Hierzulande gehört der CFD-Broker und Social Trading-Anbieter ayondo mit Sicherheit zu den populärsten Unternehmen aus dem Fintech-Sektor. Umso erstaunlicher ist es, dass der Börsengang der ayondo Group für heimische Anleger offenbar noch kein großes Thema ist. Das liegt zu einem wesentlichen Teil daran, dass ayondo den Börsenplatz Singapur für das IPO gewählt hat und es in Deutschland bislang nur eine Freiverkehrsnotiz in Berlin gibt. Entsprechend sporadisch sind die Handelsumsätze in Deutschland. Eine Menge Investoren schauen sich die Entwicklung aber auch deshalb erst einmal von außen an, weil der Chartverlauf momentan nicht gerade konstruktiv aussieht. Immerhin knickte die Notiz in Berlin – von dem gleich am ersten Handelstag erreichten Höchstkurs bei 0,180 Euro – im Tief bis auf 0,079 Euro ein. Zurzeit kostet das Papier 0,085 Euro. Bei insgesamt 502.666.210 Aktien ergibt sich daraus eine Marktkapitalisierung von rund 42,7 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die FinTech Group bringt zurzeit deutlich mehr als 600 Mio. Euro auf die Waagschale, der über sein Engagement bei Wikifolio ebenfalls im Social Investing-Bereich tätige Finanzdienstleister Lang & Schwarz kommt auf etwa 104 Mio. Euro Börsenwert. Die britische CMC Markets ist umgerechnet mit etwa 678 Mio. Euro kapitalisiert.
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So gesehen ist ayondo – für Börsenverhältnisse – ein noch eher kleines Unternehmen. Immerhin ist die Gesellschaft in den vergangenen Jahren rasant gewachsen und weist für 2017 Erlöse von umgerechnet 17,75 Mio. Euro aus. In der Originalwährung sind das 20,76 Mio. Schweizer Franken (CHF) – nach 18,89 Mio. CHF für 20156. Der operative Verlust verringerte sich dabei – auch dank positiver Währungseffekte – von 8,96 auf 7,71 Mio. CHF. Umgerechnet entspricht das einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 6,51 Mio. Euro. In die richtige Richtung zeigen ebenfalls die nun vorgelegten Eckdaten zum Auftaktquartal 2018: Demnach schnellten die Handelserträge um knapp 68 Prozent auf umgerechnet 6,20 Mio. Euro in die Höhe. In der Originalwährung sind das 7,29 Mio. Schweizer Franken (CHF). Der um Sonderposten, wie die Aufwendungen für den Börsengang, bereinigte Verlust vor Steuern reduzierte sich dabei um knapp 48 Prozent auf 1,03 Mio. Euro (1,21 Mio. CHF). Ähnlich wie bei der comdirect bank oder auch der FinTech Group mit dem Direktbroker flatex wirkt sich die deutlich gestiegene Volatilität an den Börsen also auch bei ayondo sehr positiv aufs Geschäft aus. „Unser erster Quartalsbericht als börsennotierte Gesellschaft belegt eine ausgezeichnete Entwicklung. Der Fokus bleibt auf der Expansion unseres B2B- und B2C-Geschäfts. Weiterhin achten wir auf effizientes Kostenmanagement und investieren in Produktinnovationen und Neukundengewinnung, ganz im Sinne unserer FinTech-Wachstumsstrategie“, sagt Robert Lempka, CEO der ayondo Group.
Wesentliche Aktionäre von ayondo sind der Finanzinvestor Luminor aus Singapur sowie damit verbundene Personen. Außerdem sind der Managementebene und den Gründern von ayondo – ebenfalls über diverse Verschachtelungen – signifikante Stückzahlen zuzurechnen. On top kommt eine stattliche Liste von Pre-IPO-Investoren. Alle wesentlichen Investoren haben sich Lock-up-Verpflichtungen zwischen sechs und zwölf Monaten unterworfen. Eine genaue Auflistung findet sich in dem 462 Seiten umfassenden Wertpapierprospekt (HIER). Summa summarum ist die ayondo-Aktie eine interessante Alternative zu den hierzulande üblichen FinTech-Aktien. Risiken bestehen insbesondere in Form einer weiteren Verschärfung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Allerdings hat sich ayondo, wenn es um die Umsetzung von Kundenschutzthemen wie dem Wegfall der Nachschusspflicht geht, bislang regelmäßig als Musterschüler präsentiert.
Insgesamt scheint uns die Kurskorrektur seit dem IPO spürbar übertrieben. Gespannt sind wir indes, inwiefern sich ayondo im Zuge seiner Investor Relations-Aktivitäten auch auf den heimischen Kapitalmarktkonferenzen blicken lassen wird – oder ob die Notiz in Berlin nur ein Anhängsel des Listings in Singapur bleiben wird. boersengefluester.de wird die weitere Entwicklung nachhaltig verfolgen. Reserviert ist der Titel aber nur für sehr risikobereite und erfahrene Anleger.
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Foto: Pixabay