Für ein seit vielen Jahren auf Wachstum gepoltes Unternehmen wie audius, macht sich ein rückläufiges EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) naturgemäß nicht gerade optimal auf der Visitenkarte, selbst wenn die Lücke von 316.000 Euro zu dem für 2022 ausgewiesenen EBITDA von 7,89 Mio. Euro überschaubar ist. Doch Finanzvorstand Wolfgang Wagner geht auf der von Montega organisierten Videokonferenz zur Vorlage der Jahreszahlen 2023 erfrischend offen mit dem Thema um: „Mit einem bereinigten EBITDA wollen wir gar nicht erst anfangen.“ Dabei hätte das IT-Service-Unternehmen ihre Investitionen in den Aufbau des neuen Bereichs Mobile Device Management (MDM) – hier geht es um die Bereitstellung und Verwaltung von mobilen Endgeräten in Firmen – durchaus herausrechnen und hätte so am Ende vermutlich auch die sonst übliche Ergebnissteigerung zeigen können. Aber das ist eben nicht der Stil von audius – und das schätzen wir an dem in Weinstadt ansässigen Unternehmen auch.
Immerhin ist es für eine börsennotierte Gesellschaft nichts Anrüchiges, Investitionen in die Zukunft zu tätigen. Im Gegenteil: So funktioniert Wirtschaft. Zudem soll der Bereich – wenn er denn im zweiten Halbjahr den erhofften Schwung aufnimmt – bereits für 2024 für einen Umsatz im niedrigen bis mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich stehen. Bis 2026 hält CEO Rainer Francisi sogar Erlöse von 8 bis 10 Mio. Euro für realistisch. Überhaupt scheint die operative Lage bei audius deutlich besser zu sein, als es der Aktienkurs widerspiegelt. Und so führt die bei 0,35 Euro je Aktie gelassene Dividende zur Hauptversammlung am 26. Juni 2024 auch zu einer attraktiven Dividendenrendite nördlich von 3 Prozent, was durchaus ein Argument für interessierte Investoren ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 21,96 | 24,33 | 24,14 | 34,64 | 58,27 | 73,35 | 78,24 | |
EBITDA1,2 | -0,74 | 1,49 | 1,25 | 2,90 | 6,69 | 7,89 | 7,58 | |
EBITDA-Marge3 | -3,37 | 6,12 | 5,18 | 8,37 | 11,48 | 10,76 | 9,69 | |
EBIT1,4 | -1,08 | 1,14 | 0,96 | 2,46 | 5,20 | 6,17 | 5,74 | |
EBIT-Marge5 | -4,92 | 4,69 | 3,98 | 7,10 | 8,92 | 8,41 | 7,34 | |
Jahresüberschuss1 | -0,97 | 0,79 | 0,74 | 1,87 | 3,42 | 3,77 | 3,54 | |
Netto-Marge6 | -4,42 | 3,25 | 3,07 | 5,40 | 5,87 | 5,14 | 4,53 | |
Cashflow1,7 | -0,63 | 1,62 | 1,11 | 2,84 | 4,62 | 2,46 | 2,90 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,52 | 0,37 | 0,29 | 0,34 | 0,61 | 0,70 | 0,70 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,17 | 0,30 | 0,35 | 0,35 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Conlata |
Den bereits vor einigen Wochen kommunizierten Ausblick für 2024 behält das Unternehmen ebenfalls bei. Demnach ist mit einem Anstieg des EBITDA auf mindestens 8,5 Mio. Euro. „Allein der Auftragsbestand lässt uns sehr positiv in die Zukunft schauen“, sagt CFO Wagner. Neben den großen IT-Projekten gibt es dabei auch Aufträge mit Öffentlichkeitswirkung. So sorgt audius unter anderem dafür, dass die Zuschauer während der Fußball-EM in den Stadien von Köln, Dortmund und Leverkusen einen robusten Netzempfang haben und ihre Fotos und Videos vom Spiel ohne Probleme über Social Media teilen können. Ein weiterer Treiber soll 2024 durch Zukäufe kommen, nachdem audius im vergangenen Jahr – eher untypisch – keine Akquisitionen getätigt hat. „Wir stehen bei einigen Unternehmen kurz vor dem Abschluss“, lässt Gründer und Großaktionär Rainer Francisi auf dem Investoren-Call von Montega durchblicken.
Die kommenden Wochen werden also spannend, selbst wenn anorganisches Wachstum in die Mittelfristplanung mit einer Gesamtleistung von mehr als 115 Mio. Euro bis 2026 ausdrücklich inkludiert ist. Kurzer Hinweis an dieser Stelle: Zwischen Umsatz und Gesamtleistung besteht bei audius im Normalfall kein besonders großer Unterschied. Bewertungstechnisch gibt es an dem Spezialwert auf dem aktuellen Niveau überhaupt nichts auszusetzen. Unter Berücksichtigung der Netto-Liquidität von knapp 6,5 Mio. Euro bringt es die Company auf einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von gut 52 Mio. Euro – was einem Multipe von rund 6,5 auf das für 2024 zu erwartende EBITDA entspricht. Höchste Zeit also, dass der Kapitalmarkt bei der audius-Aktie wieder den Schalter umlegt und der Aktienkurs zurück Richtung Norden wechselt.
Foto: Clipdealer
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