Im großen Stil eigene Aktien erwirbt seit Monaten die Beteiligungsgesellschaft Aurelius Equity Opportunities. Aus dem im vergangenen November aufgelegten Programm türmen sich die Käufe nun auf bereits knapp 17 Mio. Euro, womit das dafür maximal vorgesehene Budget von 30 Mio. Euro aber auch erst zu etwas mehr als 55 Prozent aufgebraucht ist. Damit nicht genug: Zur Hauptversammlung am 21. Juni 2022 steht eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie – entsprechend einer Ausschüttungssumme von rund 42 Mio. Euro – auf der Agenda. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 24,40 Euro bringt es die Aktie so auf eine Dividendenrendite von immerhin 6,1 Prozent, was nur leicht unter der Rendite der Mutares-Aktie liegt, dem auf dem Kurszettel noch immer am besten mit Aurelius vergleichbaren Unternehmen. Überhaupt zeigt sich Matthias Täubl, CEO von Aurelius, im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de sehr überzeugt vom Potenzial der eigenen Aktie: „Shareholder Value hat einen hohen Stellenwert in unserer Strategie.“
Immerhin notiert der Anteilschein zurzeit um rund 30 Prozent unter dem per Jahresende 2021 berechneten Substanzwert von etwas mehr als 35 Euro. Dabei haben die Grünwalder die Berechnungsmethodik des NAV (Net Asset Value) zuletzt sogar auf eine Netto-Betrachtung umgestellt. Sprich: Zu erwartende Transaktionskosten beim Verkauf von Portfoliounternehmen sowie die Managementvergütung werden nun ausgeklammert. Darüber hinaus hat Aurelius eine Pauschalwertberichtigung von acht Prozent auf den NAV vorgenommen, die dem Krieg in der Ukraine geschuldet ist. Da konkrete Aussagen zu den indirekten globalen Folgen kaum möglich sind, hat Täubl den zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Geschäftsberichts aufgebauten DAX-Rückgang im Zuge der russischen Invasion als Risikoabschlag gewählt.
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Losgelöst davon, beinhaltet die NAV-Betrachtung nur die Cashflows aus dem bestehende Portfolio sowie die vorhandenen Cash-Mittel. „Die M&A-Maschinerie ist da noch gar nicht eingeflossen“, sagt Täubl. Die tatsächliche Lücke zwischen Aktienkurs und fairem Wert dürfte also noch ein Stück größer sein als das bereits erwähnte knappe Drittel. Ein Umstand, mit dem allerdings auch andere Beteiligungsgesellschaften zu kämpfen haben. Und so steht bei nahezu jedem Unternehmen aus dem Beteiligungssektor die Verringerung des Abstands zwischen Börsennotiz und NAV auf der Agenda.
Die Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2021 sind zwar nun fast schon ein wenig betagt, doch die deutliche Verbesserung des operativen EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um knapp 50 Prozent auf 249,7 Mio. Euro ist weiter eine Erwähnung wert. Immerhin spiegelt sich hierin – neben den Verbesserungen im eigentlichen Geschäft der Beteiligungen – auch die vor nicht allzu langer Zeit auf die Schiene gesetzte Anpassung in der Ankaufsstrategie wider: So setzt das Team um Matthias Täubl nicht mehr so sehr auf klassische Restrukturierungsfälle zu dem früher beinahe schon obligatorischen Kaufpreis von 1 Euro, sondern schaut sich stärker nach bereits rentableren Unternehmen mit operativem Optimierungspotenzial um, die um Add-On-Investments nochmals verstärkt werden. „Wenn der Keller stabil ist, lässt sich schneller eine Etage aufbauen“, sagt Täubl. Der Rückgang des im Geschäftsbericht ausgewiesenen 2021er-EBITDA von 367,5 auf 234,6 Mio. Euro hängt wiederum mit den im Vergleich zu 2020 deutlich niedrigeren Erträgen aus der Auflösung negativer Unterschiedsbeträge aus der Kapitalkonsolidierung – im Finanzsprech „bargain purchase“ genannt – zusammen.
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Ein wichtiger Baustein für Aurelius sind darüber hinaus die gemeinsam mit dem 2021 aufgelegten Aurelius European Opportunities Fund IV getätigten Co-Investments. An diesem Luxemburger 540-Millionen-Euro-Konstrukt sind die Grünwalder mit 30 Prozent beteiligt und eröffnen sich so die Möglichkeit, bei Deals mitzugehen, die sonst den finanziellen Rahmen sprengen würden. Jüngste abgeschlossene Transaktion hier ist der Erwerb der im Wesentlichen als Pharmagroßhändler tätigen McKesson UK. Aber auch sonst geht Aurelius ein ordentliches Tempo, was Zu- und Verkäufe im Stammgeschäfts angeht. Für anhaltenden Newsflow ist also gesorgt. Und vielleicht gibt’s ja tatsächlich auch einmal zu dem mittlerweile seit 2011 im Portfolio befindlichen börsennotierten Bootsbauer HanseYachts diesbezüglich Neuigkeiten. Für die Analysten ist die Aurelius-Aktie durchweg ein Kauf, wenn auch mit zuletzt höchst unterschiedlichen Kurszielen: Während Hauck & Aufhäuser den fairen Wert bei 66 Euro ansetzt, bleibt die Baader Bank mit 38,6, Euro deutlich darunter.
Insgesamt hat boersengefluester.de jedoch einen guten Eindruck von der aktuellen Strategie. Die Bewertung scheint sowie günstig. Besonders für dividendenorientierte Anleger ist der Titel somit eine attraktive Option. Nur die Charttechnik mit dem ausgeprägten Seitwärtstrend könnte noch mehr Zuversicht versprühen. Insebsondere die Marke von 30 Euro hat sich nach oben als harte Nuss erwiesen. Noch ein Tipp in eigener Sache: Sämtliche Geschäftsberichte von Aurelius Equity Opportunities seit 2007 können Sie auf unserem neuen Portal geschaeftsberichte-download.de (HIER) gratis abrufen.
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Bilder: Clipdealer, Aurelius
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