Immerhin: Auch zur Hauptversammlung am 13. September 2023 zahlt Bastei Lübbe eine Dividende. Mit 0,16 Euro je Aktie fällt die Ausschüttung des Verlagshauses jedoch spürbar niedriger aus als im Jahr zuvor mit 0,40 Euro. Zumindest für Neueinsteiger ist die Dividende trotzdem ein Argument, schließlich bringt es der Spezialwert damit auf eine Rendite von 3,3 Prozent. Rein operativ hat Bastei Lübbe im Geschäftsjahr 2022/23 (31. März) geliefert, allerdings mussten die Kölner im vergangenen November die Prognosen auf der Ergebnisseite um 3 Mio. Euro heruntersetzen, so dass die jetzt vorgelegten Zahlen zwar etwas über dem jüngsten Ausblick liegen, aber eben doch deutlich unterhalb der ursprünglichen Erwartungshaltung. Insbesondere die hohen Kosten für Papier, Produktion und Logistik drücken auf die Rentabilität. On top kommt eine Sonderabschreibung von 2,7 Mio. Euro auf die auf Nachhaltigkeitsthemen ausgerichtete Verlagstochter Smarticular.
Insgesamt steigerte Bastei Lübbe 2022/23 den Umsatz um knapp sechs Prozent auf 100,02 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) knickte von 14,66 auf 7,19 Mio. Euro ein. Avisiert hatte die Gesellschaft zuletzt ein EBIT von 6 bis 7 Mio. Euro. Fairerweise muss jedoch erwähnt werden, dass 2021/22 durch zwei Sondereffekte von insgesamt 2,6 Mio. Euro positiv beeinflusst war. Für Investoren, die sämtliche Zahlen bereinigen, sähe die Entwicklung also weit weniger heftig aus. Und so zeigt sich CEO Soheil Dastyari mit den vorgelegten Resultaten im frisch vorgelegten Geschäftsbericht 2022/23 auch durchaus versöhnlich: „Wir konnten trotz des sehr herausfordernden Umfeldes unseren Umsatz steigern und ein gutes operatives Ergebnis erwirtschaften. Das bestätigt unsere Wachstumsstrategie und ermutigt uns, neben unserem äußerst attraktiven Verlagsprogramm progressiv und neugierig neue Geschäftsoptionen anzugehen.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,17 | 94,92 | 81,49 | 92,69 | 94,51 | 100,02 | 110,33 | |
EBITDA1,2 | 0,49 | 7,60 | 6,36 | 13,37 | 15,84 | 12,63 | 17,58 | |
EBITDA-Marge3 | 0,35 | 8,01 | 7,80 | 14,42 | 16,76 | 12,63 | 15,93 | |
EBIT1,4 | -18,05 | 2,71 | 4,13 | 10,87 | 14,66 | 7,19 | 13,98 | |
EBIT-Marge5 | -12,88 | 2,86 | 5,07 | 11,73 | 15,51 | 7,19 | 12,67 | |
Jahresüberschuss1 | -16,24 | 0,85 | -9,07 | 7,87 | 11,02 | 3,97 | 8,80 | |
Netto-Marge6 | -11,59 | 0,90 | -11,13 | 8,49 | 11,66 | 3,97 | 7,98 | |
Cashflow1,7 | 5,47 | 14,43 | 14,27 | 16,88 | 12,85 | 10,42 | 2,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,96 | 0,05 | -0,46 | 0,57 | 0,83 | 0,30 | 0,66 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,29 | 0,40 | 0,16 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Für das laufende Geschäftsjahr peilt Soheil Dastyari weitgehend konstante Erlöse zwischen 100 und 105 Mio. Euro sowie ein EBIT in einer Bandbreite zwischen 9 und 10 Mio. Euro an. Das ist auf beiden Seiten ein Stück mehr als die Analysten von Solventis zuletzt prognostiziert hatten. Insofern sollte der Kapitalmarkt mit dem Ausblick gut leben können. „Das wäre die angestrebte spürbare Verbesserung der Ertragssituation, zu der neben den Community-Modellen auch eine deutlich verbesserte Profitabilität im Segment Romanhefte beiträgt“, sagt Vorstand Soheil Dastyari. Und für Solventis besteht normalerweise kein Grund, am bisherigen Kursziel von 6,70 Euro grundlegend zu rütteln. Einzig beim Free Cashflow rechnet Bastei Lübbe für das laufende Geschäftsjahr – unter anderem wegen anstehender Steuerzahlungen aus Vorperioden – mit einem deutlichen Rückgang auf eine Spanne von minus 0,5 bis plus 0,5 Mio. Euro. Für 2022/23 waren noch 9,66 Mio. Euro an freien Mitteln übrig geblieben.
Inklusive der Netto-Liquidität von zuletzt knapp 17 Mio. Euro wird Bastei Lübbe an der Börse derzeit nur mit dem rund 3,8fachen des für das laufende Jahr zu erwartenden EBITDA gehandelt. Vergleichswert Edel kommt hier auf Basis der Schätzungen von boersengefluester.de auf einen Faktor von 4,9. Ambitioniert bewertet sind also beide Aktien nicht. Und rein mit Blick auf Bastei Lübbe muss man klar sagen, dass die Gesellschaft ihre zeitweilig schwierige Phase am Kapitalmarkt längst abgelegt hat und sich wieder in guter Verfassung befindet. Aber klar: Am Ende hängt alles daran, ob die Kunden auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten ausreichend Budget für Medienangebote haben und es Bastei Lübbe zudem gelingt, die gestiegenen Kosten weiterzugeben.
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