Schneller und vor allem deutlicher als zu vermuten war, hat die Aktie von Apontis Pharma auf Nordkurs Richtung 7 Euro umgeschwenkt. Die Restrukturierung des zuvor in Bedrängnis geratenen Anbieters von Single Pills – also Arzneimittel, die mehrere pharmazeutische Wirkstoffe in einer Tablette kombinieren – kommt am Kapitalmarkt wieder nachhaltig gut an. „Wir werden uns auf unser Single Pill-Kerngeschäft konzentrieren und gleichzeitig werden wir ein noch attraktiverer Partner für Kooperationen. Unser Vertriebsmodell wird neu aufgesetzt und zukünftig skalierbar sein“, betont CEO Bruno Wohlschlägel im erst kürzlich vorgelegten Geschäftsbericht 2023. Nun zeigt der seit Sommer 2023 bei Apontis gestartete frühere Merck-Manager, wie konkret diese Aussage gemeint war.
So schließt das Unternehmen eine auf fünf Jahre angelegte Vertriebspartnerschaft mit Novartis Pharma zur Vermarktung der Asthma-Medikamente Enerzair und Atectura für Deutschland und korrigiert im Zuge dessen seine Umsatz- und Ertragsziele für 2024 spürbar nach oben: Demnach liegt die neue Messlatte bei 50,7 Mio. Euro Umsatz und 3,3 Mio. Euro EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) – nach bislang geplanten 41,7 Mio. Euro Erlösen und 1,8 Mio. Euro EBITDA. „Novartis und Apontis Pharma verbindet eine langjährige Kooperation in der Vermarktung von Produkten, die wird nun fortgesetzt“, sagt Wohlschlägel. Tatsächlich war Ende September 2022 der bisherige Co-Marketing-Vertrag zwischen beiden Unternehmen für die Antidiabetika Jalra und Icandra aufgrund des Patentablaufs regulär beendet worden, was Apontis freilich rund 6 Mio. Euro Umsatz kostete.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 54,71 | 44,80 | 40,04 | 39,24 | 51,18 | 55,73 | 36,96 | |
EBITDA1,2 | 12,40 | 2,81 | -1,72 | 1,00 | 2,36 | 5,57 | -13,28 | |
EBITDA-Marge3 | 22,66 | 6,27 | -4,30 | 2,55 | 4,61 | 9,99 | -35,93 | |
EBIT1,4 | 11,74 | 2,50 | -2,29 | -0,66 | 0,62 | 3,77 | -15,16 | |
EBIT-Marge5 | 21,46 | 5,58 | -5,72 | -1,68 | 1,21 | 6,77 | -41,02 | |
Jahresüberschuss1 | 11,58 | 2,37 | -2,39 | -1,18 | -0,75 | 2,69 | -12,68 | |
Netto-Marge6 | 21,17 | 5,29 | -5,97 | -3,01 | -1,47 | 4,83 | -34,31 | |
Cashflow1,7 | 31,09 | 4,46 | -0,24 | 1,45 | 3,43 | 11,02 | -12,60 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,36 | 0,28 | -0,28 | -0,14 | -0,09 | 0,32 | -1,49 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Die jetzt gefundene Asthma-Lösung mit Novartis ist also mehr als nur ein Ersatz. Zudem ist sie ein Beleg dafür, dass die vielen Umstrukturierungen bei Apontis nicht zu irgendwelchen Irritationen im Pharmasektor geführt haben, die Unruhe von vor rund zwölf Monaten mit den massiven Prognoseverfehlungen also in erster Linie ein Miterbeiter- und Börsenthema war. So wurde die Zahl der Außendienstmitarbeiter mittlerweile deutlich gekürzt, die verbleibenden Pharmareferenten fokussieren sich jetzt stärker auf die wirklich wichtigen Praxen und nutzen darüber hinaus einen Multichannel-Ansatz, um die Kontaktfrequenz zu den Arztpraxen auf die nötige Taktung zu hieven (siehe dazu unseren Beitrag HIER).
Produkttechnisch stehen die Zeichen ohnehin auf Wachstum: Im laufenden Jahr will das in Monheim am Rhein ansässige Unternehmen das eigene Portfolio an Single Pill-Kombinationen um drei weitere Markteinführungen auf dann 18 Single Pills erhöhen. Bis 2025 sollen 20 Single Pills auf dem Markt sein. Wichtig für Anleger: Noch immer hat der Titel reichlich Aufwärtspotenzial, die Kursziele bewegen sich zwischen 12,50 und 18,00 Euro – und da ist die Meldung um die neu aufgelegte Novartis-Kooperation noch gar nicht eingearbeitet. Für die aktuelle Roadshow des Vorstands vor Investoren hätte es jedoch kaum einen besseren Newsflow geben können.
Foto: Unsplash+
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