Ralf P. Pfeffer nutzt derzeit jede sich bietende Kapitalmarktkonferenz, um die Aktie von Avemio in der Finanzszene bekannter zu machen. Zumindest regelmäßige Leser von boersengefluester.de wissen längst Bescheid, denn wir haben die Investmentstory des Anbieters von professionellem Technik-Equipment für TV-Sender, Filmemacher oder auch ambitionierte YouTuber bereits Anfang des Jahres vorgestellt und seitdem regelmäßg berichtet (HIER). Auf den von Montega organisierten Hamburger Investorentagen (HIT) Ende August und auch zuletzt auf der Herbstkonferenz in Frankfurt hat boersengefluester.de erneut mit dem Firmengründer und CEO Ralf P. Pfeffer gesprochen. Immerhin ist seit unserem Erstkontakt einiges passiert: So hat das mittlerweile in Frankfurt ansässige Unternehmen mit der Anteilsaufstockung bei PVP (Janusz Rupik Professionelle Videotechnik Polsk) aus Polen sowie der Akquisition von MooveIT aus Köln seinen strammen Wachstums- und vor allen Dingen auch Internationalisierungskurs fortgesetzt.
Aktientechnisch sind das Uplisting in den Düsseldorfer Primärmarkt – inklusive Xetra-Notiz – sowie die Analysten Coverages durch GBC und Montega wichtige Fortschritte. In Zahlen ausgedrückt kommt die Gesellschaft für 2022 unter Führung der wesentlichen operativen Gruppe Teltec auf Erlöse von 108,71 Mio. Euro und zeigt dabei einen Gewinn nach Steuern von 1,79 Mio. Euro. Das korrespondiert mit einem Börsenwert von zurzeit rund 185 Mio. Euro. „Wir wollen europäischer Marktführer werden. Eine Position, die vakant ist“, sagt Ralf P. Pfeffer mit Blick auf den zersplitterten Markt. „Es gibt niemanden, der als Konsolidierer unterwegs ist.“ Dabei hat der Selfmade-Unternehmer eine Target-Liste mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1 Mrd. Euro ausgemacht. Das heißt jetzt nicht im Umkehrschluss, dass Avemio alle diese Gesellschaften zwingend an Land zieht.
Die zentrale Botschaft für Anleger ist aber, dass es durchaus größere Akquisitionen mit Erlösen deutlich nördlich von 100 Mio. Euro geben kann – und dann kommt auch die Börse als Finanzierungsvehikel ins Spiel. Für kleinere Zukäufe wie MooveIT oder auch PVP brauchte es jedenfalls keine gesonderte Kapitalerhöhung – das würde sich bei größeren Zukäufen jedoch ändern. Entsprechend steht die eigentliche Bewährungsprobe für die Avemio-Aktie erst noch aus. Bislang ist schließlich noch gar nicht viel passiert, die Notiz schwankt grob zwischen 40 und 50 Euro. Als Hausnummer für potenzielle Kaufpreise nennt Ralf P. Pfeffer eine Spanne von 20 bis 40 Prozent vom Umsatz. Bei Großakquisitionen mit Erlösen von 100 Mio. Euro könnte somit ein Finanzierungsbedarf von im Einzelfall mehr als 20 Mio. Euro entstehen. Aktionäre sollten sich also schon jetzt auf eine mögliche deutliche Verwässerung ihrer Anteile einstellen. Schließlich sind Kapitalerhöhungen gegen Sacheinlage oder auch die Ausgabe von Aktien an strategische Partner gängige Instrumente in solchen Prozessen.
Nicht minder spannend wird auch, welche Effekte das Ende der Lockup-Periode für Teltec-Altaktionäre am 18. November haben wird. Immerhin können dann rund 700.000 Aktien neu in den Handel kommen. Einerseits gut für die Handelsliquidität, andererseits ist ein potenzieller Aktienüberhang auch nicht wirklich angenehm als Szenario für Investoren. Vermutlich auch vor diesem Hintergrund trauen die Analysten dem Titel nur ein begrenztes Potential zu. Entsprechend liegt es nun am Vorstandsteam um Ralf P. Pfeffer, den Kapitalmarkt vom Geschäftsmodell der Avemio-Gruppe nachhaltig zu überzeugen: „Wir müssen die Bechtle-Entwicklung nachbauen und an der Börse als Systemlieferant wahrgenommen werden.“
Das sind markige Sprüche, aber so schnell geht das am Kapitalmarkt eben doch nicht. Selbst bei einem Top-Unternehmen wie dem IT-Dienstleister Bechtle aus dem MDAX hat es lange gedauert, bis es richtig gezündet hat. Dabei ist Ralf P. Pfeffer definitiv ein Unternehmer-Typ, der mit seiner unkonventionellen Art aus der eher uniformen Masse der Vorstände auf Kapitalmarktkonferenzen hervorsticht. Nun: Am Ende sind vor dem Aktienchart alle gleich und es gilt zu liefern. Daran wird sich auch Avemio messen lassen müssen. Die offiziellen Prognosen für 2023 sehen bei Erlösen von rund 120 Mio. Euro ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von etwa 5 Mio. Euro vor – bei einem operativen Cashflow von 2 Mio. Euro. Der aktuelle Börsenwert nimmt also schon einiges vorweg.
Foto: Unsplash+
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