Gar nicht so einfach, aus dem Kopf alle 30 DAX-Aktien auf einen Zettel zu schreiben. Wir haben den Versuch gemacht und mussten am Ende doch ein klein wenig überlegen, bis uns Beiersdorf als letztes noch fehlendes Indexmitglied einfiel. Die leichte Gedächtnislücke kommt vermutlich nicht von ungefähr, denn die Hamburger mit ihren bekanntesten Marken Nivea, Tesa und Hansaplast sind nicht unbedingt die Aktie, die Anleger in den vergangenen fünf Jahren vom Hocker gerissen hat. Per saldo geht es seitwärts mit dem Anteilschein. Und eine seit 2009 konstant bei 0,70 Euro je Aktie gelassene Dividende werden die meisten Investoren wohl nicht mehr in die Rubrik Dividendenkontinuität einsortieren, sondern eher als eine aus der Zeit gefallene Ausschüttungspolitik betrachten – zumal sie für eine Dividendenrendite von nicht einmal 1 Prozent steht. Doch das kümmert die Großaktionäre der Familie Herz, die etwas mehr als 50 Prozent der Beiersdorf-Aktien halten, offenbar wenig.
Dass 2020 für eine Gesellschaft wie Beiersdorf kein besonders gutes Jahr war, kommt wenig überraschend. Boersengefluester.de hat sich dennoch den fast 1,5 Stunden dauernden virtuellen Analysten-Call zur Vorlage des Geschäftsberichts 2020 angehört, einfach um die Lage noch besser einordnen zu können. Hoch interessant, aber irgendwie auch ziemlich steril. Insbesondere den Ausblick („positives Umsatzwachstum sowie eine operative EBIT-Umsatzrendite ohne Sondereffekte auf Vorjahresniveau“) finden wir wenig inspirierend. Und trotzdem outen wir uns an dieser Stelle als Fans von Beiersdorf. Neben den – trotz aller Schwierigkeiten – eben doch extrem werthaltigen Marken verfügt das Unternehmen über eine Netto-Liquidität (ohne Berücksichtigung der Pensionsrückstellungen) von 4,69 Mrd. Euro und hält dabei annähernd zehn Prozent der insgesamt 252.000.000 ausstehenden Aktien im eigenen Bestand.
Unter Berücksichtigung dieser Sonderfaktoren sieht die auf den ersten Blick recht stattliche Bewertung der Beiersdorf-Aktie schon deutlich entspannter aus. Jedenfalls finden wir einen Faktor von rund zwölf – bezogen auf das für 2021 zu erwartende Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) – alles andere als abgehoben. Und selbst das Kurs-Buchwert-Verhältnis von gut 3,5 ist längst nicht mehr Spitzenlevel im DAX. Hier liegen Aktien wie adidas, Delivery Hero oder Infineon ein ordentliches Stück höher. Wer also nach einem eher defensiven Investment aus dem DAX sucht und nicht bereits beim Einstieg schon wieder gedanklich beim Verkauf ist, findet in dem Titel für unseren Geschmack eine gute Gelegenheit. So haben wir hier ein deutlich besseres Gefühl, als bei den vielen hochgejazzten Papieren, die als Corona-Profiteure gefeiert werden. Und auf jeden Fall haben wir die Beiersdorf-Aktie nun wieder klar auf dem Schirm und sind bereits jetzt gespannt, welcher DAX-Wert uns in zwölf Monaten wohl als letztes einfällt. Leichter wird es nicht, denn dann hat der DAX ja bereits 40 Mitglieder.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7.056,00 | 7.233,00 | 7.653,00 | 7.025,00 | 7.627,00 | 8.799,00 | 9.447,00 | |
EBITDA1,2 | 1.238,00 | 1.262,00 | 1.270,00 | 1.085,00 | 1.220,00 | 1.379,00 | 1.554,00 | |
EBITDA-Marge3 | 17,55 | 17,45 | 16,59 | 15,44 | 16,00 | 15,67 | 16,45 | |
EBIT1,4 | 1.088,00 | 1.097,00 | 1.032,00 | 828,00 | 933,00 | 1.092,00 | 1.105,00 | |
EBIT-Marge5 | 15,42 | 15,17 | 13,49 | 11,79 | 12,23 | 12,41 | 11,70 | |
Jahresüberschuss1 | 689,00 | 745,00 | 736,00 | 577,00 | 655,00 | 771,00 | 749,00 | |
Netto-Marge6 | 9,76 | 10,30 | 9,62 | 8,21 | 8,59 | 8,76 | 7,93 | |
Cashflow1,7 | 911,00 | 868,00 | 982,00 | 984,00 | 993,00 | 797,00 | 941,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,96 | 3,21 | 3,17 | 2,47 | 2,81 | 3,33 | 3,24 | |
Dividende8 | 0,70 | 0,70 | 0,70 | 0,70 | 0,70 | 0,70 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Foto: Beiersdorf AG