Ist beinahe schon eine Ewigkeit her: Aber in den ersten Jahren nach dem Börsengang im Oktober 2013 war die Aktie des Verlagshauses Bastei Lübbe in erster Linie wegen ihrer attraktiven Dividendenrendite bei Anlegern gefragt. Im groben Zeitsprung folgte dann eine Phase massiver Investitionen in die Geschäftsausweitung und Digitalisierung – was allerdings gründlich in die Hose. Schlagzeilen machten die Kölner zu der Zeit in erster Linie durch wagemutige Bilanzierungspraktiken. 2018 erfolgte dann eine Radikalkur mit der Rückbesinnung aufs Kerngeschäft. Etliche Randaktivitäten wurden verkauft. Eine schwierige Zeit auch aus Kapitalmarktsicht. Spätestens seit Mitte 2020 hat jedoch auch die Bastei Lübbe-Aktie wieder ihre Fans an der Börse, immerhin macht das Unternehmen beachtliche Fortschritte auf ihrem Restrukturierungskurs.
Mit dem jetzt vorgelegten Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2020/21 (30. März) sorgt Bastei Lübbe aber gleich in mehrfacher Hinsicht für ein Ausrufezeichen, selbst wenn die Zahlen für Umsatz sowie Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bereits Ende April vorab kommuniziert wurden: Jedenfalls ragt der aktuelle Überschuss von 7,87 Mio. Euro bereits wieder an die früheren „guten alten Zeiten“ von 2012 heran. Und auch was das Thema Dividende angeht, liefert Bastei Lübbe mehr als zu erwarten war. Nach vier Nullrunden in Folge steht auf der Agenda zur Hauptversammlung am 15. September 2021 ein Ausschüttungsvorschlag von 0,29 Euro pro Anteilschein. Damit kommt der Spezialwert auch auf dem aktuellen Kursniveau von knapp 6 Euro auf eine attraktive Rendite von brutto annähernd 4,9 Prozent. Zumindest für den September rangiert Bastei Lübbe damit auf unangefochten Platz 1 unserer Monatlichen Rendite-Charts.
Ebenfalls bemerkenswert ist die Tatsache, dass rund 36 Prozent der Erlöse aus digitalen Formaten wie eBooks stammen. „Kein vergleichbares inländisches Verlagsunternehmen hat einen annähernd hohen digitalen Umsatzanteil wie Bastei Lübbe“, sagt Vorstand Joachim Herbst. Einen Fokus legt die Gesellschaft auch im laufenden Jahr auf eine noch stärkere Ausrichtung hinsichtlich besonderer Genres oder Zielgruppen (siehe dazu auch unseren Beitrag vom März „Auf dem Weg zum Mitmach-Verlag“). Den bisherigen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr konkretisiert der Vorstand insofern, als dass die bislang avisierte Bandbreite für die EBIT-Marge von 10 bis 12 Prozent de facto klar im oberen Bereich ankommen wird. Immerhin stellt Bastei Lübbe bei Erlösen zwischen 90 und 95 Mio. Euro ein Betriebsergebnis von 11 bis 12 Mio. Euro in Aussicht – nach 10,87 Mio. Euro im Vorjahr.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,17 | 94,92 | 81,49 | 92,69 | 94,51 | 100,02 | 110,33 | |
EBITDA1,2 | 0,49 | 7,60 | 6,36 | 13,37 | 15,84 | 12,63 | 17,58 | |
EBITDA-Marge3 | 0,35 | 8,01 | 7,80 | 14,42 | 16,76 | 12,63 | 15,93 | |
EBIT1,4 | -18,05 | 2,71 | 4,13 | 10,87 | 14,66 | 7,19 | 13,98 | |
EBIT-Marge5 | -12,88 | 2,86 | 5,07 | 11,73 | 15,51 | 7,19 | 12,67 | |
Jahresüberschuss1 | -16,24 | 0,85 | -9,07 | 7,87 | 11,02 | 3,97 | 8,80 | |
Netto-Marge6 | -11,59 | 0,90 | -11,13 | 8,49 | 11,66 | 3,97 | 7,98 | |
Cashflow1,7 | 5,47 | 14,43 | 14,27 | 16,88 | 12,85 | 10,42 | 2,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,96 | 0,05 | -0,46 | 0,57 | 0,83 | 0,30 | 0,66 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,29 | 0,40 | 0,16 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Auf den ersten Blick ist also Stabilisierung angesagt. Andererseits ist die Basis von 2020/21 durch einen Sonderertrag von 1,1 Mio. Euro aus einem Vergleich mit ehemaligen Organmitgliedern positiv beeinflusst, so dass Bastei Lübbe rein operativ auch im laufenden Jahr zulegen wird. Nicht gerüttelt wird derweil an der Vorgabe, mittelfristig in dreistellige Millionen-Euro-Umsatzregionen vorzudringen und dabei eine nachhaltige EBIT-Marge von mindestens 10 Prozent zu erwirtschaften. Das alles korrespondiert mit einem Börsenwert von zurzeit knapp 79 Mio. Euro. Keine besonders ambitionierte Bewertung für das Verlagshaus, an dem sogar der Drogerieunternehmer Dirk Rossmann mit mittlerweile 5,10 Prozent beteiligt ist.
Für boersengefluester.de bleibt die Aktie daher kaufenswert. Gleiches gilt übrigens auch für die Edel-Aktie, den am ehesten vergleichbaren Titel auf dem heimischen Kurszettel. Dabei liegen beide Small Caps erstaunlich eng zusammen: Sowohl was wesentliche Bewertungskennzahlen wie KGV, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Dividende oder auch die Marktkapitalisierung angeht.