Eine steilere These für die richtige Auswahl von Einzelaktien geht wohl kaum: Vor fast genau einem Jahr hatte sich boersengefluester.de eine Studie der amerikanischen Seton Hall Universität vorgenommen (Download HIER), die doch tatsächlich zu dem Ergebnis kam, dass die Aktien von Unternehmen, deren Anfangsbuchstabe sich vorn im Alphabet befindet, im Schnitt häufiger gehandelt werden und auch höher bewertet sind als Titel von Firmen mit einem Anfangsbuchstaben aus dem hinteren Teil des Alphabets. Dabei lieferten die US-Forscher auch gleich eine profane Erklärung für ihre Erkenntnisse. Beim Durchforsten von Aktienlisten fangen Investoren regelmäßig oben an, so dass Titel wie Amazon oder Apple besonders viel Aufmerksamkeit bekommen. Wir wollten es schon damals wissen und hatten eine entsprechende Kurzanalyse für die von uns gecoverten Unternehmen erstellt (zu dem Beitrag kommen Sie über diesen LINK) – konnten aber keine signifikanten Unterschiede feststellen.
Zwölf Monate später haben wir die entsprechenden Auswertungen nochmals gemacht. Interessantes Ergebnis: Wie bereits 2014 schneiden in Deutschland die Unternehmen aus der Gruppe mit dem Anfangsbuchstaben F-G-H-I-J bei der Performance am besten ab. Um im Schnitt immerhin mehr als 35 Prozent gewannen die Titel 2015 bislang an Wert. Da hinken die Gesellschaften aus der „A bis E”-Fraktion mit einem Plus von gut 15 Prozent spürbar hinterher. Was sind die Ursachen? Eine wichtige Rolle spielt zum einen, dass die Gruppe mit den Anfangsbuchstaben A bis E mit 167 Teilnehmern wesentlich größer ist als alle anderen von uns gewählten Einteilungen. Am ehesten kann noch die Kombination „P-Q-R-S-T” mithalten, in der 115 Firmen zugeordnet sind. Hinzu kommt, dass in der Gruppe „F-G-H-I-J” allein acht Aktien um deutlich mehr als 100 Prozent an Wert gewonnen haben. Kleiner Auszug: Hypoport (+522 Prozent seit Jahresbeginn), Hesse Newman (+290 Prozent), IT Competence Group (+236 Prozent), JDC Group (+170 Prozent), GFT Technologies (+158 Prozent). Dabei hielten sich die Verlierer aus dieser Fraktion einigermaßen zurück: Gerry Weber (-58 Prozent) und Heliocentris (-41 Prozent) sind noch die größten Bremser.
Auffällig ist, dass die Gesellschaften mit Buchstaben wie A, B, C, D oder E am Anfang im Schnitt einen wesentlich größeren Börsenwert haben. Hauptgrund: Allein 15 DAX-Unternehmen – also die Hälfte aller heimischen Blue Chips – fallen in diese Kategorie. Mit dabei die Schwergewichte Allianz, Bayer, BMW und Daimler. Zudem führen aus unserer Aktiengrundgesamtheit DataSelect allein 13 Unternehmen den Zusatz „Deutsche” in der Firmenbezeichnung. Davon gehören fünf dem DAX an: Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Lufthansa, Deutsche Post und Deutsche Telekom. Hinzu kommen die MDAX-Firmen Deutsche EuroShop, Deutsche Pfandbriefbank und Deutsche Wohnen. Wissenschaftliche Rückschlüsse lassen sich daraus aber kaum ziehen, denn es handelt sich um ein deutsches Phänomen. In England, Frankreich, Amerika oder der Schweiz dominieren dafür andere Länderzuordnungen in den Unternehmensnamen.
Bemerkenswert: Die – zumindest auf dem Papier – anspruchsvollste Bewertung haben hierzulande ausgerechnet die Unternehmen aus dem hinteren Buchstabenkreis U bis Z (um die Gruppe nicht zu klein werden zu lassen, haben wir Firmen mit Zahlen am Anfang, zum Beispiel: 2G Energy oder 4SC, hier ebenfalls zugeschlüsselt). Aber auch diese Kennzahlenausschläge lassen sich begründen. Zunächst einmal ist die Gesamtgruppe mit 48 Vertretern mit Abstand am kleinsten. Entsprechend kräftig wirken sich Titel mit hohen Bewertungen wie WireCard, Zalando, Zooplus oder Xing aufs Gesamtergebnis aus. Und dass Titel mit einem hinteren Buchstaben aus dem Alphabet eine geringere Aufmerksamkeit als das „A-Team” bekommen, stimmt – zumindest in Deutschland – auch nicht so pauschal. Zalando, WireCard und Xing werden ja eher intensiv diskutiert. Und dann gibt es ja mit Volkswagen auch noch einen Autohersteller aus Wolfsburg, der im laufenden Jahr sogar deutlich öfter in den Schlagzeilen stand, als es ihm lieb gewesen ist. Last but not least schaffte es WCM von der Pleite sogar zurück in den SDAX – trotz eines „Ws” am Anfang. Ganz unwichtig ist der Firmenname für die Performance aber trotzdem nicht. Das beste Beispiel hierfür liefert im laufenden Jahr die FinTech Group.