Ein wenig schräg ist es vielleicht schon: Nach dem schwachen Auftaktquartal 2024 zeigte sich der Vorstand von audius noch „sehr optimistisch“, die Prognosen für das Gesamtjahr zu erreichen. Nun hat das IT-Service-Unternehmen im zweiten Quartal die erhofft spürbare Belebung bei Umsatz und Ergebnis hingelegt – und kürzt dennoch seinen Ausblick für das laufende Jahr. Demnach rechnet audius für 2024 nur noch mit einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) zwischen 7,0 und 7,5 Mio. Euro – statt ursprünglich mehr als 8,5 Mio. Euro. In der Investorenpräsentation zur Vorlage des Zwischenberichts rückt CFO Wolfgang Wagner die Dinge jedoch sehr klar zurecht.
Belastungsfaktoren sind – neben einer höheren Anzahl von Freelancern und allgemeinen Kostensteigerungen – insbesondere die Investitionen in die neuen Geschäftsfelder Mobil Device Management (Verwaltung von mobilen Endgeräten in Unternehmen) sowie Amazon Web Services, die noch nicht zu den erhofften Returns geführt haben. Dem Vernehmen nach geht es hier um einen mittleren bis höheren sechsstelligen Euro-Betrag. „Spätestens im kommenden Jahr werden wir hier die nötige Masse haben, um positive Beiträge zu erwirtschaften“, ist Wagner zuversichtlich. Zudem hat audius insofern fast schon ein Luxusproblem, weil einerseits der Auftragsbestand Dank einiger Großaufträge auf 80,2 Mio. Euro in die Höhe schnellte. Die Order andererseits aber nur bedingt kurzfristige Wirkung für 2024 entfalten, da es sich um mehrjährige Projekte handelt.
„Diese Aufträge sichern uns das Wachstum für die kommenden Jahre“, sagt Wagner und bestätigt das bisherige Mittelfristziel bis 2026 mit einer avisierten Gesamtleistung von mehr als 115 Mio. Euro. „Daran hat sich gar nichts geändert.“ Dabei sollten auch zweistellige EBITDA-Margen – nach der zu erwartenden Delle für 2024 – künftig wieder der Normalfall werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Wagner momentan davon ausgeht, dass der größere Teil der Wegstrecke dorthin auf anorganisches Wachstum entfällt. Gleichwohl schaut sich die Gesellschaft aus Weinstadt in der Nähe von Stuttgart weiter intensiv nach Akquisitionen um, selbst wenn sich eine Transaktion zuletzt zerschlagen hat. „Wir bleiben hier intensiv unterwegs, aber es muss eben auch passen“, sagt Wagner.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 21,96 | 24,33 | 24,14 | 34,64 | 58,27 | 73,35 | 78,24 | |
EBITDA1,2 | -0,74 | 1,49 | 1,25 | 2,90 | 6,69 | 7,89 | 7,58 | |
EBITDA-Marge3 | -3,37 | 6,12 | 5,18 | 8,37 | 11,48 | 10,76 | 9,69 | |
EBIT1,4 | -1,08 | 1,14 | 0,96 | 2,46 | 5,20 | 6,17 | 5,74 | |
EBIT-Marge5 | -4,92 | 4,69 | 3,98 | 7,10 | 8,92 | 8,41 | 7,34 | |
Jahresüberschuss1 | -0,97 | 0,79 | 0,74 | 1,87 | 3,42 | 3,77 | 3,54 | |
Netto-Marge6 | -4,42 | 3,25 | 3,07 | 5,40 | 5,87 | 5,14 | 4,53 | |
Cashflow1,7 | -0,63 | 1,62 | 1,11 | 2,84 | 4,62 | 2,46 | 2,90 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,52 | 0,37 | 0,29 | 0,34 | 0,61 | 0,70 | 0,70 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,17 | 0,30 | 0,35 | 0,35 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Conlata |
Noch nicht festlegen will sich der Finanzvorstand auf die Frage, ob es – trotz des deutlichen Ergebnisrückgangs zum Halbjahr und möglicher Zukäufe – bei der bisherigen Dividendenstrategie bleibt, wonach rund die Hälfte des Gewinns ausgeschüttet wird. „Dafür ist es einfach noch zu früh“, sagt Wagner. Nun: Normalerweise sollte sich Investoren zur Hauptversammlung im kommenden Jahr eher auf eine leichte Kürzung einstellen. Andererseits hat CEO und Großaktionär Rainer Francisi hier ein gewichtiges Wort mitzureden. Grundsätzlich handelt es sich bei audius nämlich um ein sehr dividendenfreundliches Unternehmen mit soliden Bilanzen. Die Eigenkapitalquote beträgt mehr als 65 Prozent – bei einer Netto-Liquidität von fast 6 Mio. Euro.
Per saldo steht audius trotz der Gewinnwarnung nach Auffassung von boersengefluester.de in gewisser Weise besser da, als je zuvor: Insbesondere mit Blick auf die jüngsten Großaufträge, allen voran einer wegweisenden Order aus dem Automobilsektor. Hier könnten sich perspektivisch viele weitere Chancen für audius ergeben. Daher bleibt die im Münchner Spezialsegment m:access beheimatete Aktie für uns auch kaufenswert. Bewertungstechnisch gibt es ohnehin kaum etwas auzusetzen.
Foto: Unsplash+
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