Von früheren Höchstständen ist der Aktienkurs von AURELIUS Equity Opportunities deutlich entfernt – trotz des kräftigen Anstiegs im laufenden Jahr. Noch immer bewegt sich die Notiz aber um rund ein Viertel unter dem zuletzt ausgewiesenen Substanzwert (NAV) von 38,46 Euro je Anteilschein. Dabei ist die Beteiligungsgesellschaft bislang gut durch die Corona-Krise gekommen und richtet den Blick längst wieder nach vorn, um das internationale Wachstum voranzutreiben. Neu hinzugekommen ist dabei der auf größere Transaktionsvolumina ausgerichtete Bereich Co-Investments. Anlässlich der kürzlich vorgelegten Halbjahreszahlen hat boersengefluester.de mit CEO Matthias Täubl über die vergangenen sechs Monate sowie den Ausblick für das Gesamtjahr gesprochen. Wichtige Themen aus Börsensicht sind darüber hinaus die Dividendenpolitik sowie die vor einiger Zeit eingeleitete Transparenzoffensive. „Wir spüren ein verstärktes Interesse von Investorenseite“, sagt jedenfalls Matthias Täubl und ist entsprechend zuversichtlich für die weitere Entwicklung gestimmt.
Herr Täubl, Sie sind seit dem vierten Quartal 2020 als CEO bei AURELIUS in verantwortlicher Position. Wenn man auf die gerade vorgelegten Halbjahreszahlen blickt, haben Sie ein intaktes Portfolio übernommen. Oder täuscht dieser Eindruck?
Matthias Täubl: Sie haben recht, die Mehrzahl unserer Konzernunternehmen hat sich im ersten Halbjahr 2021 hervorragend entwickelt. Dies spiegelt sich im Jahresvergleich insbesondere im starken Anstieg des operativen EBITDA um 63 Prozent auf 122 Mio. Euro wider. Das wir insgesamt so gut durch die Corona-Pandemie gekommen sind, ist unserem besonderen Geschäftsmodell zu verdanken. Wir sind durch unsere rund 100 operativen Experten sehr nah an unseren Konzernunternehmen dran und konnten so zeitnah auf die sich verändernden Begebenheiten reagieren. Ich habe nicht nur ein intaktes Portfolio übernommen, sondern wir haben in den vergangenen Jahren auch ein richtig gutes Team aufgebaut, das sich voll für die Konzernunternehmen eingesetzt hat. Dieser Einsatz hat sich bezahlt gemacht.
Im laufenden Jahr haben Sie bereits sieben Unternehmenskäufe getätigt. Haben Sie generell das Transaktionstempo erhöht?
Matthias Täubl: Die Verwerfungen an den Märkten in den vergangenen 18 Monaten bringen jede Menge Opportunitäten, die wir uns anschauen. Dabei waren wir zu Beginn der Pandemie – zu Recht wie sich nun zeigt – sehr kritisch in der Bewertung von potenziellen Übernahmezielen. Es kam uns dabei weniger auf die Anzahl, sondern viel mehr auf die Qualität der erworbenen Konzernunternehmen an. Und ja, wir glauben, dass die wirklich interessante Phase hinsichtlich attraktiver Transaktionen erst vor uns liegt. Dabei spielt uns auch in die Karten, dass wir unseren Investitionsfokus, welcher bislang auf Käufen von Plattform-Unternehmen und Add-on-Akquisitionen zur Stärkung der bestehenden Plattformen beruhte, im ersten Halbjahr 2021 um die dritte Säule Co-Investments erweitert haben. Das eröffnet uns zusätzliche Perspektiven für die Zukunft.
Sie sprechen den neuen Bereich Co-Investments an: Wie sieht das Zusammenspiel mit dem neu geschaffenen Fonds AURELIUS European Opportunities Fund IV genau aus?
Matthias Täubl: Neben unseren klassischen Transaktionsgrößen können wir im Rahmen von Co-Investments nun auch zunehmend größere Akquisitionsvorhaben mit einem gesamten Eigenkapitalanteil von bis zu 100 Mio. Euro umsetzen. Diese Co-Investments werden zusammen mit dem neu geschaffenen Fonds AURELIUS European Opportunities Fund IV durchgeführt. Die ersten Transaktionen im Rahmen des neu aufgelegten Co-Investmentprogramms waren die Übernahme des europäischen Consumer Battery-Geschäfts (jetzt: Advanced Power Solutions) von Panasonic sowie der britischen SSE Contracting Limited, einem führenden Contracting-Unternehmen für Dienstleistungen in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik. Damit haben wir unser Portfolio auch qualitativ auf eine neue Stufe gehoben.
Im ersten Halbjahr erwirtschaftete AURELIUS ein operatives Ergebnisplus von 63 Prozent auf 122 Mio. Euro. Konnten Sie diesen Schwung mit ins zweite Halbjahr nehmen? Welche Erwartungen haben Sie an die kommenden Monate?
Matthias Täubl: Ja, aktuell stehen alle Zeichen weiter auf grün. Ich bin auch für die kommenden Monate sehr optimistisch, sowohl was die operative Entwicklung unserer Konzernunternehmen angeht, als auch auf der Transaktionsseite. Wir sehen eine Reihe an interessanten Investitionsgelegenheiten, für die wir durch unsere stabile finanzielle und operative Ausgangslage bestens aufgestellt sind.
Zum 30. Juni weist AURELIUS einen NAV je Aktie von 38,46 Euro aus. Wann werden Sie voraussichtlich mit weiteren Exits die Werthaltigkeit des ausgewiesenen Portfoliowerts belegen können?
Matthias Täubl: Die erfreuliche operative Entwicklung des ersten Halbjahres spiegelt sich auch in einem Anstieg des Net Asset Value auf einen Gesamtwert von über 1,14 Mrd. Euro bzw. 38,46 Euro wider, was einer Steigerung von 14 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahresende 2021 entspricht. Wir spüren daher ein verstärktes Interesse von Investorenseite und auch die Kursperformance von mehr als 65 Prozent seit Jahresbeginn zeigt, dass unsere Arbeit auch von Anlegerseite zunehmend honoriert wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden 12 bis 24 Monaten mit lukrativen Exits nicht nur die Werthaltigkeit dieses NAV belegen können. Vielmehr sehe ich basierend auf der operativen Entwicklung unserer Portfolio-Unternehmen eine darüber hinausgehende Bewertung und somit eine Generierung von zusätzlichem Shareholder Value als realistisch an.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.998,35 | 2.902,94 | 3.612,00 | 1.932,90 | 2.560,80 | 2.995,00 | 2.543,60 | |
EBITDA1,2 | 272,56 | 65,72 | 80,30 | 167,60 | 249,70 | 154,40 | 309,80 | |
EBITDA-Marge3 | 9,09 | 2,26 | 2,22 | 8,67 | 9,75 | 5,16 | 12,18 | |
EBIT1,4 | 202,00 | 11,69 | -84,20 | 222,70 | 115,80 | 29,40 | 181,10 | |
EBIT-Marge5 | 6,74 | 0,40 | -2,33 | 11,52 | 4,52 | 0,98 | 7,12 | |
Jahresüberschuss1 | 484,49 | -39,52 | 18,27 | 121,60 | 151,80 | 78,70 | 384,40 | |
Netto-Marge6 | 16,16 | -1,36 | 0,51 | 6,29 | 5,93 | 2,63 | 15,11 | |
Cashflow1,7 | -132,16 | -50,00 | -76,10 | 227,50 | 42,90 | -41,50 | -3,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 5,98 | -1,43 | -3,43 | 3,62 | 4,86 | 2,99 | 14,21 | |
Dividende8 | 5,00 | 3,00 | 0,00 | 1,00 | 1,50 | 0,05 | 0,06 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Wie weit ist die 2020 begonnene Transparenzoffensive inzwischen vorangeschritten? Und welche weiteren Maßnahmen planen Sie noch?
Matthias Täubl: Diese Initiative ist keine einmalige Maßnahme, sie soll ein laufender Prozess sein und fest in unsere tägliche Arbeit verankert werden. Wir haben bereits umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung von Corporate Governance und Transparenz eingeführt. Wir haben das Leitungssystem effizienter aufgestellt, im Aufsichtsrat Ausschüsse gebildet, die künftige Vergütung der Vorstände angepasst und die Detaillierung in unserer Finanzberichterstattung verbessert. Hier wollen wir weiter ansetzen und beginnend ab dem dritten Quartal 2021 einen Quartalsbericht inklusive einer Konzern-Gesamtergebnisrechnung und Konzernbilanz veröffentlichen. Weitere Maßnahmen sind in Arbeit und werden folgen.
Sie haben sich frühzeitig zu einer Rückkehr zu einer attraktiven Dividendenpolitik bekannt. Wie sehr sind Sie bei künftigen Ausschüttungen von lukrativen Beteiligungsverkäufen abhängig?
Matthias Täubl: Mir ist wichtig, dass unsere Kapitalmarkt- und Ausschüttungspolitik für unseren Investoren planbar und konsistent ist. Wir konnten unseren Aktionären trotz Corona im Mai 2021 1,00 Euro pro Aktie Dividende ausschütten und haben angekündigt, diesen Betrag in den Folgejahren um je mindestens 0,25 Euro pro Aktie weiter zu steigern. Alles weitere ist dann vom wirtschaftlichen Umfeld und weiteren Unternehmensverkäufen abhängig.
Für das laufende Jahr zeigen Sie sich sehr optimistisch. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre weitere Amtszeit gesetzt?
Matthias Täubl: Ich werde unser bewährtes Geschäftsmodell weiter erfolgreich führen und bin sehr optimistisch, das Portfolio mit interessanten Zukäufen weiter zu stärken. Ab dem kommenden Jahr werden einige unserer Konzernunternehmen reif für den Exit, hier werden wir sicher interessante Transaktionen vermelden können. Ein Kernelement wird dabei auch die Kommunikation mit unseren Investoren sein. Schaffung von Shareholder Value steht ganz klar in meinem Fokus.
Matthias Täubl hat internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Fachhochschule Eisenstadt/Österreich sowie an der Helsinki Business Polytechnic/Finnland studiert. Nach mehreren Jahren bei der Knorr-Bremse AG und einer mittelgroßen Restrukturierungsberatung ist er seit 2008 in verschiedenen Positionen in der AURELIUS Task Force tätig. Hier war er unter anderem für die erfolgreiche Neuausrichtung der Getronics-Gruppe verantwortlich. Seit Ende 2020 ist Täubl CEO der Aurelius-Gruppe.
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