An der Börse begann der Stimmungsumschwung bereits Anfang April. Ein paar Wochen vorher hatte das Management von Bastei Lübbe schwarze Zahlen bekanntgegeben und damit für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Immerhin war das Verlagshaus vor nicht allzu langer Zeit in eine beinahe existenzielle Krise geraten. Eine Kette aus missglückten Investitionen und zumindest fragwürdigen Bilanzierungspraktiken sorgten für horrende Verluste und einen personellen Neuanfang auf Vorstandsebene. Ganz offenbar macht der im November 2017 zum CEO berufene Carel Halff – ein alter Hase im Verlags- und Buchwesen – einen erstklassigen Job: Aus Börsensicht zwar weit weniger präsent als sein Vorgänger Thomas Schierack. Dafür zeigt aber die operative Entwicklung kontinuierlich nach oben, und so kehrt auch das Vertrauen der Anleger mehr und mehr zurück. Dabei hatten nicht wenige das Kölner Unternehmen als Investment bereits abgehakt. „Nach einem desolaten Vorjahr mussten wir kräftig aufräumen. Das Beteiligungsportfolio wurde erfolgreich um Randaktivitäten beziehungsweise wirtschaftlich oder strategisch nicht zukunftsfähige Einheiten bereinigt“, sagt Halff.
Dem eingeleiteten Effizienzprogramm fielen 50 Arbeitsplätze zum Opfer – zurzeit arbeiten 324 Angestellte bei Bastei Lübbe. Noch besser als kürzlich vorab gemeldet, fallen derweil die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/19 (31. März) aus: Die Erlöse gingen zwar konsolidierungsbedingt von 140,17 auf 94,92 Mio. Euro zurück. Dafür drehte aber das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 18,35 Mio. Euro auf plus 2,71 Mio. Euro. Unterm Strich blieb ein Überschuss von 854.000 Euro stehen – nach einem Fehlbetrag von 16,45 Mio. Euro im Vorjahr zuvor.
Die Eigenkapitalquote verbesserte sich – in erster Linie dank einer deutlich gekürzten Bilanzsumme – von knapp 32 auf 42 Prozent. Damit liegt Bastei Lübbe im Rahmen der eigenen Zielsetzungen. Und auch was das Verhältnis von Netto-Finanzschulden (17,82 Mio. Euro) zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (7,60 Mio. Euro) angeht, bewegt sich die Gesellschaft mit einem Faktor von 2,34 im Rahmen der eigenen Vorgaben, die einen entsprechende Kennzahl von maximal 2,50 vorsehen. Aber natürlich hat die Krise ihre Spuren in der Bilanz hinterlassen. Vor zwei Jahren türmte sich das Eigenkapital (inklusive Anteile Dritter) noch auf 51 Mio. Euro, momentan sind es gerade einmal 36 Mio. Euro. Das wiederum entspricht zurzeit allerdings auch nur dem gesamten Börsenwert des Unternehmens. Trotz der zuletzt guten Performance: Teuer ist die Aktie zumindest unter Kurs-Buchwert-Aspekten nicht gerade.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,17 | 94,92 | 81,49 | 92,69 | 94,51 | 100,02 | 110,33 | |
EBITDA1,2 | 0,49 | 7,60 | 6,36 | 13,37 | 15,84 | 12,63 | 17,58 | |
EBITDA-Marge3 | 0,35 | 8,01 | 7,80 | 14,42 | 16,76 | 12,63 | 15,93 | |
EBIT1,4 | -18,05 | 2,71 | 4,13 | 10,87 | 14,66 | 7,19 | 13,98 | |
EBIT-Marge5 | -12,88 | 2,86 | 5,07 | 11,73 | 15,51 | 7,19 | 12,67 | |
Jahresüberschuss1 | -16,24 | 0,85 | -9,07 | 7,87 | 11,02 | 3,97 | 8,80 | |
Netto-Marge6 | -11,59 | 0,90 | -11,13 | 8,49 | 11,66 | 3,97 | 7,98 | |
Cashflow1,7 | 5,47 | 14,43 | 14,27 | 16,88 | 12,85 | 10,42 | 2,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,96 | 0,05 | -0,46 | 0,57 | 0,83 | 0,30 | 0,66 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,29 | 0,40 | 0,16 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr kommt vergleichsweise geerdet daher, zeigt aber – zumindest ergebnismäßig – deutliches Potenzial auf. Die Umsatzerlöse dürften aufgrund nicht ganz so populärer Buchveröffentlichungen wie im Vorjahr auf 85 bis 87 Mio. Euro zurückgehen. Dafür soll das EBIT auf eine Größenordnung von 3,5 bis 5,3 Mio. Euro klettern. Wesentliche Treiber hierbei sind weitere Effekte aus dem Effizienzprogramm, höhere Beitrage aus dem Games-Segment (Daedalic Entertainment) sowie ein zumindest stabiles Buch-Ergebnis. „Gemeinsames Ziel der Gesellschaft und ihrer Aktionäre muss es nun sein, den Strategiewechsel erfolgreich abzuschließen und die Bastei Lübbe AG wieder zu alter Umsatzlinie und Ertragskraft zurückzuführen“, heißt es. Die offizielle Messlatte liegt bei mittelfristig rund 100 Mio. Euro Umsatz und einer operativen Marge zwischen sechs und acht Prozent, was einem EBIT in einer Bandbreite von 6 bis 8 Mio. Euro entspricht. Gemessen am aktuellen Börsenwert hätte die Aktie demnach also noch erhebliches Potenzial – auch unter Berücksichtigung der freilich noch immer zu hohen Netto-Verschuldung. Für risikobereite Investoren ist der im Prime Standard gelistete Titel aber wohl wieder ein Engagement wert. Und eventuell gibt es ja doch noch Exit-Fantasie für Daedalic, auch wenn der Verkaufprozess vorerst auf Eis gelegt wurde.
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