Wie eine Steilvorlage für den Großaktionär Endress+Hauser sieht die von Analytik Jena angekündigte Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:3 aus. Zu einem Bezugspreis von 12,50 Euro sollen rund 1,9 Millionen neue Aktien platziert werden. Der Emissionserlös würde sich damit auf rund 23,5 Mio. Euro belaufen. Das Angebot richtet sich ausschließlich an bestehende Aktionäre. Hintergrund: Ende Juni hatte der Messgerätehersteller Endress+Hauser durch den Kauf des Anteils von Mitgründer und Vorstandsvize Jens Adomat sein Engagement bei Analytik Jena auf mehr als 22 Prozent ausgebaut. Die Schweizer bezeichneten ihr Investment als „strategische Beteiligung“, kündigten aber an, in den kommenden Monaten weitere Aktien von Analytik Jena zu erwerben. An der Börse galt das Medizintechnikunternehmen fortan als Übernahmekandidat „mit Ansage“. Seit dem hat sich die Notiz bei gut 13,50 Euro eingependelt. Angesichts der ursprünglichen Erwartungen ist die Konsolidierung ein wenig enttäuschend. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass der Laborausrüster Ende Juli eine Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr 2012/13 verschickte. Statt eines operativen Ergebnisses von „über 6 Mio. Euro“, senkte der Vorstand die Messlatte für den erwarteten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf eine Spanne zwischen 4,5 bis 5,0 Mio. Euro.
Vor diesem Hintergrund mag sich mach Privatanleger fragen, ob er tatsächlich an der Kapitalmaßnahme von Analytik Jena teilnehmen soll. Schließlich wird das Unternehmen schon jetzt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von deutlich über 20 gehandelt. Und hier schließt sich der Kreis: Über die Ruesch Holding hat der Großaktionär Endress+Hauser die Kapitalmaßnahme garantiert. „Daher geht die Analytik Jena davon aus, dass die Kapitalerhöhung in voller Höhe durchgeführt wird“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Einziges Hintertürchen ist die Freigabe der Transaktion durch das Bundeskartellamt. Mit dem Geld will Analytik Jena die Bilanz stärken und den Wachstumskurs forcieren.
Interessant wird nun, wie groß die Bereitschaft der restlichen Anleger für die Teilnahme an der Kapitalerhöhung ist. Im Fokus steht insbesondere der Laborgerätehersteller Verder. Der Niederländer Andries Verder wollte vor einigen Jahren schon einmal seinen Einfluss bei Analytik Jena erhöhen, schmetterte mit seinem Ansinnen aber ab. Zurzeit hält die Verder B.V. 15,52 Prozent an dem Unternehmen aus Jena. Der Streubesitz beträgt 30,55 Prozent. Eine Zielgröße für ihre Wunschbeteiligungshöhe an Analytik Jena hatte Endress+Hauser bislang nicht genannt. Sollte – was extrem unwahrscheinlich ist – niemand an der Kapitalerhöhung teilnehmen, könnte sich ihr Einfluss von derzeit 22,33 Prozent theoretisch bis auf knapp 42 Prozent erhöhen. In diesem Fall wäre die weitere Übernahmefantasie wohl erst einmal raus aus Analytik Jena.
Letztlich können Privatanleger nur hoffen, dass die Kapitalmaßnahme rege angenommen wird und Endress+Hauser über die Börse zukaufen muss, um seine Beteiligungsquote zu erhöhen. Anleger, die in dem Titel noch nicht übergewichtet sind, sollten nach Auffassung von boersengefluester.de an der Kapitalerhöhung teilnehmen. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist nach wie vor recht attraktiv, trotz der relativ hohen Bewertung.
Foto: Analytik Jena AG
Weitere Infos zu Analytik Jena finden Sie HIER
Über die Bedeutung der wichtigsten Meldenschwellen im Zuge einer Übernahme. HIER klicken!