Charttechnisch motivierte Anleger könnten bei der Bauer-Aktie allmählich nervös werden. Mit knapp 22 Euro ist der Anteilschein des Spezialisten für Tiefbauaktivitäten nun nämlich in genau die Regionen zurückgekehrt, die Anfang 2013 das obere Ende des vorangegangenen Kursaufschwungs markierten. Dabei ist es zunächst einmal überhaupt bemerkenswert, in welcher Geschwindigkeit die Notiz zuletzt überhaupt gen Norden geschossen ist. Seit Jahresbeginn türmt sich das Kursplus auf immerhin knapp 90 Prozent. Kein anderer Titel aus dem Sektor hat eine ähnlich gute Performance vorzuweisen. Ihre Antennen ausfahren sollten allerdings auch Investoren, die bei ihrer Einschätzung eher auf fundamentale Faktoren setzen. Immerhin kommen nahezu alle aktuellen Analysen zu dem Schluss, dass der faire Wert des Titels zurzeit im Bereich um 22 Euro anzusiedeln ist.
Demnach wäre es der beste Rat, die Gewinne noch ein wenig laufen zu lassen – und den Stoppkurs entsprechend nachzuziehen. Freilich hat die Bauer-Aktie vor Ausbruch der Finanzkrise gezeigt, dass sie sogar in Regionen von mehr als 60 Euro vorstoßen kann. 2008 erzielte das in Schrobenhausen ansässige Unternehmen allerdings auch Rekordgewinne von fast 108 Mio. Euro, während die Vorstandsprognosen für 2017 einen Überschuss zwischen 23 und 28 Mio. Euro vorsehen. Nach den vielen Verfehlungen der vergangenen Jahre wäre es aber freilich schon ein ermutigendes Signal, wenn Bauer diesmal Wort hält. Jedenfalls liegen die Schätzungen der Analysten eher im Bereich der offiziellen Prognosen. Mit anderen Worten: Die Erwartungshaltung ist vergleichsweise moderat. Das Auftaktviertel 2017 brachte zwar einen kleinen Fehlbetrag von knapp 4 Mio. Euro, was allerdings typisch für den saisonalen Verlauf bei Bauer ist. Letztlich hat boersengefluester.de sogar mit einem etwas höheren Verlust gerechnet. Positiv ist außerdem, dass Bauer bei einem Teil der Finanzverbindlichkeiten wieder von kurzfristig auf langfristig wechseln konnte. 2016 hatte Bauer bei der gegenüber den Banken zugesicherten Relation von Nettoschulden zu EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) noch kurzfristig gepatzt und musste daher zuvor als langfristig eingestufte Finanzverbindlichkeiten als kurzfristig fällige Darlehen umbuchen.
Losgelöst davon bleibt die enorm hohe Verschuldung der größte Haken an der Bauer-Aktie. So gesehen hat die Stärkung des Eigenkapitals Priorität bei Bauer. Langfristig soll die Quote zurück über die Marke von 30 Prozent gehen – verglichen mit zurzeit gut 24 Prozent. Vorerst stuft boersengefluester.de den Titel jedoch von „Kaufen“ auf „Halten“ zurück. Immerhin hatten wir Anfang Dezember 2016 einen perfekten Einstiegszeitpunkt (siehe den Beitrag HIER). Wenn aus charttechnischer und fundamentaler Sicht markante Hürden auftauchen, ist ein Zusatzmaß an Vorsicht sicher kein schlechter Ratgeber. Nächster wichtiger Termin ist die Hauptversammlung Ende Juni am Firmensitz in Schrobenhausen. Zwar gibt es eine kleine Dividende von 0,10 Euro je Aktie (Vorjahr: 0,15 Euro). Ein klassischer Renditewert ist Bauer aber so oder so nicht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.667,86 | 1.589,09 | 1.470,92 | 1.343,24 | 1.433,07 | 1.630,14 | 1.698,19 | |
EBITDA1,2 | 182,55 | 198,62 | 123,05 | 165,25 | 153,46 | 60,52 | 209,81 | |
EBITDA-Marge3 | 10,95 | 12,50 | 8,37 | 12,30 | 10,71 | 3,71 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 89,57 | 100,06 | 22,48 | 55,54 | 36,03 | -68,02 | 95,23 | |
EBIT-Marge5 | 5,37 | 6,30 | 1,53 | 4,13 | 2,51 | -4,17 | 5,61 | |
Jahresüberschuss1 | 3,67 | 24,09 | -36,55 | -8,22 | 3,99 | -94,02 | 7,48 | |
Netto-Marge6 | 0,22 | 1,52 | -2,48 | -0,61 | 0,28 | -5,77 | 0,44 | |
Cashflow1,7 | 183,33 | 147,44 | 168,88 | 168,15 | 82,92 | 100,99 | 150,85 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,16 | 1,32 | -2,17 | -0,48 | -0,02 | -3,66 | 0,14 | |
Dividende8 | 0,10 | 0,10 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |