So bitter es ist: Innerhalb von MDAX und SDAX – über viele Jahre der Ursprung von super erfolgreichen Börsenstorys – notieren deutlich mehr als die Hälfte der Aktien um mehr als 50 Prozent unter ihren historischen Rekordkursen. Angesichts eines DAX-Stands im Bereich von 16.000 Punkten ist das normalerweise schwer vorstellbar, zeigt aber, wie wenig ausgeglichen der Gesamtmarkt zurzeit ist. Zu den Unternehmen, die vor zwei Jahren noch als absolute Qualitätswerte gehandelt wurden, zählt auch Basler. Der Hersteller von Spezialkameras für die industrielle Nutzung brachte es Ende 2021 bei Kursen von in der Spitze gut 58 Euro auf eine Marktkapitalisierung von 1.831 Mio. Euro und wurde zu dieser Zeit mit dem 15fachen des Buchwerts gehandelt – bei einem KGV nördlich von 70. Wie bei so vielen Unternehmen aus dem Techsektor, orderten die Kunden zu dieser Zeit auch bei Basler viel mehr Geräte als die vermutlich brauchten und waren auch noch bereit, jeden Preis dafür zu zahlen. So sehr aus den Fugen geraten waren die Lieferketten während der heißen Corona-Phase.
Mittlerweile hat sich die Situation nicht nur entschärft, sondern ist teilweise ins Gegenteil gedreht. Sprich: Basler hat mit aufgrund der globalen Marktschwäche mit Stornierungen zu kämpfen – muss gleichzeitig aber noch die anhaltend hohen Kosten abfedern. Nachdem die Gesellschaft ohnehin schon schwach mit einem kleinen Fehlbetrag ins Jahr gestartet war und daher ein Rentabilitätsprogramm auf die Schiene gesetzt hat, kommen nun die nächsten Hiobsbotschaften: So schaffte Basler zum Halbjahr zwar ein ausgeglichenes Ergebnis, die bisherigen Prognosen für das Gesamtjahr sind allerdings nicht mehr zu halten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 150,20 | 150,00 | 161,96 | 170,46 | 214,73 | 272,20 | 203,10 | |
EBITDA1,2 | 39,65 | 35,97 | 29,96 | 34,57 | 44,53 | 45,77 | 1,70 | |
EBITDA-Marge3 | 26,40 | 23,98 | 18,50 | 20,28 | 20,74 | 16,81 | 0,84 | |
EBIT1,4 | 30,48 | 24,83 | 17,02 | 20,06 | 28,36 | 28,93 | -21,90 | |
EBIT-Marge5 | 20,29 | 16,55 | 10,51 | 11,77 | 13,21 | 10,63 | -10,78 | |
Jahresüberschuss1 | 21,63 | 17,01 | 12,87 | 15,11 | 20,76 | 21,36 | -13,81 | |
Netto-Marge6 | 14,40 | 11,34 | 7,95 | 8,86 | 9,67 | 7,85 | -6,80 | |
Cashflow1,7 | 28,39 | 27,00 | 24,75 | 37,32 | 25,33 | 12,40 | 4,23 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,75 | 0,59 | 0,43 | 0,50 | 0,69 | 0,71 | -0,45 | |
Dividende8 | 0,22 | 0,18 | 0,09 | 0,19 | 0,21 | 0,14 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Demnach kalkuliert der Vorstand nun mit einem Erlösen zwischen 200 und 215 Mio. Euro sowie einem Verlust vor Steuern zwischen 12 und 20 Mio. Euro. Für Basler wäre das der erste Verlust seit 2009. Darin enthalten sind Aufwendungen für die Restrukturierung von bis zu 13 Mio. Euro, die größtenteils im dritten Quartal 2023 wirksam werden. Zum Vergleich: Bislang rechnete der Vorstand für das Gesamtjahr 2023 mit Erlösen zwischen 235 und 265 Mio. Euro sowie einer Marge vor Steuern in einer Bandbreite von 5 bis 8 Prozent. In absoluten Zahlen wäre das auf einen Gewinn vor Steuern zwischen knapp 12 und etwas mehr als 21 Mio. Euro hinausgelaufen. Die Analysten hielten zuletzt eher ein Ergebnis im unteren Drittel dieser Spannweite für realistisch. Die Enttäuschung ist also enorm, selbst wenn man die stattlichen Einmalaufwendungen aus dem Optimierungsprogramm herausrechnet.
Damit nicht genug: Auch die bisherige Mittelfristplanung mit Erlösen von rund 400 Mio. Euro für 2025 bei einer Vorsteuerrendite von etwa 12 Prozent hält der Vorstand aus heutiger Sicht für zu ambitioniert und revidiert diese Zielsetzung. „Eine Aktualisierung dieser Mittelfristplanung erfolgt zur Jahreswende, sobald die Dauer und Intensität der Marktschwäche besser eingeschätzt werden können“ heißt es offiziell. Immerhin betont der Vorstand der Ahrensburger, dass Transformation vom Kamerahersteller zum Vollsortimenter im Bereich Computer Vision weiterverfolgt wird und die Gesellschaft nach der Umsetzung der Restrukturierung ab 2024 „solide aufgestellt“ sei. Nach dem neuerlichen Ausverkauf im Zuge der Gewinnwarnung geht boersengefluester.de aber davon aus, dass sich das Chance-Risiko-Verhältnis für die Aktie längst wieder gebessert hat. Immerhin sollten in den kommenden Monaten die Perspektiven für 2024 stärker im Kursbild Berücksichtigung finden. Auf die Beobachtungsliste gehört der Titel also allemal. Trotzdem bleibt die Erkenntnis, dass auch die besten Unternehmen nicht vor heftigen Kursverlusten gefeit sind.
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