weitere Details sind nicht bekannt. Allerdings besitzt der DAX-Konzern noch weitere Rechte, mit denen er seinen Anteil an der Tradegate AG auf 20 Prozent hieven könnte. Bezogen auf den aktuellen Tradegate-Kurs von 5,80 Euro würde die Transaktion für BEG einem Mittelzufluss von rund 14 Mio. Euro entsprechen. Vermutlich liegt der Ausübungspreis für die Option allerdings spürbar unter der aktuellen Notiz. Dennoch sind die aktuellen Bewertungsrelationen bemerkenswert: Gegenwärtig beträgt die komplette Marktkapitalisierung von BEG rund 86 Mio. Euro. Nach Umsetzung des Geschäfts hält die mehrheitlich Holger Timm zurechenbare Berliner Effektengesellschaft noch 61,01 Prozent an Tradegate.
Allein dieses Paket würde den jetzigen Börsenwert der Berliner komplett abdecken. Hinzu kommen die Engagements bei der auf Honorarberatung spezialisierten Quirin Bank sowie dem Frühphasenfinanzierer Ventegis. Letztlich hätte jede BEG-Aktie zurzeit einen fairen Wert von knapp 8 Euro – die aktuelle Notiz beträgt allerdings „nur” 6,20 Euro. Demnach werden die Papiere derzeit mit einem Discount von 22 Prozent auf den Net Asset Value (NAV) gehandelt. Zugegeben: In der Vergangenheit lag der Abschlag auch schon bei mehr als 40 Prozent. Neu ist jedoch ein weiterer Kurs-Trigger: Die Einnahmen an dem Verkauf der Tradegate-Aktien an die Deutsche Börse will BEG-Chef Holger Timm nämlich unter anderem für den Rückkauf eigener Aktien verwenden. Laut dem HV-Beschluss vom 17. Juni 2010 besteht noch bis zum 16. Juni 2015 ein Ermächtigungsrahmen für den Erwerb der gesetzlichen Höchstgrenze von bis zu zehn Prozent der eigenen Anteilscheine. Per Ende 2013 hatten die Berliner gerade einmal 44.147 BEG-Aktien im Bestand. Demnach könnten sie noch rund 1,343 Millionen Anteile erwerben – was einem rechnerischen Gegenwert von 8,3 Mio. Euro entspricht.
Sollte BEG das Volumen bis Mitte 2015 tatsächlich voll ausschöpfen, liefe das auf einen wöchentlichen Umfang von fast 52.000 Stück hinaus. Für den Aktienkurs der BEG ist das ein extrem starkes Signal, auch wenn sich der ohnehin nur rund 19 Prozent umfassende Streubesitz weiter verringern wird. Gemessen an den normalen wöchentlichen Handelsumsätzen halten wir ein maximales Ausreizen des Rückkaufprogramms zwar kaum für möglich – zumindest nicht in einem halben Jahr. Boersengefluester.de ist aber gespannt, in welchem Tempo Vorstand Timm den Plan angehen wird. Start ist jedenfalls „ab sofort”. Für gewiefte Nebenwertefans könnte sich hier also eine super interessante Investmentchance auftun.