Schlanke acht Seiten umfasst der Zwischenbericht von Aves One für das erste Quartal 2021. Und dennoch müssen Anleger schon sehr genau lesen, um bei den vielen Bereinigungen und sonstigen Sondereffekten nicht den Überblick zu verlieren. Dabei war klar, dass 2021 nach dem Blockverkauf des wenig margenträchtigen Geschäfts mit Seecontainern für rund 182,5 Mio. Dollar ein Übergangsjahr werden wird. Zumindest hatte Vorstand Tobias Aulich dies bereits bei seiner Präsentation auf der jüngsten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz so angedeutet. Vermutlich kommt der Aktienkurs des Bestandshalters von nun im Wesentlichen Eisenbahngüterwaggons auch deswegen nicht recht vom Fleck. Denn neben der Bereinigung des Portfolios steht noch immer das Thema Eigenkapital weit oben auf der Agenda.
Zwar wird das Geschäft traditionell viel über Banken, Anleihen, institutionellen Darlehnsgeber und auch Direktinvestoren finanziert. Ein ausgewiesenes Eigenkapital von gut 19 Mio. Euro bei einer Bilanzsumme von etwas mehr als 1 Mrd. Euro schreckt machen Börsianer dann aber eben doch eher ab. Zudem zehren die Zinsaufwendungen regelmäßig einen stattlichen Teil des operativen Gewinns auf. Das wiederum gilt noch viel mehr für die Abschreibungen. Letztlich betreibt die im Prime Standard gelistete Aves One zwar ein cashflowstarkes Geschäft, wenn von EBITDA-Größenordnungen im Bereich um 80 Mio. Euro unterm Strich aber nur eher wenig hängen bleibt, ist das aus Bewertungssicht nicht ganz optimal. Entsprechend wurde in den vergangenen Monaten das Zusammenspiel mit Direktinvestoren bereits signifikant zurückgefahren. Aber auch das Engagement von Banken und Institutionellen wurde mit Hilfe des Erlöse aus dem Seecontainer-Verkauf reduziert. Ein Prozess, der freilich noch längst nicht abgeschlossen ist.
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Hinzu kam das Sonderthema, dass das Container-Business global in Dollar abgerechnet wird und Aves One allein hieraus regelmäßig mit immensen Umrechnungseffekten zu kämpfen hatte – und zwar in beide Richtungen. Berechenbarkeit sieht jedenfalls anders aus. Und so ist es auch ein Hauptkalkül des Vorstands, dass die Konzentration auf das anspruchsvollere Railgeschäft zu deutlich höheren Bewertungsmultiples an der Börse führt. Zur Einordnung: Der milliardenschwere amerikanische Waggonvermieter GATX wird zurzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) nördlich von 20 gehandelt. Aves One billigen die Investoren dagegen nur etwa das Zwölffache des für 2022 zu erwartenden Netto-Gewinns zu. Und eben diesen Abstand gilt es zu verringern.
Frei von Corona-Effekten ist das Zahlenwerk der Hamburger naturgemäß auch nicht. So ist die Auslastung der Güterwaggons im ersten Quartal 2021 von 93,4 knapp unter die Marke von 90 Prozent gerutscht, was grundsätzlich aber noch immer ein recht guter Wert ist. Zudem deutet sich bereits wieder Besserung an. „In den letzten Wochen verzeichnen wir eine Belebung der Nachfrage, die sich auch in einer steigenden Auslastung zeigt“, sagt Aulich. Für das Gesamtjahr bleibt es bei der Vorgabe, wonach bei Erlösen aus den fortgeführten Geschäftsbereichen von mehr als 100 Mio. Euro mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von über 70 Mio. Euro zu rechnen ist. Das spiegelt sich entsprechend auch in den Schätzungen der Analysten wider. Dabei billigen die Experten von Metzler der Aves One-Aktie ein knackiges Potenzial bis in den Bereich um 16 Euro zu.
Trotz der zuletzt enttäuschenden Performance der Aktie: Für boersengefluester.de bietet Aves One eine durchaus stimmige Investmentstory. Richtig rund wird sie vermutlich aber erst dann, wenn das nun schon seit vielen Monaten wabernde Finanzierungsthema endlich unter abgehakt ist und das künftig sehr viel dominantere Railgeschäft für entsprechend mehr Planbarkeit bei den Geschäftszahlen sorgt. Und ja: Dann müssten auch die Quartalsberichte wieder sehr viel einfacher zu lesen sein.
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Foto: Alexander Droeger auf Pixabay
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