Mit Rekord-Umsätzen (plus 8,4 Prozent auf 2,27 Mrd. Euro) und -Gewinnen (Jahresüberschuss plus 12,5 Prozent auf 63,4 Mio. Euro) hat Bechtle, einer der führenden europäischen IT-Dienstleister für gewerbliche Kunden, schon im vergangenen Jahr brilliert. Nun wollen die Neckarsulmer noch einen draufsetzen. Sechs bis zehn Prozent Wachstum kann sich Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG, für 2014 vorstellen. Und die Profitabilität soll weiter verbessert werden. Die gute Geschäftsentwicklung in den ersten Wochen dieses Jahres unterstützt die optimistische Prognose des TecDAX-Unternehmens.
Dabei entwickelte sich das Geschäft des IT-Komplettanbieters mit mehr als 65 Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Beginn des vergangenen Jahres eher zäh. Der Umsatzanstieg von gut fünf Prozent im ersten Halbjahr auf über 1 Mrd. Euro war für das Management und die Aktionäre wenig zufriedenstellend. Das EBT (Ergebnis vor Steuern) rutschte sogar um zehn Prozent auf 28,7 Mio. Euro ab. Im Bereich E-Commerce hatte Bechtle den Trend zu mobilen Endgeräten verschlafen. Durch die Erweiterung der regionalen Präsenz in der Schweiz und Österreich, den Ausbau des Managed-Services-Geschäfts und die akquisitionsbedingte Verstärkung im Software-Bereich startete Bechtle dann mit Wachstumsraten von deutlich über zehn Prozent durch. Im vierten Quartal legte der Umsatz der Gesellschaft aus Neckarsulm gar um 11,4 Prozent und das EBT um ein Viertel zu.
Diesen Schwung hat das Unternehmen mit ins neue Jahr genommen. Auf der Analystenkonferenz in Frankfurt macht Olemotz denn auch kein Geheimnis daraus, dass die Zahlen des ersten Halbjahrs 2014 deutlich über denen des Vorjahrs liegen werden. In einigen Bereichen – zum Beispiel bei Großaufträgen auf europäischer Ebene – wäre Olemotz „nicht unglücklich, wenn die Auftragsdynamik etwas nachlassen würde.“ Auf der anderen Seite macht er auch deutlich, dass organische Wachstumsraten wie im zweiten Halbjahr 2013 nur schwer zu wiederholen sind. Basisbedingt könnte das dann zu einer Enttäuschung der Anleger zum Jahresende führen.
In den kommenden Monaten sollte sich die Bechtle-Aktie – getragen von positiven Unternehmensmeldungen – erst einmal weiter gut entwickeln. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von derzeit rund 16 ist der Wachstumswert nicht teuer. Immerhin will Olemotz bis zum Jahr 2020 – auch mithilfe von Akquisitionen – zweistellig zulegen und dann die Umsatz-Marke von 5 Mrd. Euro knacken. Die aktuelle Dividendenrendite von 1,9 Prozent ist zwar nicht üppig, verglichen mit dem, was das Geld auf dem Sparkonto an Rendite abwirft, jedoch auskömmlich. Mit liquiden Mitteln von 156 Mio. Euro und einer Eigenkapitalquote von 55 Prozent ist Bechtle solide finanziert und die Ausschüttung weitgehend gesichert. Wolfgang Specht, Analyst beim Bankhaus Lampe, hat seine Ergebnisschätzungen für Bechtle deutlich erhöht und empfiehlt die Aktie zum Kauf. Sein Kursziel sind 63 Euro.