Eine herrlich unaufgeregte Präsentation legte zuletzt Bastei Lübbe-Vorstand Joachim Herbst auf der Small & Mid Cap Conference 2021 von ODDO BHF hin. Trotz der für den Buchhandel insgesamt noch immer angespannten Lage durch Corona kommt das Verlagshaus bislang ganz ordentlich durch die schwierige Zeit. Darauf weisen auch die Analysten von Solventis in ihrer jüngsten Studie zu Bastei Lübbe hin und heben gleichzeitig ihr Kursziel von 5 auf 6 Euro herauf. Damit hätte der Titel noch deutlich mehr als ein Drittel an Potenzial. Für das noch bis Ende März laufende Geschäftsjahr 2020/21 rechnet Herbst mittlerweile mit Erlösen von rund 90 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 7 und 8 Mio. Euro. Das ist auch mit Blick auf die Historie der Kölner ein guter Wert – sowohl absolut, als auch was die operative Umsatzrendite angeht.
„Die positive Entwicklung ist auf das sehr gute Weihnachtsgeschäft mit Neuerscheinungen von Bestsellerautoren wie Ken Follett und Dirk Rossmann sowie auf das Umsatzwachstum bei eBooks und digitalen Audioformaten zurückzuführen“, betonen die Analysten von Warburg Research bei der Einordnung der kürzlich vorgelegten Neun-Monats-Zahlen. Mittelfristig peilt CEO Herbst an, die Margen noch über die Bandbreite von sechs bis acht Prozent zu hieven. Und das bei Umsätzen nördlich von 100 Mio. Euro. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. „In der Bilanz sind keine Risiken mehr, auch nicht aus den alten Geschichten“, sagt Herbst. Gemeint sind damit die turbulenten Jahre 2015/16, als sich die Kölner in ihrer Digitalstrategie verhoben hatten und es heftige Irritationen mit KPMG um die Bilanzierungspraxis gab. Langjährige Investoren erinnern sich nur zu gut an die Kapitel Blue Sky Tech Ventures, Oolipo und Daedalic. Am Ende musste der damalige Vorstand seinen Posten räumen und Bastei Lübbe wurde hart restrukturiert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,17 | 94,92 | 81,49 | 92,69 | 94,51 | 100,02 | 110,33 | |
EBITDA1,2 | 0,49 | 7,60 | 6,36 | 13,37 | 15,84 | 12,63 | 17,58 | |
EBITDA-Marge3 | 0,35 | 8,01 | 7,80 | 14,42 | 16,76 | 12,63 | 15,93 | |
EBIT1,4 | -18,05 | 2,71 | 4,13 | 10,87 | 14,66 | 7,19 | 13,98 | |
EBIT-Marge5 | -12,88 | 2,86 | 5,07 | 11,73 | 15,51 | 7,19 | 12,67 | |
Jahresüberschuss1 | -16,24 | 0,85 | -9,07 | 7,87 | 11,02 | 3,97 | 8,80 | |
Netto-Marge6 | -11,59 | 0,90 | -11,13 | 8,49 | 11,66 | 3,97 | 7,98 | |
Cashflow1,7 | 5,47 | 14,43 | 14,27 | 16,88 | 12,85 | 10,42 | 2,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,96 | 0,05 | -0,46 | 0,57 | 0,83 | 0,30 | 0,66 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,29 | 0,40 | 0,16 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Zurück in die Gegenwart: Gut gefällt boersengefluester.de, dass Bastei Lübbe sich jetzt viel stärker als früher um den Kontakt zum Endkunden bemüht, auch um mögliche Flops bei der Titelauswahl von vornherein zu vermeiden. Quasi das Leuchtturmprojekt ist hier das Ende 2020 erworbene Unternehmen Business Hub Berlin mit Spezialverlagen im Nachhaltigkeitsbereich wie smarticular, die über eine extrem starke Community verfügen. So kommt allein der Instagram-Account von smarticular auf fast 94.000 Abonnenten.
Rein aus Anlegersicht vermutlich noch interessanter ist, dass Bastei Lübbe – nach zuvor vier Nullrunden in Folge – zur Hauptversammlung Mitte September 2021 wieder eine Dividende zahlen will. Zunächst wird die früher regelmäßig mit Renditen zwischen drei und vier Prozent recht dividendenstarke Bastei Lübbe-Aktie wohl eher nicht in den Rendite-Charts auftauchen. Doch das Potenzial dazu ist durchaus vorhanden.
Auf dem heimischen Kurszettel ist der Spezialwert am ehesten mit dem Medienhaus Edel zu vergleichen. Gemessen an der Marktkapitalisierung sind beide Unternehmen sogar ähnlich groß. Dafür sieht die Edel-Aktie nach der zuletzt rasanten Rally bewertungstechnisch in vielen Punkten mittlerweile eher unvorteilhafter als Bastei Lübbe aus. Nur wer kurzfristig auf die Dividende schaut, kann bei Edel momentan mehr holen. Ansonsten ist der Buchverlag Bastei Lübbe locker ein Investment wert. „Wir sind ein kleines, aber feines Unternehmen und bieten eine spannende Wachstumsgeschichte“, sagt Vorstand Joachim Herbst.
Foto: Oli Götting auf Pixabay