Für boersengefluester.de ist das jährliche Update mit dem Vorstandsteam der All For One Group so etwas wie gelebte Tradition. Mittlerweile zum elften Mal haben wir mit CEO Lars Landwehrkamp und CFO Stefan Land – stets kurz nach der Vorlage des Geschäftsberichts (per 30. September) – unser Dezember-Treffen gehabt. Diesmal allerdings Online via Teams und nicht wie sonst üblich in den Redaktionsräumen von boersengefluester.de oder einer anderen Frankfurter Lokalität. Selten war der Termin allerdings so perfekt gewählt wie in diesem Jahr, denn die wesentlichen Eckdaten zum abgelaufenen Geschäftsjahr sowie einen ersten Ausblick meldet der IT-Dienstleister aus dem SAP-Umfeld regelmäßig schon vorab. Mit der geplanten Übernahme des größten polnischen SAP-Resellers SNP Poland von der ebenfalls börsennotierten SNP Schneider-Neureither & Partner hat All For One jetzt nämlich einen Coup gelandet. So kann sich der SDAX-Konzern SNP – mit dem All For One bereits seit einem halben Jahr bezüglich der Konversion von SAP-Anwendern auf die neue S/4HANA-Welt kooperiert – künftig noch stärker auf das reine Softwaregeschäft für eben solche Transformationsprojekte konzentrieren.
All For One wiederum schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einem steigt die Leistungsfähigkeit rund um SAP S/4HANA-Projekte. Zum anderen sind die mehr als 400 Mitarbeiter eine ideale Verstärkung, um für internationale Großprojekte noch besser gerüstet zu sein. „SNP Poland ist für uns damit alles andere nur als eine verlängerte Werkbank“, sagt CFO Stefan Land. Da der Deal für die zunächst 51 Prozent noch nicht in trockenen Tüchern ist, schweigt sich der Vorstand zum Kaufpreis noch aus. Stefan Land bezeichnet ihn jedoch als „angemessen für beide Seiten“, wobei sich der Betrag nicht nur an klassischen Multiples wie Umsatz oder EBIT bemessen haben soll. Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr kam SNP Poland bei Erlösen von 21,1 Mio. Euro auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,1 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die bisherige Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2020/21 der All For One Group sieht ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahreswert von 355 Mio. Euro sowie ein EBIT zwischen 17,5 und 20,5 Mio. Euro vor.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 300,52 | 332,36 | 359,22 | 355,39 | 372,94 | 452,65 | 487,95 | |
EBITDA1,2 | 29,37 | 31,21 | 25,60 | 41,29 | 42,08 | 47,09 | 43,68 | |
EBITDA-Marge3 | 9,77 | 9,39 | 7,13 | 11,62 | 11,28 | 10,40 | 8,95 | |
EBIT1,4 | 20,06 | 20,58 | 12,60 | 19,29 | 20,63 | 17,60 | 14,91 | |
EBIT-Marge5 | 6,68 | 6,19 | 3,51 | 5,43 | 5,53 | 3,89 | 3,06 | |
Jahresüberschuss1 | 13,09 | 13,71 | 13,10 | 13,08 | 13,52 | 11,04 | 11,20 | |
Netto-Marge6 | 4,36 | 4,13 | 3,65 | 3,68 | 3,63 | 2,44 | 2,30 | |
Cashflow1,7 | 21,27 | 23,41 | 20,00 | 41,37 | 34,78 | 28,06 | 40,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,63 | 2,82 | 2,05 | 2,55 | 2,68 | 2,20 | 2,23 | |
Dividende8 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,45 | 1,45 | 1,45 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Um vorschnellen Prognosespekulationen vorzubeugen: Dem Vernehmen nach wird die Transaktion erst im ersten Quartal 2021 gefixt, was bei All For One bereits dem zweiten Jahresviertel des Geschäftsjahrs entspricht. Entsprechend wird sich der Effekt 2020/21 also nur zum Teil auswirken. Der theoretisch größte Hebel für das laufende Geschäftsjahr wird aber ohnehin sein, dass die im Zuge der Corona-Krise zuletzt deutlich rückläufigen Lizenzerlöse im Jahresverlauf wieder an Schwung gewinnen. Bei den wiederkehrenden Umsätzen aus Cloud-Services und Software-Support liegen die Schwaben ohnehin prima im Rennen. Mehr als die Hälfte der Konzernumsätze sind mittlerweile von wiederkehrender Art.
Gefragt sind in der jetzigen Zeit insbesondere Beratungen rund um Bereiche wie Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz oder auch IT-Sicherheit. „In diese Hype-Themen gehen wir noch stärker rein“, sagt Land. Ansonsten sieht sich das Management im Rahmen ihrer Strategieoffensive 2022 „sehr gut im Plan“. Die Zeit der Ernte rückt also näher – nach dann jetzt vermutlich sieben Mal in Folge mit einem EBIT zwischen 17 und 20 Mio. Euro. Nicht ganz unwichtig für dividendenorientierte Anleger: Auch zur Hauptversammlung am 11. März 2021 soll es eine Ausschüttung von 1,20 Euro pro Aktie geben, womit der Titel auf eine Rendite von zumindest rund zwei Prozent kommt.
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