Die guten Nachrichten vorweg: Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahrs 2016/17 entwickelten sich die operativen Geschäfte von Bastei Lübbe besser als gedacht und auch der Start ins so wichtige Weihnachtsgeschäft verlief bislang nach Plan. Das bestätigte CEO Thomas Schierack auf der Telefonkonferenz zu dem neuesten Zwischenbericht – kurz vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung am 30. November 2016. Freilich war der Halbjahresabschluss stark geprägt von der Einbeziehung des seit April 2016 zu 51 Prozent zu Bastei Lübbe gehörenden Großhändlers BuchPartner. So steuerten die Darmstädter immerhin 19,2 Mio. Euro zum Konzernumsatz von 67,96 Mio. Euro bei. Das Ergebnis von BuchPartner war mit 495.000 Euro zwar noch negativ. Doch Schierack weist darauf hin, dass ein Teil des Kaufpreises auf die Vorräte umgelegt wurde und der Abverkauf dieser höherbewerteten Waren sich entsprechend negativ aufs Ergebnis ausgewirkt hat. Laut Schierack soll dieser Effekt mit etwa 1 Mio. Euro belastend zu Buche geschlagen haben.
Jede Menge Fragen gab es auf der Telefonkonferenz auch zu dem kürzlich gemeldeten Verkauf von 80 Prozent an dem Geschenkartikelanbieter Räder für 14,1 Mio. Euro an den Geschäftsmann Tarek Mamisch. Bastei Lübbe hatte Räder 2012 für 12 Mio. Euro übernommen, um von der vermeintlichen Flächenvergrößerung der Buchhändler entsprechend profitieren zu können. Dem Vernehmen hat sich die Annahme, dass die Buchhändler zunehmend auch Geschenkartikel ins Programm aufnehmen, so aber nicht eingestellt – beziehungsweise die Buchhändler haben ihre Verkaufsflächen gar nicht erst entsprechend ausgeweitet. Die jetzt gewählte Variante mit Tarek Mamisch ist für CEO Schierack daher eine gute Möglichkeit, um mit den frei werdenden Mitteln einerseits die Finanzverschuldung zurückzuführen und andererseits, die sich immer noch bietenden Möglichkeiten – zumindest mit einem kleinem Anteil – auszunutzen.
Weit weniger zufrieden ist der Manager mit den jüngsten Ereignissen rund um den zum Konzern gehörenden Spieleentwickler Daedelic Entertainment. Die Hamburger mussten nach enttäuschenden Verkaufszahlen für zwei neue Games eine Reihe von Mitarbeitern entlassen und der Daedelic-CEO äußerte sich in Interviews skeptisch, was die weitere Entwicklung angeht. Unter anderem sagte er, dass dem Unternehmen „ein eisiger Wind des Markts ins Gesicht bläst“. Die Analysten der DZ Bank hatten die Entwicklung bei Daedelic zum Anlass genommen, um die Aktie von Bastei Lübbe mit Kursziel 5,30 Euro zum Verkauf zu stellen. Bastei-Lübbe-Boss Schierack wiederum sprach nun von „unglücklichen Formulierungen“ und verwies darauf, dass bei Daedelic in nächster Zeit noch drei weitere neue Spiele auf den Markt kommen und die Tochter im Gesamtjahr auf jeden Fall ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) schreiben sollte.
Noch keine substanziellen Neuigkeiten gibt es hinsichtlich des geplanten Weiterverkaufs der von Blue Sky Tech Ventures gehaltenen Anteile an dem Streaming-Portal oolipo. Bis zuletzt hat Bastei Lübbe kein weiteres Geld erhalten. „Wir haben jedoch Interessenten und werden ab Januar die Gespräche aufnehmen“, sagt Schierack. Weitere Details sollen auf der Hauptversammlung folgen. Hintergrund: Die Entwicklung rund um oolipo war der Grund für, dass die Kölner zuletzt ihre Bilanzen ganz neu aufstellen mussten – obwohl es vorher ein Testat der Wirtschaftsprüfer gab (siehe dazu auch das Interview mit Thomas Schierack auf boersengefluester.de HIER). Den Ausblick für das Gesamtjahr 2016/17 konkretisiert Bastei Lübbe nach dem Räder-Verkauf auf rund 150 Mio. Euro (zuvor: 150 bis 160 Mio. Euro). Das EBITDA veranschlagt das Management weiter in einem Korridor zwischen 13 und 15 Mio. Euro. Summa summarum zeichnen der Zwischenbericht sowie die Erläuterungen von Schierack wieder ein etwas freundlicheres Bild der Situation. Und bei Kursen um 5,25 Euro sollte das weitere Rückschlagpotenzial überschaubar sein. Doch für einen nachhaltigen Kursanstieg gibt es vermutlich noch zu viele Unbekannte in der Bastei Lübbe-Gleichung – insbesondere, was die weitere Entwicklung bei oolipo und Daedelic angeht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,17 | 94,92 | 81,49 | 92,69 | 94,51 | 100,02 | 110,33 | |
EBITDA1,2 | 0,49 | 7,60 | 6,36 | 13,37 | 15,84 | 12,63 | 17,58 | |
EBITDA-Marge3 | 0,35 | 8,01 | 7,80 | 14,42 | 16,76 | 12,63 | 15,93 | |
EBIT1,4 | -18,05 | 2,71 | 4,13 | 10,87 | 14,66 | 7,19 | 13,98 | |
EBIT-Marge5 | -12,88 | 2,86 | 5,07 | 11,73 | 15,51 | 7,19 | 12,67 | |
Jahresüberschuss1 | -16,24 | 0,85 | -9,07 | 7,87 | 11,02 | 3,97 | 8,80 | |
Netto-Marge6 | -11,59 | 0,90 | -11,13 | 8,49 | 11,66 | 3,97 | 7,98 | |
Cashflow1,7 | 5,47 | 14,43 | 14,27 | 16,88 | 12,85 | 10,42 | 2,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,96 | 0,05 | -0,46 | 0,57 | 0,83 | 0,30 | 0,66 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,29 | 0,40 | 0,16 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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