Furiose Präsentation von Uwe Ahrens auf dem von Apaton Finance und GBC organisierten International Investment Forum (IIF) am 27. September 2022. Kein Wunder, denn der Vorstand von Altech Advanced Materials hat eine Investmentstory zu erzählen, die selbst in der zurzeit schwierigen Börsenphase extrem gut ankommt. Dabei hat sich Uwe Ahrens auf dem IIF nur einen Aspekt der aktuellen Entwicklungspipeline von Altech Advanced Materials herausgepickt. Der wiederum elektrisiert die Anleger umso mehr: Die Rede ist von dem Mitte September auf die Schiene gesetzten Gemeinschaftsunternehmen mit dem Fraunhofer Institut für keramische Technologien und Systeme (IKTS) zur kommerziellen Herstellung von Festkörperbatterien. „Das ist eine super Batterie“, sagt Uwe Ahrens. „Sie hat das Potenzial, der Netzbatteriespeicher der Zukunft zu sein.“
Wesentliche Vorteile: Die Batterie ist nicht brennbar, mit rund 15 Jahren eine Lebenserwartung, die ungefähr doppelt so hoch ist wie die von Lithium Ionen-Batterien, ist in nahezu allen Temperaturzonen einsatzbereit – und was der eigentliche Clou ist: Sie kommt mit Natriumionen aus Kochsalz sowie geringen Mengen an Nickel aus. Alle sonst bekannten kritischen und gleichsam extrem im Preis gestiegenen Einsatzstoffe wie Lithium, Kobalt oder Kupfer braucht es nicht für diese vom Fraunhofer Institut bereits entwickelte Batterie. Zum Einsatz kommen soll die Festkörperbatterie – Markenbezeichnung CERENERGY – allerdings nicht in Automobilen, sondern in der stationären Speicherung von Netzenergie. Potenzielle Kunden sind demnach insbesondere die großen Betreiber von Wind- und Solarparks. Die Technik steht bereits, nun geht es darum das Produkt in industriellem Umfang herzustellen.
Und genau da kommt Altech ins Spiel, denn die Gesellschaft baut gerade ohnehin eine Pilotanlage zur keramischen Beschichtung von Anodenverbundmaterial im Chemiepark Schwarze Pumpe (Sachsen/Brandenburg) – boersengefluester.de hat bereits mehrfach (HIER) darüber berichtet. Damit werden die Bauprojekte von Altech im Chemiepark eben noch größer – und vor allen Dingen zweigleisig was die Technik und potenzielle Kunden angeht. Ganz ehrlich: Das realistische wirtschaftliche Potenzial der beiden Projekte mag boersengefluester.de zum jetzigen Zeitpunkt nicht valide einzuschätzen. Dafür befindet sich der Markt zurzeit einfach noch zu sehr in der Entwicklungsphase. Das Chance-Risiko-Verhältnis sollte sich durch den Coup im Bereich Festkörperbatterien aber deutlich verbessert haben – und genau das spiegelt sich auch im Aktienkurs neuerdings wider.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Aktionäre der deutschen Altech Advanced Materials nur zu durchgerechnet 18,75 Prozent von den neuen Aktivitäten profitiert. Der Rest geht an die australische Mutter Altech Chemicals Ltd. (56,25 Prozent) beziehungsweise an das Fraunhofer IKTS. Je nach Projekterfolg kann Fraunhofer seine Beteiligung später sogar in eine volumenabhängige Lizenzgebühr umwandeln – doch das ist Zukunftsmusik. Erst einmal gilt es irdischere Dinge zu erledigen. Im Zuge der Aufbauinvestitionen musste Altech Advanced Materials im Sommer nämlich eine Verlustanzeige einräumen – quasi eine gelbe Karte in Sachen Bilanzqualität. Entsprechend werden – vermutlich schon sehr zeitnah – die auf der jüngsten Hauptversammlung beschlossenen Maßnahmen zur Bilanzsanierung umgesetzt. Der Kapitalschnitt 2:1 ist formal bereits eingetragen, aber noch nicht umgesetzt. Anschließend steht eine Barkapitalerhöhung im Verhältnis 2:3 auf der Agenda.
Über das genaue Prozedere wird boersengefluester.de noch berichten. Die wesentlichen Investoren hinter Altech Advanced Materials – 42 Prozent hält die selbst börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton – sollten aber für eine reibungslose Umsetzung der Kapitalpläne sorgen. Damit nicht genug: Angesichts der gewaltigen Bauvorhaben dürfte klar sein, dass weitere Finanzierungsvorhaben nötig sind. Vorstand Uwe Ahrens sagte bei seiner Präsentation auf dem IIF, dass es möglicherweise bereits Anfang 2023 zu einer neuerliche Kapitalaufnahme kommen könnte. Nun: Sollte die Story tatsächlich aufgehen und Altech sich als Player im Batteriemarkt etablieren können, müsste das im Normalfall gut angelegtes Geld sein. Stand heute ist die Aktie aber noch ein echter Hot Stock, der nur für sehr risikobereite Anleger, die auch mit enormen Kursausschlägen und einem sehr geringen Börsenwert kein größeres Problem haben, in Frage kommt.
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