Da hat sich der Datendienstleister von etlichen bekannten deutschen Finanzwebseiten kräftig vertan. So beträgt der Börsenwert von Altech Advanced Materials nämlich keine knapp 3 Mrd. Euro, sondern lediglich 2,8 Mio. Euro. Entsprechend ist es für die Beteiligungsgesellschaft auch ein vergleichsweise ambitioniertes Unterfangen, noch bis Ende des Monats eine Barkapitalerhöhung im Volumen von brutto bis zu 6,45 Mio. Euro zu platzieren – selbst, wenn die beiden Großaktionäre knapp ein Viertel des Gesamtvolumens bereits zugesagt haben. Dabei ist die Maßnahme im Verhältnis 2:5 zu 1 Euro mit den üblichen Extras, wie zum Beispiel der Möglichkeit eines Überbezugs ausgestattet. Ganz ehrlich: Boersengefluester.de hat die Ankündigung der Kapitalerhöhung zwar frühzeitig gelesen, die Transaktion bislang aber nicht näher kommentiert.
Ohnehin hatten wir das in der Batterietechnik tätige Unternehmen ein wenig aus dem Fokus verloren, nachdem die – freilich ungleich größere Finanzierung – für den Bau einer Produktionsanlage (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER) für hochreines Aluminiumoxid – auch HPA (High Purity Alumina) genannt – in Malaysia im Sand verlaufen ist. Grundsätzlich ist der Deal mit der australischen Schwestergesellschaft Altech Chemicals Ltd. noch immer aktuell, der operative Schwerpunkt liegt zurzeit jedoch sehr viel näher: Knapp 40 Kilometer südlich von Cottbus im Industriepark Schwarze Pumpe. Über die 25-Prozent-Tochter Altech Industries Germany (AIG) will Altech Advanced Materials (AAM) dort den Bau einer Beschichtungsanlage für Batteriematerialien vorantreiben. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de zeigt sich AAM-Vorstand Uwe Ahrens voll in seinem Element und berichtet fast eine Stunde und sehr überzeugend über die Vorzüge von Nanobeschichtungen von Batterie-Anoden mit hochreinem Aluminiumoxid. Batterieleistung und Lebenszeit lassen sich über das Verfahren erheblich steigern.
Kürzlich erfolgte der nächste technologische Durchbruch: So wurden auch Siliziumpartikel erfolgreich beschichtet. „Das ist ein Game Changer“, sagt Ahrens. Immerhin erhöhen führende Unternehmen wie Tesla den Silizium-Anteil in ihren Battrien, um deren Leistungsfähigkeit weiter auszubauen. Ein schlagendes Argument aus Finanzmarktsicht ist darüber hinaus, dass für so eine Beschichtungsanlage sehr viel weniger Kapital erforderlich ist, als für ein riesiges Werk zur Produktion von HPA. Mit anderen Worten: Lieber erstmal ein paar Nummern kleiner anfangen, dafür aber mit valider Aussicht auf Erfolg. Die Option für das Malaysia-Projekt wurde zudem bis 1. Juli 2022 verlängert – läuft momentan also nicht weg. Planzahlen für das Beschichtungsprojekt lässt sich Ahrens zwar nicht entlocken, boersengefluester.de geht jedoch davon aus, dass das Geschäft bereits in weniger als zwei Jahren für signifikante Erlösströme sorgen könnte. Die bisherigen Tests verlaufen jedenfalls allesamt erfolgreich, die Patentanmeldung ist in trockenen Tüchern und mit SGL Carbon wurde eine umfassende Technologiekooperation geschlossen.
Summa summarum hört sich das nach einer spannenden Börsenstory an, die derzeit so kaum noch jemand auf dem Schirm hat. Unser Tipp: Wer sich für die jüngsten Fortschritte näher interessiert, sollte sich ruhig ein wenig Zeit nehmen und den Bereich „Unternehmensmitteilungen“ auf der Webseite von Altech Advanced Materials durchlesen. Dort sind alle technischen Details sehr genau umschrieben. Also: Wer sein Aktienportfolio mit ein wenig Wagniskapital bestücken will, findet in Altech Advanced Materials eine super interessante Möglichkeit. Die zusätzliche Teilnahme an der Kapitalerhöhung kann da durchaus eine clevere Strategie sein. Die Risiken sind natürlich nicht zu knapp: So ist das formal in Heidelberg ansässige Unternehmen auf frische Kapitalzufuhr angewiesen, um die Wachstumspläne umzusetzen. Für das laufende Jahr ist nach jetzigem Stand mit einem Fehlbetrag von immerhin rund 900.000 Euro zu rechnen.
Großaktionäre der Gruppe sind weiterhin die Deutsche Balaton und die australische Altech Chemicals. Und aus eben dieser Vergangenheit dürfte auch die massiv zu hohe Aktienstückzahl bei den Datenanbietern rühren, denn die Spezialwerteprofis der Deutschen Balaton haben das Börsenvehikel Altech Advanced Materials aus der früheren China-Aktie Youbisheng Green Paper aufgesetzt und im Zuge der damaligen Herausführung aus der Insolvenz diverse Kapitalmaßnahmen getätigt. Offenbar haben die Datenanbieter da den Überblick verloren und schlicht ein paar Updates vergessen. Gut informierte Anleger muss das aber nicht unbedingt stören. Vielmehr ist es in dieser Dimension fast ein Grund zum Schmunzeln und zeigt einmal mehr, dass gute Datenqualität gerade bei kleineren Unternehmen längst nicht selbstverständlich ist. Und genau aus diesem Grund pflegt boersengefluester.de auch seine eigene Datenbank.
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