Herr Schierack, Bastei Lübbe und die US-Firma Imperative Entertainment haben das Joint Venture „Bastei Inc.“ gegründet. Welche Ziele verfolgen Sie mit dieser Partnerschaft und wie wollen Sie sich im US-Markt behaupten?
Thomas Schierack: Wir arbeiten mit Imperative Entertainment schon seit einiger Zeit sehr gut und erfolgreich zusammen. Nun gehen wir den nächsten logischen Schritt dieser Kooperation. Das US-Medienunternehmen und seine handelnden Personen haben in den vergangenen Jahren eindrucksvoll gezeigt, wie man mit guten Stoffen im Mediengeschäft auf verschiedenen Ebenen Erfolg haben kann, unter anderem auch in Hollywood. Gemeinsam werden wir nun viel versprechende Stoffe entwickeln und in Englisch und anderen Sprachen bestmöglich auf allen Kanälen vermarkten.
In welcher Größenordnung werden Sie in dieses Joint Venture investieren und ab wann erwarten Sie daraus einen signifikanten positiven Ergebnisbeitrag?
Schierack: Unser Joint Venture ist partnerschaftlich angelegt, so dass Imperative und wir jeweils 50 Prozent halten. Wir sind überzeugt, dass wir genau den richtigen Partner gefunden haben, aber eine Prognose über Zeitpunkt und Höhe der Ergebnisbeiträge wäre in der jetzigen Phase nicht sinnvoll. Lassen Sie uns jetzt erst einmal gemeinsam mit diesem neuen viel versprechenden Unternehmen, das unser Portfolio wunderbar ergänzt, starten.
Neben dem US-Markt wollen Sie sich auch den chinesischen Markt mit einem Joint Venture erschließen. Wie weit sind Ihre Vorbereitungen in dieser Hinsicht gediehen? Wer kommt für Sie in China als Partner infrage und wann erwarten Sie den Startschuss der Zusammenarbeit?
Schierack: In China sind wir noch nicht ganz so weit. Es werden Gespräche mit verschiedenen Partnern aus dem Bereich Verlag und Plattformen geführt. Da die Gespräche noch laufen, können wir derzeit keine genauen Angaben machen. Wir gehen aber davon aus, dass das Joint Venture noch in diesem Geschäftsjahr, spätestens im ersten Quartal des nächsten Geschäftsjahres auch abgeschlossen wird.
Lassen Sie uns über das Digitalgeschäft sprechen: Nach den Mehrheitsbeteiligungen an dem Spieleentwickler Daedalic und der Publishing-Plattform BookRix hat Bastei Lübbe die E-Book-Plattform beam vollständig übernommen. Graben Sie mit der Investition in das E-Book-Geschäft dem klassischen Printbereich, von dem Bastei Lübbe noch abhängig ist, nicht selbst das Wasser ab?
Schierack: Im Gegenteil. Wir setzen auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf den klassischen, physischen Buchbereich. Im Grunde ist es aber so, dass sich die Nachfrage auf der Kundenseite analog zu allen anderen Bereichen des Lebens immer stärker in Richtung Digitalprodukte entwickelt. Auch im Buchbereich erwarten wir in den kommenden Jahren den Großteil des Wachstums im Digitalbereich. Daher bauen wir unser Digitalgeschäft Schritt für Schritt konsequent aus. Die Übernahme von beam-ebooks.de ist ein weiterer wichtiger Meilenstein bei der Umsetzung unserer Strategie. Die Plattform hat zurzeit 230.000 Titel im Angebot und verfügt bereits über rund 400.000 Kunden. Für Bastei Lübbe ist das Unternehmen in vielerlei Hinsicht attraktiv: Geschäftsführer Christoph Kaufmann hat mit beam-ebooks.de einen Shop aufgebaut, der sich an den Bedürfnissen seiner zahlenden Kunden, der Leser, orientiert und Qualität und Service bietet. Dies passt perfekt zur Geschäftsphilosophie der Bastei Lübbe AG.
Welche Synergien erwarten Sie aus der Integration von beam in den Bastei-Lübbe-Konzern und welche Maßnahmen planen Sie, um die Marke „beam“ bekannter zu machen?
Schierack: Eins ist klar: beam bleibt beam. Wir werden den Shop aber gemeinsam ganz gezielt weiter für den Leser optimieren, damit beam-ebooks.de der beste E-Book-Shop für Bücherfans bleibt. Zudem ist angedacht, auch unter der Marke beam, Streaming-Möglichkeiten anzubieten. Es soll hier für den Kunden eine digitale Serienwelt entstehen.
Die Investitionen ins Digitalgeschäft und in die Internationalisierung kosten erst einmal Geld und damit Marge. Stagnierende Gewinne werden an der Börse aber nicht gern gesehen. Haben Ihre Investoren genügend Geduld, um zu warten, bis die Früchte, die sie jetzt säen, auch reif sind?
Schierack: Unsere Investoren können schon jetzt sehen, wie sich die Arbeit und die Investitionen rechnen und Früchte tragen, die wir seit Jahren ins Digitalgeschäft stecken. Wir sind im Bereich der Neuen Medien einer der Marktführer in Deutschland. Was die Internationalisierung betrifft, nehmen wir ebenfalls eine Vorreiterrolle ein. Mit anderen Worten: Unsere Position ist durchaus komfortabel und unsere Investitionen zahlen sich bereits aus. Unter anderem dadurch, dass wir selbst in einer Phase wachsen, in der wir eben keinen Super-Bestseller wie einen neuen Dan-Brown-Roman im Programm haben. Im ersten Quartal 2014 lagen unser Umsatz mit 20,6 Mio. Euro und unser Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit 0,5 Mio. Euro klar über den internen Planungen.
Am 17. September 2014 findet Ihre erste ordentliche Hauptversammlung seit dem Börsengang statt. Die Aktionäre sollen dabei über die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,28 Euro je Aktie beschließen. Vorab kam es zu Irritationen über die Frage der Versteuerung dieser Ausschüttung. Was war hier der Hintergrund und wie stellt sich die Sachlage tatsächlich dar?
Schierack: Es gab im Geschäftsbericht anders als in der Einladung zur Hauptversammlung eine unzutreffende Aussage über die Art der Dividende. Im Kern ging es um die Frage, ob die Dividende aus einem steuerlichen Einlagekonto ausgezahlt werden kann und damit ohne Abzug von Kapitalertragssteuern, Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer weitergeleitet wird. Das ist nicht so und das haben wir per ad-hoc-Meldung klargestellt. An der Höhe unserer attraktiven Dividende ändert sich dadurch natürlich nichts.
Auf welche Dividendenpolitik können sich ihre Aktionäre in den kommenden Jahren einstellen?
Schierack: Wir verfolgen eine ganz klare Dividendenpolitik und wollen regelmäßig an unsere Investoren eine attraktive Gewinnbeteiligung ausschütten. Geplant ist, zwischen 40 bis 50 Prozent des jeweiligen dividendenfähigen Jahresergebnisses weiterzureichen. An dieser Zielmarke wollen wir uns auch in den nächsten Jahren orientieren.
Letzte Frage: Wann stehen die nächsten Akquisitionen an?
Schierack: Wir haben immer noch genügend Liquidität aus dem Börsengang und ich würde sagen, lassen Sie sich einfach überraschen.
Thomas Schierack studierte zunächst in Bonn Volkswirtschaftslehre und anschließend Rechtswissenschaften. Seit seiner Zulassung als Rechtsanwalt war er seit Juni 1989 zunächst als angestellter Anwalt und seit 1992 als Partner in mehreren Rechtsanwaltskanzleien tätig. Seit Januar 2008 ist Schierack Geschäftsführer und seit August 2013 Vorsitzender des Vorstands von Bastei Lübbe. Dort ist der 56jährige für die Ressorts Finanzen, Recht, Personal und IT verantwortlich.
Aktien-Einschätzung boersengefluester.de:
Vor knapp einem Jahr, am 8. Oktober 2013, kam Bastei Lübbe zu 7,50 Euro an die Börse. Anleger, die auf eine rasante Kursentwicklung spekuliert hatten wurden enttäuscht. In der Regel hat sich das Papier in einer Range zwischen 7,20 und gut 8,00 Euro eher seitwärts entwickelt. Andererseits hat die Gesellschaft mit den vorgelegten Zahlen Wort gehalten und durch Zukäufe den avisierten Wachstumskurs eingeschlagen. In der Nebenwerteszene genießt der Titel durchaus die nötige Aufmerksamkeit und hat einen guten Ruf. Die Kursziel der Analysten bewegen sich zwischen 10,50 Euro (Warburg Research) und 13,00 Euro (Berenberg Bank). Genügend Raum nach oben besitzt das Papier also allemal. Am17. September 2014 findet in den Kölner Geschäftsräumen die Hauptversammlung statt. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 0,28 Euro je Aktie. Bezogen auf den aktuellen Kurs entspricht das einer Rendite von brutto fast 3,5 Prozent. Der Mittelwert für alle ausschüttenden Nebenwerte aus dem Coverage-Universum von boersengefluester.de liegt derzeit bei 3,0 Prozent. Wir bestätigen unsere Kaufempfehlung für den Titel. Investoren sollten aber einen Anlagehorizont von mindestens zwölf Monaten einplanen.
Fotos: Shutterstock, Bastei Lübbe AG