Schon ziemlich extrem, was mit der Beteiligungsgesellschaft Aurelius Equity Opportunities im laufenden Jahr an der Börse so abgeht. Der Aktienkurs – vorher eine gefühlte Ewigkeit im Aufwärtsmodus – crashte im Frühjahr nach einer Shortattacke von 67 auf 35 Euro, kann sich von dem Absturz in den folgenden Monaten dank neuer Rekordergebnisse im operativen Geschäft aber einigermaßen gut erholen und notiert zurzeit bei knapp 51 Euro. Das entspricht einer Marktkapitalisierung von 1.589 Mio. Euro, was wiederum annähernd deckungsgleich mit dem per Ende September 2017 berechneten Substanzwert (Net Asset Value) von 1.521 Mio. Euro der Aurelius-Beteiligungen ist. Den “Maschinenraum“, wie CEO Dirk Markus es im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de ausdrückt, also das Know-how für den Kauf- und Verkauf von Unternehmen, gibt es derzeit also quasi umsonst an Börse.
Das verwundert insofern, weil zwar auch bei Aurelius bestimmt nicht alles perfekt läuft, die Gesellschaft insgesamt aber eine starke Performance in den vergangenen Jahren hingelegt hat – und auch die Prognosen gut aussehen. Jedenfalls kündigt Markus bis zum Jahresende weitere Transaktionen an – mit Sicht auf 12 bis 18 Monate sind ohnehin eine Reihe von Exits zu erwarten. Als heißeste Kandidaten, schon allein wegen der langen Zugehörigkeit zum Aurelius-Portfolio, gelten die Bonner Hotelkette Ghotel, die britischen Chemie-Aktivitäten CalaChem und Briar Chemicals, der Nachhilfespezialist Studienkreis sowie der Bootsbauer HanseYachts. Über einen genauen Zeitpunkt der Deals zu spekulieren, ist freilich müßig. Diese Erfahrung haben Anleger bereits beim Verkauf der Anteile am Spirituosenkonzern Berentzen im vergangenen Jahr gemacht.
Auf jeden Fall haben größere Exits ganz unmittelbare Auswirkungen für Anleger – nicht nur weil sie das Zahlenwerk beeinflussen, sondern auch weil Aurelius die Höhe der sogenannten Partizipationsdividende regelmäßig an diesen Teil der Erlöse knüpft. Dabei orientiert sich das Unternehmen übrigens nicht am Stichtag 31. Dezember, sondern an der Periode von Hauptversammlung (HV) zu Hauptversammlung. Daher steht der offizielle Dividendenvorschlag auch erst mit der HV-Einladung fest. Neben einer deutlichen Anhebung der Sockeldividende – bislang hat Aurelius hier in 0,10-Euro-Schritten erhöht –, rechnen wir mit einer Aufstockung der Partizipationsdividende um 0,60 Euro, so dass am Ende 5,00 Euro Gesamtdividende pro Anteilschein herausspringen könnten. Bezogen auf den gegenwärtigen Kurs käme das Papier damit auf eine Rendite von beinahe zehn Prozent. Kein Wunder, dass Aurelius zu den heißesten Dividendenspekulationen für 2017 gehört.
Derweil richtet sich der operative Fokus auf den im Vorjahr gekauften Büroausstatter Office Depot Europe. Hier soll 2018 ein deutlicher Turnaround im Bereich um 40 Mio. Euro (auf EBITDA-Basis) stehen. Allein 20 Mio. Euro hat Aurelius jetzt für den Ausbau der E-Commerce-Aktivitäten von Office Depot reserviert. Die Kursziele der Analysten liegen derweil ungewöhnlich weit auseinander – in einem Korridor von 56 bis 82 Euro. Umso gespannter ist boersengefluester.de, ob es nach der Präsentation von CEO Markus auf dem Eigenkapitalforum am 29. November einige Neueinschätzungen geben wird. Gesprächsstoff lieferten die vergangenen Monate jedenfalls mehr als genug. Für eine gewisse Airbag-Funktion sollte derweil das noch bis Mai 2018 laufende Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu 40 Mio. Euro sorgen. Insgesamt halten wir die aktuelle Bewertung dicht am NAV für eine gute Einstiegsbasis.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.998,35 | 2.902,94 | 3.612,00 | 1.932,90 | 2.560,80 | 2.995,00 | 2.543,60 | |
EBITDA1,2 | 272,56 | 65,72 | 80,30 | 167,60 | 249,70 | 154,40 | 309,80 | |
EBITDA-Marge3 | 9,09 | 2,26 | 2,22 | 8,67 | 9,75 | 5,16 | 12,18 | |
EBIT1,4 | 202,00 | 11,69 | -84,20 | 222,70 | 115,80 | 29,40 | 181,10 | |
EBIT-Marge5 | 6,74 | 0,40 | -2,33 | 11,52 | 4,52 | 0,98 | 7,12 | |
Jahresüberschuss1 | 484,49 | -39,52 | 18,27 | 121,60 | 151,80 | 78,70 | 384,40 | |
Netto-Marge6 | 16,16 | -1,36 | 0,51 | 6,29 | 5,93 | 2,63 | 15,11 | |
Cashflow1,7 | -132,16 | -50,00 | -76,10 | 227,50 | 42,90 | -41,50 | -3,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 5,98 | -1,43 | -3,43 | 3,62 | 4,86 | 2,99 | 14,21 | |
Dividende8 | 5,00 | 3,00 | 0,00 | 1,00 | 1,50 | 0,05 | 0,06 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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