Gerade einmal 14 Monate nach dem Börsenstart zu 19 Euro hat die Aktie von Apontis Pharma bereits alle Extreme durchgemacht: Knapp 28 Euro im Hoch, dann der Absacker bis auf unter 11 Euro. Das ist gleichbedeutend mit einer Marktkapitalisierung von knapp 100 Mio. Euro und entspricht ungefähr auch dem aktuellen Stand. So gesehen entscheidet sich derzeit, ob der im Freiverkehrssegment Scale beheimatete Titel womöglich erst einmal aus dem Radar der institutionellen Investoren verschwindet oder es doch ein Kurs-Comeback geben wird. Dabei klingt die Investmentstory von Apontis Pharma durchaus eingängig: Das aus den Wurzeln der früheren Schwarz Pharma hervorgegangene Unternehmen setzt auf sogenannte Single Pills, also Tabletten, die zwei oder drei Wirkstoffe miteinander kombinieren.
Größter Vorteil gegenüber der Therapie mit losen Einzelpräparaten ist die ungleich größere Heilungswahrscheinlichkeit. Als wesentliche Indikationen adressiert Apontis Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Grundsätzlich ein riesiger Markt, wobei Sprünge in der Medikamentenentwicklung – etwa gegen Bluthochdruck – schon seit langem nicht mehr zu erwarten sind. Dafür sind die vorhandenen Pillen einfach zu gut und ausgereift, allerdings müssen sie eben auch regelmäßig eingenommen werden – und zwar mitunter über eine sehr lange Zeit. Und genau an dieser Disziplin mangelt es vielen Patienten. „Die Erfahrung zeigt: Je größer die Zahl an verordneten Tabletten, desto niedriger die Therapietreue“, sagt CEO Karlheinz Gast – gemeinsam mit Produktvorstand Thomas Milz und CFO Thomas Zimmermann – im ausführlichen Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de. Dabei braucht man nicht lange um zu erkennen, dass das Führungsteam von Apontis den Job mit ungewöhnlich viel Leidenschaft macht. Das gefällt uns gut.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 54,71 | 44,80 | 40,04 | 39,24 | 51,18 | 55,73 | 36,96 | |
EBITDA1,2 | 12,40 | 2,81 | -1,72 | 1,00 | 2,36 | 5,57 | -13,28 | |
EBITDA-Marge3 | 22,66 | 6,27 | -4,30 | 2,55 | 4,61 | 9,99 | -35,93 | |
EBIT1,4 | 11,74 | 2,50 | -2,29 | -0,66 | 0,62 | 3,77 | -15,16 | |
EBIT-Marge5 | 21,46 | 5,58 | -5,72 | -1,68 | 1,21 | 6,77 | -41,02 | |
Jahresüberschuss1 | 11,58 | 2,37 | -2,39 | -1,18 | -0,75 | 2,69 | -12,68 | |
Netto-Marge6 | 21,17 | 5,29 | -5,97 | -3,01 | -1,47 | 4,83 | -34,31 | |
Cashflow1,7 | 31,09 | 4,46 | -0,24 | 1,45 | 3,43 | 11,02 | -12,60 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,36 | 0,28 | -0,28 | -0,14 | -0,09 | 0,32 | -1,49 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Hinweis: Die Zahlen für 2016 bis 2018 in der Tabelle sind nur bedingt vergleichbar mit den Angaben ab 2019.
Derzeit hat Apontis 10 Single Pills in Deutschland eingeführt, bis 2026 dürften es eher doppelt so viele sein. Dann will das in Monheim am Rhein ansässige Unternehmen auf 100 Mio. Euro Umsatz kommen und eine EBITDA-Marge von 30 Prozent erzielen. Zum Vergleich: Für das laufende Jahr liegt die Messlatte bei Erlösen von etwas mehr als 55 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 5,5 Mio. Euro. Die einfache Rechnung: Je mehr Single Pills der Pharmavertrieb im Koffer hat, desto rentabler wird es für Apontis. „Das ist Skalierung in seiner schönsten Form“, sagt Finanzvorstand Thomas Zimmermann. Viel kommt freilich darauf an, ob es dem Team von Apontis gelingen wird, die Ärzte von den vergleichsweise neuen, dafür aber umso wirksameren Single Pills zu überzeugen. Eine wichtige Rolle spielen auch die Krankenkassen. Mit der AXA Krankenversicherung hat sich bereits ein bekannter Kostenträger für Privatversicherte auf die Seite der Therapievariante Single Pills gestellt.
Boersengefluester.de ist gespannt, wie sich die großen gesetzlichen Kassen hier perspektivisch positionieren werden. Ein ebenfalls markanter Hebel für Apontis ist die Einführung von Single Pills mit europaweiter Vermarktungs- und Vertriebslizenz. So hat das Unternehmen – nach Ende 2021 – just eine weitere Entwicklungskooperation mit Midas Pharma abgeschlossen, die exakt diese internationale Ausrichtung hat. Entsprechend hoch ist das mittelfristig erwartetet Umsatzpotenzial dieser neuen Single Pill von jährlich 6 bis 8 Mio. Euro. „Mit Midas Pharma haben wir den idealen Partner an unserer Seite“, sagt Karlheinz Gast auch mit Blick auf die bereits vor geraumer Zeit mit Midas umgesetzten Produktdeals für Tonotec HCT und Atorimib. Die Analysten von Montega sehen die Apontis-Aktie jedenfalls erst bei Kursen um 26 Euro als fair bewertet an.
Keine Frage: Zunächst einmal wäre die meisten Investoren wohl froh, wenn den Titel überhaupt erst einmal einen nachhaltigen Richtungswechsel gen Norden vollziehen würde und sich dem damaligen Ausgabepreis wieder vorsichtig annähert. Die Chancen dafür stehen aber nicht schlecht, denn auch wir haben den Eindruck, dass sich zwischen operativer Entwicklung und Aktienkurs eine Schere geöffnet hat, die so kaum zu begründen ist. „Wir haben bewiesen, dass wir Single Pills vermarkten können“, sagt Gast. Vom bisherigen Chartverlauf lässt sich das Management also nicht entmutigen und präsentiert die Investmentstory regelmäßig auf den einschlägigen Kapitalmarktkonferenzen oder eben auch in direkten Calls wie zuletzt mit boersengefluester.de.
Foto: Clipdealer
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