Ungewohntes Chartbild bei All For One Steeb. Nachdem die Aktionäre des SAP-Dienstleisters in den vergangenen fünf Geschäftsjahren eine Performance von jeweils mindestens 20 Prozent einfahren konnten – der Mittelwert liegt sogar bei knackigen 59 Prozent –, wird das Geschäftsjahr 2015/16 (per Ende September) kursmäßig wohl nicht ganz so erfolgreich verlaufen. Ein Drama ist das zwar nicht, denn auch in der laufenden Wirtschaftsperiode liegt die Notiz noch immer um knapp zehn Prozent vorn. Trotzdem stellen sich Investoren die Frage, ob nach der Dauerrally eine längere Phase der Konsolidierung zu befürchten ist. Immerhin gehört der Small Cap mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gut 20 zu den eher teuren Papieren auf dem heimischen Kurszettel – trotz der immer wieder beeindruckenden Wachstumsraten von Umsatz und Gewinn.
Um den Erfolg langfristig zu sichern, hat die Gesellschaft aus Filderstadt-Bernhausen zuletzt kräftig in den Ausbau der Cloud-Lösungen investiert und dafür auch rückläufige EBIT-Margen in Kauf genommen. Im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2015/16 fiel die operative Rendite auf 6,5 Prozent zurück – niedriger war die Relation von Ergebnis vor Zinsen und Steuern zum Umsatz zuletzt im dritten Quartal 2013/14. Ebenfalls ungewöhnlich für „All-For-One-Verhältnisse“ ist die Tatsache, dass Finanzvorstand Stefan Land seit nunmehr drei Quartalen mit einer unveränderten Prognose für das Gesamtjahr unterwegs ist – normalerweise schrauben die Schwaben ihren Ausblick mit schöner Regelmäßigkeit herauf. Demnach gilt weiterhin die Aussage, wonach für das Geschäftsjahr 2015/16 mit Erlösen zwischen 255 und 265 Mio. Euro sowie einem EBIT von 17,5 bis 19,5 Mio. Euro zu rechnen ist. Immerhin: Wenn im Abschlussviertel nichts Ungewöhnliches mehr passiert, dürfte das Unternehmen nach Auffassung von boersengefluester.de beide Zielvorgaben im oberen Bereich touchieren. Eine Enttäuschung wird es also wohl nicht geben – wenngleich die Erwartungen an All For One Steeb regelmäßig eher hoch sind.
Bemerkenswert ist derweil eine mittlerweile schon leicht angegraute Meldung. So gab der langjährige Großaktionär Unternehmens Invest AG Mitte Juli bekannt, dass er den 25,07-Prozent-Anteil der ebenfalls aus Österreich stammenden Pierer Industrie übernommen hat und nun auf eine Quote von 50,14 Prozent kommt. Interessant an dem Deal ist, dass nach Pierer nach Informationen von boersengefluester.de angeblich vor längerer Zeit schon einmal mit einem amerikanischen Unternehmen handelseinig war, der Verkaufsprozess dann aber doch noch am Preis scheiterte. Seit dem galt Pierer in der Small-Cap-Szene tendenziell als abgabebereit – zumindest bei Kursen im Bereich um 60 Euro. Nun: Die damalige Verzögerung mit dem US-Investor war ein Glücksfall für Pierer, schließlich hatte sich der Aktienkurs seit dem steil nach oben entwickelt.
Ob Unternehmens Invest seinen Anteil noch weiter aufstocken will ist offen. Der Vorstandsvorsitzende Rudolf Knünz äußert sich diplomatisch perfekt: „Mit unserer Stimmenmehrheit wollen wir gemeinsam mit dem Management den Erfolgskurs von All for One Steeb fortsetzen und das Geschäft weiter nachhaltig und wertorientiert ausbauen.“ Fakt ist aber auch, dass sich alle Partien seit vielen Jahren kennen und wissen, woran sie sind. Das ist ein Vorteil für das tägliche Geschäft. Summa summarum bleibt boersengefluester.de bei der Kaufen-Einschätzung. All For One Steeb dürfte bei den Digitalisierungsprojekten der überwiegend mittelständisch geprägten Kunden eine gefragte Adresse bleiben. Kurse unter 60 Euro sind zwar immer noch kein Schnäppchen – bieten langfristig aber doch ein solides Wertsteigerungspotenzial.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 300,52 | 332,36 | 359,22 | 355,39 | 372,94 | 452,65 | 487,95 | |
EBITDA1,2 | 29,37 | 31,21 | 25,60 | 41,29 | 42,08 | 47,09 | 43,68 | |
EBITDA-Marge3 | 9,77 | 9,39 | 7,13 | 11,62 | 11,28 | 10,40 | 8,95 | |
EBIT1,4 | 20,06 | 20,58 | 12,60 | 19,29 | 20,63 | 17,60 | 14,91 | |
EBIT-Marge5 | 6,68 | 6,19 | 3,51 | 5,43 | 5,53 | 3,89 | 3,06 | |
Jahresüberschuss1 | 13,09 | 13,71 | 13,10 | 13,08 | 13,52 | 11,04 | 11,20 | |
Netto-Marge6 | 4,36 | 4,13 | 3,65 | 3,68 | 3,63 | 2,44 | 2,30 | |
Cashflow1,7 | 21,27 | 23,41 | 20,00 | 41,37 | 34,78 | 28,06 | 40,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,63 | 2,82 | 2,05 | 2,55 | 2,68 | 2,20 | 2,23 | |
Dividende8 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,45 | 1,45 | 1,45 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |