Ist schon ein paar Wochen her, als uns ein Leser gefragt hat, ob boersengefluester.de sich nicht mal die Aktie von Amalphi anschauen könnte. Das IT-Service-Unternehmen wäre in groben Zügen eine ähnliche Story wie die schon häufig bei uns vorgestellte mic AG, die sich durch eine große Übernahme komplett neu aufgestellt hat (HIER). Nun: Wir hatten den Amalphi nicht mal in unserem Coverage-Universum, auch wenn uns die Gesellschaft nicht ganz unbekannt war. Und da uns unsere Leser am Herzen liegen, haben wir knapp zwei Stunden Zeit genommen und sämtliche Stammdaten von Amalphi seit dem Börsengang 2011 zusammengetragen und die Aktie Anfang Februar neu in unsere Datenbank aufgenommen. Das erste déjà vu gab es gleich beim Vorstand, denn es war an uns vorbeigegangen, dass seit Ende 2016 Peter Biewald der CEO von Amalphi ist. Biewald wiederum kennen wir aus seiner Zeit als Finanzvorstand der früher einmal börsennotierten Mediengesellschaft Advanced Inflight Alliance aus München sowie als CFO des früher in Deutschland gelisteten Testdienstleisters Catalis. Zudem war Biewald einige Jahre im Umfeld der Martinsrieder Biotech-Szene auf Vorstandsebene aktiv.
Soweit der kurze persönliche Rückblick. Ansonsten sehen die bisherigen Jahreszahlen von Amalphi wenig prickelnd aus. Das Geschäftsmodell rund um Wartungs- und Servicekonzepte für Server und sonstige IT-Ausstattung für Unternehmen wirft beständig Verluste ab, die Umsätze sind – um es vorsichtig auszudrücken – seit Jahren überschaubar. Für den aktuellen Börsenwert von fast 50 Mio. Euro reicht das jedenfalls nicht. Die Investmentstory hat also einen anderen Aufhänger: So haben die Münchner Mitte 2020 die vollständige Übernahme der Medondo AG aus Hannover, einem Anbieter von Praxissoftware für Kieferorthopädie und Zahnärzte, auf die Schiene gesetzt und dafür bereits umfangreiche Kapitalmaßnahmen durchgeführt. Nun legt Amalphi noch einmal nach und kündigt für Mitte März eine weitere Barkapitalerhöhung an. Demnach soll die bisherige Aktienzahl von 10.420.981 Stück nochmal um etwas mehr als sieben Prozent erhöht werden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1,96 | 2,06 | 2,41 | 2,50 | 2,20 | 1,60 | 1,25 | |
EBITDA1,2 | -0,53 | -0,70 | -0,47 | -0,75 | -2,56 | -3,03 | -1,86 | |
EBITDA-Marge3 | -27,04 | -33,98 | -19,50 | -30,00 | -116,36 | -189,38 | -148,80 | |
EBIT1,4 | -0,54 | -0,72 | -0,49 | -1,05 | -4,11 | -5,24 | -4,14 | |
EBIT-Marge5 | -27,55 | -34,95 | -20,33 | -42,00 | -186,82 | -327,50 | -331,20 | |
Jahresüberschuss1 | -0,65 | -0,81 | -0,57 | -1,10 | -4,18 | -5,33 | -4,29 | |
Netto-Marge6 | -33,16 | -39,32 | -23,65 | -44,00 | -190,00 | -333,13 | -343,20 | |
Cashflow1,7 | -0,64 | -0,68 | -0,13 | -1,00 | -3,82 | -1,41 | -1,62 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,08 | -0,06 | -0,11 | -0,29 | -0,35 | -0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Quintaris |
Bei einem geplanten Ausgabepreis von 4,20 Euro pro Anteilschein ergibt sich ein Mittelzufluss von brutto bis zu 3,1 Mio. Euro. Investoren erhalten ein Bezugsrecht. Darüber hinaus ist die Emission einer Wandelanleihe im Volumen von bis zu 2 Mio. Euro und einem Wandlungspreis von 5,00 Euro geplant. Der mit einem Kupon von 4,00 Prozent versehene Bond hat eine Laufzeit von drei Jahren und könnte bei vollständiger Wandlung die Zahl der Aktien um nochmals 400.000 Stück erhöhen. Wenig überraschend soll der Erlös aus den Kapitalmaßnahmen „zur Finanzierung der Beschleunigung des Ausbaus des Vertriebsnetzes und eines schnelleren Markteintritts der Medondo Praxissoftware sowie für anorganisches Wachstum in diesem Geschäftsbereich“ verwendet werden, wie es offiziell heißt. Boersengefluester.de sieht zu, dass wir in den kommenden Wochen noch ein paar Zusatzinfos von Vorstand Peter Biewald bekommen.
Analysiert wird die Aktie von Sphene Capital um Peter Thilo Hasler, der dem Spezialwert in seiner jüngsten Studie nun ein stattliches Potenzial bis hin zu 8,80 Euro zutraut. „Die von amalphi geplanten Maßnahmen der Begebung einer Wandelanleihe und einer Erhöhung des Grundkapitals werden nach unserer Einschätzung eine deutlich dynamischere Umsatz- und Ertragsentwicklung zur Folge haben als bislang erwartet und den Verwässerungseffekt der Kapitalmaßnahmen deutlich übertreffen“, so das Fazit von Hasler.
Insgesamt eine spannende Entwicklung, die Anleger zumindest auf die Beobachtungsliste nehmen können. Bei mic hat es sich bislang jedenfalls gelohnt, die Neuaufstellung als Aktionär zu begleiten. Um es aber klar zu sagen: Wir halten die Aktie für einen klassischen Hot Stock mit enormen Chancen, aber eben auch Risiken. Immerhin ist Medondo – als Kern der neuen Investmentstory – ein sehr junges Software-Unternehmen, das erst 2018 gegründet wurde; also fast noch ein Start-up ist.