Auf Investorenveranstaltungen war die 2012 von Berentzen emittierte 50-Millionen-Euro-Anleihe regelmäßig ein Thema. Immerhin kleidete den mit Laufzeit bis Oktober 2017 Bond ein für heutige Verhältnisse üppiger Zinscoupon von 6,5 Prozent – und drückte entsprechend auf das Finanzergebnis des Getränkekonzerns. Um frühzeitig Klarheit zu schaffen, hat Berentzen daher bereits Anfang 2017 mitgeteilt, dass die Anleihe durch einen nur etwa halb so großen Konsortialkredit unter Führung der Deutschen Postbank ersetzt werden soll. Nun ist es soweit: Berentzen zahlt die Anleihe 2012/17 pünktlich zurück und schlägt damit ein neues Kapitel in der Unternehmensfinanzierung auf. Für die Bond-Inhaber hat sich ihr Investment definitiv gelohnt. Auf eine Besserung der Nachrichtenlage hoffen freilich nun auch die Aktionäre von Berentzen. Immerhin musste die Gesellschaft zuletzt ihre Ergebnisziele für 2017 kürzen, da es gleich an mehreren Stellen nicht so läuft wie gedacht. Zu allem Überfluss drückte außerdem der in weiten Teilen Deutschlands zu kühle Sommer aufs Geschäft (siehe dazu auch den Beitrag von boersengefluester.de HIER). Auf boersengefluester.de spricht Finanzvorstand Ralf Brühhöfner nun über die Rückzahlung der Anleihe, die Hintergründe der Anschlussfinanzierung und welche Effekte sich daraus für Berentzen ergeben.
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Herr Brühöfner, die Berentzen-Gruppe hat die Anleihe 2012/17 fristgerecht zurückgezahlt. Daran gab es ja eigentlich keinen Zweifel. Aber trotzdem: Wie wichtig war Ihnen dieser Schritt?
Ralf Brühöfner: Sehr wichtig. Die Unternehmensanleihe war für uns ein gutes und richtiges Instrument. Aber in den vergangenen Jahren hat die Mittelstandsanleihe aufgrund eines verhältnismäßig hohen Anteils instabiler Emittenten eine negative Konnotation erhalten. Viele Anleger verloren sehr viel Geld. Wir hingegen konnten in diesen fünf Jahren eine solide Unternehmensentwicklung zeigen, und daher freuen wir uns, dass wir heute die Rückzahlung der Anleihe und zeitgleich die letzte Zinszahlung an die Anteilseigner vorgenommen haben.
Wie haben Sie die 50 Mio. Euro konkret refinanziert?
Ralf Brühöfner: Aufgrund unserer komfortablen Liquiditätsausstattung konnten wir die Hälfe der Anleihe aus vorhandenen eigenen Mitteln zurückzahlen. Zudem haben wir bereits Ende vergangenen Jahres einen Konsortialkredit mit attraktiven Konditionen in Höhe von 25,5 Mio. Euro abgeschlossen und damit eine frühzeitige Refinanzierung der Anleihe gesichert.
Warum haben Sie sich diesmal für einen Konsortialkredit und gegen eine neue Anleihe entschieden? War hierfür allein der günstigere Zinssatz ausschlaggebend?
Ralf Brühöfner: Die verschiedenen Finanzierungsinstrumente, die am Markt bestehen, sind im Spannungsfeld von Stabilität, Flexibilität, Unabhängigkeit und Kosten unterschiedlich positioniert. Für uns war es also wesentlich, zu prüfen, welche der infrage kommenden Optionen – neue Unternehmensanleihe, Schuldscheindarlehen oder Konsortialkredit – unseren persönlichen Anforderungen innerhalb dieses Spannungsfelds am ehesten entspricht. Wir haben uns final für den Konsortialkredit entschieden, weil dieser einerseits relativ niedrige Finanzierungskosten und andererseits Stabilität und Sicherheit bietet. In seiner Ausgestaltung ist der Konsortialkredit zudem auf unsere unterjährig und auch täglich sehr volatilen Finanzierungsbedürfnisse maßgeschneidert.
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Der Konsortialkredit hat lediglich ein Volumen von 25,5 Mio. Euro. Benötigen Sie nicht mehr Geld oder war das eine Bedingung der Banken, das Volumen niedriger zu halten?
Ralf Brühöfner: Als wir im Herbst 2014 mit dem Kauf der österreichischen TMP Technic Marketing Products in das Segment Frischsaftsysteme eingestiegen sind, haben wir für die Unternehmensakquisition rund 15 Mio. Euro benötigt. Außerdem haben wir von den Mittelzuflüssen durch die Unternehmensanleihe noch Bourbon-Whiskey-Bestände für etwa 7 Mio. Euro aufgekauft. In Summe hatten wir demnach eine Mittelverwendung von ca. 22 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung unserer stabilen operativen Cashflows sind wir vor diesem Hintergrund zu dem Schluss gekommen, dass ein Finanzierungsvolumen von 25,5 Mio. Euro bedarfsgerecht ist. Mehr ist nicht erforderlich. Bankenseitig gab es hier keine Beschränkung.
Beim bisherigen Zinskupon von 6,50 Prozent p.a. musste Berentzen an die Anleihegläubiger jährlich Zinsen in Höhe von 3,25 Mio. Euro zahlen. Wie viel sparen Sie zukünftig durch die günstigere Refinanzierung und welche Auswirkungen erwarten Sie auf Ihren Cashflow?
Ralf Brühöfner: Im Rahmen der Refinanzierung gibt es drei wesentliche Dimensionen, die für eine Einsparung verantwortlich sind. Wir halbieren in etwa das Finanzierungsvolumen, die Finanzierungsstruktur ist optimiert und nicht zuletzt bietet der Konsortialkredit ein deutlich niedrigeres Zinsniveau. Ab 2018 wird sich der jährliche Finanzierungsaufwand damit um mehr als 2 Mio. Euro reduzieren, was dann entsprechend auch so im Cashflow zu sehen sein wird.
Ralf Brühöfner ist seit 2001 in der Berentzen-Gruppe Aktiengesellschaft beschäftigt und wurde im Juni 2007 zum Vorstand berufen. Er verantwortet die Ressorts Finanzen, Controlling, Personal, Informationstechnologie, Recht, Unternehmenskommunikation und Corporate Social Responsibility. Zuvor bekleidete er Führungspositionen in der Behälterglasindustrie (Hermann Heye KG, heute ArdaghGroup) und bei der Balcke-Dürr AG. Ralf Brühöfner, Jahrgang 1965, startete seinen Berufsweg bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers.
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