Hansjörg Plaggemars, Finanzvorstand von Altech Advanced Materials, hat die Gunst der Stunde genutzt und bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum (EKF) der Deutschen Börse AG die Werbetrommel für die frisch angelaufene Kapitalerhöhung im Volumen von brutto knapp 3,65 Mio. Euro gerührt. Tatsächlich sehen die Konditionen mit einem Bezugskurs von 7,60 Euro – bei einer aktuellen Notiz der Aktie von 10 Euro – sehr einladend aus. „Wir wollen die Aktionärsbasis erweitern“, sagt Plaggemars mit Blick auf die anstehenden Großvorhaben für den Aufbau von Fabrikationsanlagen rund um die Batterietechnik. Boersengefluester.de hat die Story mehrfach vorgestellt: Im Projekt „Silumina Anodes“ geht es um die Beschichtung von Anodenmaterial mit Silizium zur Leistungssteigerung von Lithium-Ionen-Batterien im Bereich Elektromobilität. Projekt II „Cerenergy“ ist eine vom Dresdner Fraunhofer-Institut (IKTS) weiterentwickelte keramische Festkörperbatterie auf Basis von Kochsalz, die als stationärer Energiespeicher, etwa für den Einsatz in Wind- und Solarparks oder auch die Ladeinfrastruktur für den Schwerlastverkehr, geeignet ist.
Tatsächlich ist die jetzige Finanzierungsrunde in erster Linie für die Begleichung des letzten Drittel Kaufpreises für Silumina Anodes sowie die Erfüllung von Finanzierungsverpflichtungen gegenüber dem australischen Partner Altech Batteries Ltd. für den Hochlauf beider Projekte vorgesehen. Zudem ist ein Teil für den täglichen Geschäftsbetrieb reserviert. „Für 2024 wären wir damit durchfinanziert“, sagt CFO Plaggemars. Aber klar: Die wesentlich größeren Finanzierungsvorhaben für den Bau der Produktionswerke im Chemiepark Schwarze Pumpe stehen erst noch aus und lassen sich derzeit nur schwer beziffern. Ziel ist es jedenfalls, diese große noch offene Finanzierung auf möglichst viele Schultern zu verteilen – neben den öffentlichen Förderprogrammen. Derzeit hängt die Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton mit einem Anteil von 62 Prozent maßgeblich in der Verpflichtung.
Damit der erste Schritt auf jeden Fall gelingt, hat Balaton zugesichert, sämtliche Bezugsrechte, die nicht ausgeübt werden, zu übernehmen und damit eine vollständige Platzierung der jetzigen Kapitalerhöhung zu garantieren. Das Prozedere ist nicht ganz easy, denn neben den Aktionären gibt es auch die Inhaber von Wandelschuldverschreibungen und Optionsscheinen, die nicht verwässert werden sollen. Am Ende berechtigen jeweils 29 Aktien, Wandler oder auch Optionsscheine zum Bezug einer neuen Aktie – wobei die Bezugsrechte aus den einzelnen Gattungen auch kombinierbar sind. Die Bezugsfrist läuft bis 14. Dezember 2023. Insgesamt eine super spannende – aber eben auch entsprechend risikobehaftete – Investmentstory, zumal die Heidelberger erst kürzlich eine wesentliche Änderung in der Produktionsstrategie beim Anodenmaterial beschlossen haben. Statt das 90/10-Gemisch aus Graphit und Silizium komplett zu beschichten, konzentriert Altech seine Fertigungskapazität nur noch auf den 10-Prozent-Anteil Silizium.
Die Beimischung des bearbeiteten Siliziums in die Graphitflüssigkeit erfolgt dann von den Kunden selbst in ihren Batteriefabriken. Dieser technische Kniff führt zu „erheblichen Verbesserungen der wirtschaftlichen Gesamtbilanz des Projektes“, heißt es offiziell. Hansjörg Plaggemars drückt das bei seiner Präsentation auf dem EKF sehr plastisch aus: „Wir stellen nur noch Zucker her – und nicht mehr Backmischungen.“ Insgesamt werden zurzeit also wichtige Weichen gestellt. Noch im Dezember 2023 wird die detaillierte Machbarkeitsstudie für Silumina Anodes veröffentlicht, im Quartal 2024 soll dann die Testproduktion anlaufen. Für den Bau des eigentlichen Werks sind dann bis zu zwei Jahre veranschlagt. Für Cerenergy soll im Auftaktviertel 2024 die Projektstudie erscheinen, der Werkaufbau würde ähnlich lang wie bei dem Anoden-Projekt dauern. Auch wenn es bei den Testumgebungen einige Verzögerungen gab, grundsätzlich stehen die Werks-Grundstücke im Chemiepark Schwarze Pumpe allesamt bereit und warten auf grünes Licht.
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