Die jüngste Anleihe von Aves One ging weg wie geschnitten Brot. Jedenfalls hat der Bestandshalter von Güterwaggons und Containern das Volumen der Anleihe 2020/25 – versehen mit einem Kupon von 5,25 Prozent – kurzerhand um 20 auf bis zu 50 Mio. Euro aufgestockt. Deutlich schwerer tut sich Aves One da schon mit der Aufnahme von Eigenkapital. Dabei ist der Anteil der Eigenmittel von gerade einmal rund vier Prozent an der Bilanzsumme regelmäßig ein Thema auf Investorenkonferenzen. Das weiß das Management der Hamburger nur zu gut und hat daher bereits im Februar den Markt auf möglicherweise anstehende Finanzierungsmaßnahmen eingestimmt – ohne sich jedoch auf eine einzelne Option festzulegen. Passiert ist in dieser Hinsicht bislang noch nicht viel. „2020 war kein besonders gutes Jahr, um neues Eigenkapital zu akquirieren“, sagt Aves One-Vorstand Sven Meißner jetzt auf einer von der BankM organisierten virtuellen Roadshow. Im gleichen Atemzug schiebt Meißner aber hinterher, dass er überhaupt nicht in Sorge ist, was die Eigenkapitalausstattung angeht. Schon allein wegen der im Aktionariat so prominent vertretenen beruflichen Versorgungswerke, die regelmäßig auch als Finanziers agieren.
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Grundsätzlich peilen die Hamburger aber weiterhin eine Eigenkapitalquote von etwa zehn Prozent an, wobei auch hybride Finanzierungsinstrumente unterstützend zum Einsatz kommen können. Nun: Um das Eigenkapital von zuletzt rund 43 Mio. Euro rein über eine klassische Barkapitalerhöhung auf mehr als 100 Mio. Euro zu hieven, wäre der gegenwärtig verfügbare Ermächtigungsrahmen für die Ausgabe neuer Aktien ohnehin nicht ausreichend. Das Thema bleibt damit aktuell, sollte die Notiz des Spezialwerts aber nicht zwingend belasten. Entscheidende Botschaft der Präsentation von Vorstand Meißner: Der für Aves One relevante Markt an Güterwaggons wird auch in Zukunft kontinuierlich wachsen, schon allein weil die staatlichen Bahnen immer weniger eigene Wagen kaufen und ihre Bestände gleichzeitig relativ alt sind. Geschlossen wird die Lücke durch Vermietgesellschaften, bei denen große Kunden wie Chemie- und Mineralölkonzerne, Automobilhersteller oder auch die staatlichen Eisenbahngesellschaften selbst ihren Bedarf anmelden.
Diese Asset-Manager wenden sich dann direkt an Unternehmen wie Aves One, die die Waggons – dann bereits gekoppelt mit entsprechenden Mietverträgen – anschaffen. „Bis Ende des laufenden Jahres werden wir wohl auf Neuinvestitionen von mindestens 100 Mio. Euro kommen“, sagt Meißner. „Und auch für 2021 haben wir bereits eine relevante Pipeline.“ Angesichts der langlaufenden Deals und den meist prominenten Kunden spielen Zahlungsausfälle trotz Corona so gut wie keine Rolle. Entsprechend sollten die für die zweite Novemberhälfte avisierten Neun-Monats-Zahlen für keine negative Überraschung sorgen. Zum Halbjahr bewegte sich Aves One – zumindest was das operative Ergebnis angeht – ungefähr auf dem Niveau des starken Vorjahrs. Folgerichtig liegt die gegenwärtige Prognose für das Gesamtjahr 2020 bei einem Umsatz von über 117 Mio. Euro und einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von mehr als 84 Mio. Euro.
Mögliche Kurstreiber könnten darüber hinaus der zumindest vorsichtig avisierte Einstieg in den Markt für Elektrolokomotiven sein. Zudem scheint eine Ausweitung der bisherigen Asset-Manager-Partnerschaften mit Wascosa (Anteil: 54 Prozent) und ERR (46 Prozent) um weitere Vermieter ein Thema zu sein. Nicht unbedingt auf dem Radar dürften die meisten Investoren auch haben, dass der tatsächliche Marktwert der Waggons höher liegt als die Berücksichtigung in den Bilanzen. Inklusive dieser stillen Reserven würde Aves One dem Vernehmen nach wohl schon jetzt auf die gewünschte Eigenkapitalquote von zehn Prozent kommen. Ein potenzieller Trigger wäre darüber hinaus, wenn der eher schleichende Rückzug aus dem Massengeschäft mit Containern über Blockverkäufe größerer Portfolios deutlich forciert würde. Das hätte dann nämlich auch die Konsequenz, dass das für Investoren kaum kalkulierbare Währungsrisiko aus den grundsätzlich in Dollar laufenden Container-Aktivitäten endlich aus dem Zahlenwerk verschwinden würde.
Insgesamt bietet die im Prime Standard gelistete Aktie auf dem aktuellen Niveau eine Menge Chancen. Es muss schließlich nicht immer eine Anleihe von Aves One sein. Geeignet ist der Titel gleichwohl nur für risikobereite Anleger, zumal gegenwärtig auch noch keine Dividenden gezahlt werden. Die Analysten der Quirin Privatbank setzen das Kursziel gegenwärtig bei 12 Euro an, was einem Potenzial von mehr als 40 Prozent entspricht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Foto: Benjamin Wagner auf Unsplash