Unterschiedlicher hätten die beiden Jahreshälften kaum laufen können: Da liegt die Aktie von Avemio nach dem Reverse-IPO über Monate wie Blei in den Regalen – und plötzlich kennt der Titel nur noch eine Richtung: Steil nach oben. Mittlerweile hat die Notiz des Anbieters von professionellem Technik-Equipment für TV-Sender, Filmemacher oder auch ambitionierte YouTuber sogar die Marke von 70 Euro übersprungen und toppt damit in Windeseile die Einschätzungen der beiden Researchhäuser GBC (Kursziel: 51 Euro) und Montega (Kursziel: 40 Euro). Bei der Präsentation von Avemio auf dem 8. International Investment Forum (IIF) spricht CFO Norbert Gunkler diesbezüglich von Getuschel am Kapitalmarkt über eine mögliche größere Akquisition – wirklich kommentieren möchte er den scharfen Anstieg allerdings auch nicht. Nun: Die Handelsumsätze in dem Titel sind trotz der Listing-Ausweitung auf Xetra weiter überschaubar, entsprechend liefert der Chart auch jetzt noch ein Bild mit begrenzter Aussagekraft. Die eigentliche Bewährungsprobe steht also erst bevor.
CEO und Gründer Ralf P. Pfeffer macht auch bei seinem Vortrag auf dem virtuellen IIF jedoch keinen Hehl daraus, dass er die Wachstumsstory von Avemio mit Hilfe des Börsenlistings auf eine ganz andere Stufe heben will und den internationalen Roll-out plant. „Wir sprechen mit vielen Unternehmen zurzeit“, sagt Pfeffer und präsentiert erneut eine Folie mit potenziellen Akquisitionszielen. Von den 13 anonym gehaltenen Kandidaten kommen immerhin vier auf eine Umsatzdimension nördlich von 100 Mio. Euro. Entsprechend bleibt Pfeffer auch bei seiner Einschätzung, dass Avemio perspektivisch zehnmal so groß werden könne, wie das für 2023 avisierte Umsatzziel von 120 Mio. Euro. Bevor Anleger jetzt gleich in die Luft springen: Die Gesellschaft ist trotz der Ausweitung von Mehrwertservices sowie dem künftig größeren Gewicht von Software- und Cloudaktivitäten in erster Linie ein Distributor von Hardware für den Mediensektor – die operativen EBIT-Margen sind hier deutlich einstellig und nach oben vergleichsweise eng limitiert.
Dabei betont das Avemio-Management noch einmal, dass kurzfristig wohl keine derart große Übernahme zu erwarten sei, für die die Frankfurter eine Barkapitalerhöhung durchziehen würden. „Hierfür müssen wir in den kommenden Monaten erst noch einige Hausaufgaben erledigen“, sagt Ralf P. Pfeffer und zielt dabei etwa auf eine nachhaltige Belebung des Handelsvolumens in der Aktie ab. Besonders interessant wird in diesem Zusammenhang auch, welche Effekte das Ende der Lockup-Periode für eine Reihe von Teltec-Altaktionären am 18. November haben wird. Immerhin können dann rund 700.000 Aktien neu in den Handel kommen. Noch ist aber offen, wie groß der Umplatzierungsdruck durch Altaktionäre überhaupt sein wird. Dabei betont Finanzvorstand Norbert Gunkler, dass mit Sicherheit keine plötzliche Aktienschwemme zu erwarten sei. So werden die Banken den Prozess eng begleiten, um den Spagat zwischen stabilen neuen Ankerinvestoren und einer dauerhaften Erhöhung des Handelsvolumens möglichst ausgewogen hinzubekommen.
Insgesamt nimmt die von boersengefluester.de schon mehrfach vorgestellte Avemio-Investmentstory jedoch ordentlich Fahrt auf und entwickelt sich in die gewünschte Richtung. Kurzfristig ist die Notiz freilich weit vorausgeeilt und potenzielle Neueinsteiger sollten ihr Pulver erst noch trocken halten. Wer den Titel bereits im Depot hat, kann investiert bleiben, sollte das Engagement allerdings mit Stoppkursen absichern. Derweil zieht CEO Pfeffer seine hohe Präsenz auf Kapitalmarktkonferenzen weiter durch und präsentiert Mitte November auf der MKK in München und Ende November auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse in Frankfurt. Damit wäre Avemio in den vergangenen zwölf Monaten – wenn wir richtig gezählt haben – auf immerhin sechs Investorenkonferenzen dabei gewesen.
Foto: Unsplash+
Jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter BGFL WEEKLY anmelden. Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL) sowie Interna aus der Redaktion. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das gern unter diesem LINK tun. Wir freuen uns auf Sie! Selbstverständlich behandeln wir Ihre E-Mail-Adressen vertraulich und verwenden sie ausschließlich für den Versand des Newsletters BGFL WEEKLY.