Kurz vor den mit Spannung erwarteten Hauptversammlungen von Weng Fine Art (WFA) am 21. August 2023 in Düsseldorf und Artnet wenig später am 30. August 2023 in virtueller Form, sorgen beide Unternehmen mit frischen Zahlen für Diskussionsstoff an der Börse. Über den Geschäftsbericht 2022 von WFA hatte boersengefluester.de bereits berichtet (HIER), umso interessanter der aktuelle Zwischenbericht zum ersten Halbjahr 2023 von Artnet – ganz im Gegensatz zum Report von WFA in poppiger Aufmachung. Die nackten Zahlen der Berliner kommen derweil deutlich schon deutlich unauffälliger daher, was angesichts des schwieriger gewordenen Kunstmarkts aber nicht wirklich überraschen kann.
So bewegen sich die Umsatzerlöse des Kunst-Dienstleisters mit umgerechnet 12,06 Mio. Euro nur geringfügig über dem vergleichbaren Vorjahreswert von 11,82 Mio. Euro. Wesentlicher Treiber bleibt dabei die dynamische Entwicklung im Medienbereich, wo die Erlöse um knapp 11,5 Prozent auf 4,30 Mio. Euro vorangekommen sind und somit insbesondere die Einbußen im Bereich Marktplatz kompensieren. Bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) tritt Artnet zum Halbjahr mit einem Minus von 1,09 Mio. Euro zwar noch auf der Stelle. Beachtlich ist dabei aber, dass es im zweiten Quartal bereits eine spürbare Entlastung gab und das EBIT von Q2 2023 mit minus 119.000 Euro (Vorjahr: minus 385.000 Euro) bereits dicht an die Profitabilitätsschwelle herangekommen ist. Die Kosteneinsparungen zeigen also Wirkung, was ein gutes Signal ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,43 | 18,32 | 19,54 | 18,94 | 20,89 | 25,03 | 23,35 | |
EBITDA1,2 | 0,77 | 1,26 | 1,52 | 1,55 | 0,63 | -0,14 | -0,20 | |
EBITDA-Marge3 | 4,18 | 6,88 | 7,78 | 8,18 | 3,02 | -0,56 | -0,86 | |
EBIT1,4 | 0,36 | 0,77 | 0,18 | 0,19 | -0,75 | -1,63 | -1,90 | |
EBIT-Marge5 | 1,95 | 4,20 | 0,92 | 1,00 | -3,59 | -6,51 | -8,14 | |
Jahresüberschuss1 | 0,70 | 1,04 | -0,01 | 1,92 | -0,80 | 0,12 | -1,00 | |
Netto-Marge6 | 3,80 | 5,68 | -0,05 | 10,14 | -3,83 | 0,48 | -4,28 | |
Cashflow1,7 | 1,01 | 1,11 | 1,63 | 2,71 | 0,56 | 2,66 | 0,98 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,12 | 0,19 | 0,00 | 0,35 | -0,09 | 0,02 | -0,18 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Entsprechend bestätigt Artnet auch seine Prognose für das Gesamtjahr aus dem jüngsten Geschäftsbericht, wonach (original auf Dollar-Basis) bei Erlösen zwischen 28 und 30 Mio. Dollar mit einem Betriebsergebnis zwischen 1,0 und 1,6 Mio. Dollar zu rechnen ist. „Die vergangenen drei Jahre haben unterstrichen, welches Wachstum und welche Chancen sich aus Online-Transaktionen, Daten- und Medienservices ableiten lassen“, sagt CEO Jacob Pabst und betont in einem Atemzug, dass der Fokus klar auf Performance und Margen liegt. Trotzdem: Die Messlatte liegt hoch, selbst wenn das absolute Gewinnniveau auf Basis der Prognose noch immer ausbaufähig ist. So müsste Artnet im zweiten Halbjahr 2023 auf ein positives EBIT in einer Bandbreite von 2,18 bis 2,78 Mio. Dollar kommen.
Das wiederum wäre für die Berliner ein ganz massiver Swing. Die Rekordmarken aus der jüngeren Vergangenheit für das EBIT im zweiten Halbjahr liegen bei 1,36 Mio. Dollar für 2011 und 1,10 Mio. Dollar für 2006. Ansonsten waren die Zahlen regelmäßig deutlich niedriger und häufig sogar in roter Farbe. Die kommenden Quartale werden also richtungsweisend bezogen auf die tatsächliche Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Das im Vorjahr abgeschlossene FALCON-Projekt mit einem kompletten Neuaufbau der technischen Infrastruktur bzw. der Produktionsprozesse ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.
Rein kurstechnisch hängt weiter ganz viel davon ab, welchen Weg Großaktionär Weng Fine Art (Anteil: annähernd 30 Prozent) gehen wird, um Artnet – wie es offiziell heißt – „strategisch und finanziell nachhaltig profitabel aufzustellen“ und darüber hinaus eine „breit angelegte strategische Zusammenarbeit“ zwischen beiden Unternehmen auf die Schiene zu setzen. Nun: Sehr viel spannender könnte eine Investmentstory aus dem Nebenwertebereich momentan wohl kaum aussehen, zumal die Auflösung offenbar naht.
Foto: Clipdealer
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