Bei der Herangehensweise an eine Aktien-Geschichte haben wir seit jeher eine feste Reihenfolge: Zuerst muss die Kennzahlentabelle inklusive eigener Schätzungen stehen, daraus ergibt sich dann alles andere. So haben wir zumindest unser Handwerk vor mittlerweile 27 Jahren gelernt. Genauso sind wir auch an die hier verfolgte Investment-Idee A.S. Création Tapeten herangegangen. So bekommt man ein viel besseres Gespür dafür, wie die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung des Tapetenherstellers tatsächlich zu werten ist. Immerhin gibt es bei A.S. Création eine markante Abweichung zwischen der eigentlichen operativen Entwicklung und den tatsächlich ausgewiesenen Zahlen. Das wiederum liegt in erster Linie am großen Einfluss von Wechselkursen zu Währungen wie dem russischen und weißrussischen Rubel. Immerhin baut A.S. Création ihre Fertigungskapazitäten in Weißrussland eher noch aus, weil von dort aus der osteuropäische Markt wesentlich besser zu bedienen ist, als aus der deutschen Produktion.
Per saldo sorgten die Währungsverschiebungen 2020 für Verluste von 4,4 Mio. Euro – nachdem es 2019 noch einen Gewinn von 1,1 Mio. Euro hieraus gab. Entsprechend klettert das um Währungseffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) 2020 von 3,40 auf 8,80 Mio. Euro. In der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) des jetzt vorgelegten Geschäftsberichts steht freilich ein nahezu konstantes EBIT von 4,43 Mio. Euro für 2020, was jetzt eher nicht übermäßig prickelnd daherkommt. Beim Blick auf das Ergebnis nach Steuern ist zu beachten, dass es 2019 einen erheblichen Sondereffekt aus dem Verkauf des 50-Prozent-Anteils an dem russischen Gemeinschaftsunternehmen A.S. & Palitra gab. Rein mit Blick auf die fortgeführten Aktivitäten und ohne Währungseinflüsse wäre der Überschuss im vergangenen Jahr dagegen von 1,40 auf 5,50 Mio. Euro vorangekommen. Ausgewiesen in der GuV ist jedoch ein Rückgang von 14,13 auf 1,45 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 143,33 | 134,49 | 141,06 | 144,87 | 145,64 | 133,99 | 121,22 | |
EBITDA1,2 | -9,27 | 3,18 | 10,22 | 9,93 | 11,41 | -2,42 | 2,84 | |
EBITDA-Marge3 | -6,47 | 2,36 | 7,25 | 6,85 | 7,83 | -1,81 | 2,34 | |
EBIT1,4 | -15,81 | -2,89 | 4,50 | 4,43 | 5,71 | -8,55 | -2,09 | |
EBIT-Marge5 | -11,03 | -2,15 | 3,19 | 3,06 | 3,92 | -6,38 | -1,72 | |
Jahresüberschuss1 | -17,77 | -5,98 | 14,13 | 1,45 | 3,87 | -5,38 | -1,42 | |
Netto-Marge6 | -12,40 | -4,45 | 10,02 | 1,00 | 2,66 | -4,02 | -1,17 | |
Cashflow1,7 | 3,23 | 3,32 | -2,14 | 7,01 | 0,04 | -2,50 | 3,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | -6,45 | -2,17 | 5,13 | 0,53 | 1,40 | -1,95 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,90 | 0,90 | 0,90 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
An der Börse hat sich freilich längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass Tapeten und Dekorationsstoffe zu den Dingen gehören, die im Zuge der Corona-Krise stärker nachgefragt werden – wie so viele andere Produkte aus dem Bereich Haus & Garten. Entsprechend hat auch der Aktienkurs von A.S. Création längst wieder einen schönen Aufwärtstrend ausgebildet. Rein fundamental ist der Spezialwert aber immer noch äußerst günstig bewertet. So weisen die Gummersbacher in ihrer Bilanz eine Netto-Liquidität von mehr als 11 Mio. Euro aus, was bei einem Börsenwert von 69 Mio. Euro durchaus erheblich ist. Die Prognose für 2021 von Vorstand Daniel Barth sieht derweil bei Erlösen zwischen 147 und 157 Mio. Euro einen Gewinn nach Steuern – mögliche Währungseffekte ausgeklammert – in einer Bandbreite von 6,0 bis 7,5 Mio. Euro vor. Entsprechend wird der Titel gerade einmal zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund zehn gehandelt.
Und auch Dividendenfans kommen locker auf ihre Kosten, denn zur Hauptversammlung am 6. Mai 2021 steht erneut die Ausschüttung von 0,90 Euro pro Aktie auf der Agenda, was den Titel auf eine Dividendenrendite von annähernd vier Prozent hievt. Last but not last gibt s die Aktie sogar noch mit einem kleinen Abschlag auf den Buchwert. Auch das findet man in der aktuellen Börsenphase nicht mehr so fürchterlich häufig. Summa summarum sollte der Aufwärtstrend bei A.S. Création also noch eine ganze Weile anhalten.
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