Field Trip von boersengefluester.de nach Dresden sowie in den noch knapp 100 Kilometer weiter nordöstlich gelegenen Chemiepark Schwarze Pumpe. Ziel der Exkursion Mitte September 2023 sind die Batterieaktivitäten von Altech Advanced Materials. Regelmäßige Leser von boersengefluester.de wissen Bescheid (HIER): Altech hat ein leistungssteigerndes Anodenmaterial (Silumina) für den Einsatz in der Elektromobilität entwickelt und baut dazu gerade eine Pilotanlage in dem Chemiepark – genau genommen in den Hallen des Kompetenzzentrums Dock³ Lausitz. Die eigentliche Produktion soll später in einem nahegelegenen eigenen Werk stattfinden – die Grundstücke dafür sind bereits gesichert und erschlossen. Der gesamte Genehmigungsprozess mit den sächsischen Behörden läuft dem Vernehmen nach absolut vorbildlich. Auch eine Botschaft, die man nicht so häufig hört in der jetzigen Zeit und dem Genörgel um Standortqualitäten.
„Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt CEO Uwe Ahrens. „Der Markt für unsere Produkte ist riesig.“ Noch vor Ende des laufenden Jahres ist einen detaillierte Machbarkeitsstudie geplant. Die Testanlage im Dock³ soll bereits im Oktober ihren Betrieb aufnehmen, insgesamt 17 Leute arbeiten momentan an dem Projekt – künftig im Zwei-Schicht-Betrieb. Die gesamte Investitionssumme beläuft sich auf annähernd 90 Mio. Euro. Bei voller Produktion sollen dann jährlich 10.000 Tonnen beschichtetes Anodenmaterial – das Rohmaterial kommt unter anderem von SGL Carbon – für den Einsatz in Hochleistungs-Lithium-Ionen Batterien hergestellt werden.
Noch interessanter aus Börsensicht, weil eher greifbar, ist die Kooperation mit dem in Dresden ansässigen Fraunhofer Institut für keramische Technologien und Systeme (IKTS): Die Wissenschaftler haben so etwas wie den heiligen Gral der Festkörperbatterie geknackt und sind nun in der Lage, eine im Wesentlichen aus Kochsalz und Nickel bestehende Batterie – umgeben von einem Keramikkern sowie einem metallischen Zylinder – funktionstüchtig herzustellen. Einsatzgebiete dieser großvolumigen Batteriepacks (Produktname: Cerenergy) sind jedoch keine mobilen Anwendungen wie bei Silumina, sondern der Einsatz in Wind- und Solarparks oder auch die Ladeinfrastruktur für den Schwerlastverkehr. Der Preis für so ein Batteriepack in der Größe eines Seecontainer mit einer Speicherkapazität von 1 MWh beträgt rund 820.000 Euro. Nicht wenig, aber trotzdem ein gutes Investment.
Besonders charmant: Die Batterie kann nicht brennen, ist nahezu wartungsfrei, hat eine Lebensdauer von mehr als 15 Jahren und kann ganz einfach transportiert und angeschlossen werden. Kein Wunder, dass die Börsianer voll auf diese Technik abfahren und den Aktienkurs von Altech bereits ordentlich in die Höhe getrieben haben. Momentan beträgt der Börsenwert rund 85 Mio. Euro, dabei ist Altech bei Silumina lediglich mit 25 Prozent und bei Cerenergy durchgerechnet sogar nur mit 18,75 Prozent beteiligt. Es gehört also schon eine gehörige Portion Risikobereitschaft, um in die Aktie zu investieren. Zudem ist der Finanzbedarf der Gesellschaft noch längst nicht komplett gedeckt, es wird also weitere Kapitalmaßnahmen geben. Und auch was die gesellschaftsrechtliche Konstruktion der deutschen Altech Advanced Materials AG sowie die Einbindung in die australische Muttergesellschaft Altech Batteries Ltd. angeht, ist vermutlich noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Der große Vorteil an so einem Field Trip ist jedoch: Man kann sich die bislang doch recht abstrakte Investitionsstory nun sehr viel plastischer vorstellen. Die Technologie und die nötige Infrastruktur bestehen bzw. finden sich gerade im Aufbau und auch die Wissenschaftler vom Fraunhofer Institut wissen sehr genau, was sie tun. Immerhin sind bereits 30 bis 40 Mio. Euro in die Entwicklung der Feststoffbatterie geflossen. Nicht ganz unwichtig auch, dass die Chemie zwischen dem IKTS und Altech Advanced Materials stimmt. „Nur drei Monate hat es bis zur Vertragsunterzeichnung gedauert. Das ist Weltrekord bei Fraunhofer“, sagt der stellvertretende Institutsleiter Roland Weidl bei seiner Präsentation in Dresden. Dabei gab es eine Menge anderer Interessenten für die Technologie. Die konnten oder wollten sich am Ende aber einfach nicht entscheiden – wohl auch, weil sich das Produkt beinahe schon zu gut anhört. Die kommenden Quartale werden also hochspannend bei Altech Advanced Materials. Boersengefluester.de wird die Entwicklung weiter eng begleiten. Beeindruckend aber schon jetzt, wie viele Unternehmen aus dem Chip- und Batteriesektor sich in der Gegend um Dresden und Leipzig angesiedelt haben.
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