Von einzelnen Erholungsphasen einmal abgesehen: Meistens befand sich der Aktienkurs der All For One Group in den vergangenen knapp zwei Jahren im Abwärtsstrudel. Dabei hat der IT-Dienstleister in Kapitalmarktkreisen – und auch im IT-Sektor – im Grunde einen erstklassigen Ruf. Der momentane Malus aus Börsensicht ist jedoch, dass die Gesellschaft trotz der vielen Akquisitionen ergebnismäßig auf der Stelle tritt und die angekündigte Strategieoffensive 2022 – so sinnvoll der Ausbau zukunftsträchtiger Anwendungen wie New Work, Industrial IoT oder Cybersecurity & Compliance auch sein mag – zunächst auf Kosten der Rentabilität geht. Entsprechend sensibel reagieren die Investoren daher auch auf Veränderungen im konjunkturellen Umfeld, die All For One ebenfalls betreffen. Immerhin hängen viele Kunden der Schwaben am Automotivezyklus. Das wiederum sorgte dafür, dass All For One im Sommer seine Prognose für das Geschäftsjahr 2018/19 (30. September) auf ein EBIT zwischen 18 und 21 Mio. Euro stutzen musste – nachdem bislang ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 21 bis 22 Mio. Euro (vor den Aufwendungen im mittleren einstelligen Millionenbereich für die Strategieoffensive) in Aussicht gestellt wurde.
Aktuell sorgt an der Börse jedoch noch etwas ganz anderes für Diskussionsstoff: So hat die in Wien sitzende Nucleus Beteiligungs GmbH Anfang Oktober eine Pflichtofferte (HIER) für die All For One-Aktie angekündigt. Noch sind die Angebotsunterlagen nicht zwar veröffentlicht, doch – soviel steht jetzt schon fest: Spekulationen auf eine möglicherweise attraktive Prämie sind fehl am Platz. Immerhin handelt es sich um eine technisch bedingte Auslösung der Offerte und nicht um einen Übernahmepoker. Hintergrund ist die mitunter nicht ganz einfach zu durchschauende Aktionärsstruktur. So hält die börsennotierte österreichische Beteiligungsgesellschaft Unternehmens Invest AG – kurz: UIAG – direkt 25,07 Prozent an der All For One Group – und über ihre Tochter UIAG Informatik-Holding nochmals 25,07 Prozent. Insgesamt also: 50,14 Prozent, womit die Filderstädter das wichtigste Investment der Österreicher sind. Der Rest an All For One ist mittlerweile dem Streubesitz zuzurechnen. Die Vorstände der UIAG sind Dr. Rudolf Knünz (CEO) und der (deutlich jüngere) Paul Neumann, beide gehören gleichzeitig auch zum Aufsichtsrat von All For One.
Wichtig zu wissen ist nun, dass die 50,14 Prozent an All For One in einem Stimmrechtspool zusammengefasst wurden, in dem auch Rudolf Knünz eingebunden war. Ganz im Sinne einer vorausschauenden Nachfolgeplanung ist nun auch Paul Neumann über die ihm zurechenbare Nucleus Beteiligungs GmbH dieser Stimmbindungsvereinbarung beigetreten. Immerhin gehört er direkt und indirekt zu den Ankeraktionären der UIAG. Warum die ganze Aktion? Ganz einfach: Selbst wenn Knünz seine Anteile beispielsweise an Familienangehörige weiterreichen würde, könnten die Erwerber auch künftig nicht ohne die Zustimmung von Neumann agieren. Für die All For One Group bedeutet das im Umkehrschluss eine verlässliche Aktionärsbasis – losgelöst von den Lebensplanungen einzelner Menschen.
Losgelöst davon ist es dem Vernehmen nach so, dass Neumann überhaupt kein Interesse hat, seinen indirekten gegenwärtigen Bestand an All For One-Aktien über eine Offerte an die freien Investoren zu vergrößern. Demnach wird sich das Angebot wohl definitiv nur im Rahmen des gewichteten Durchschnittskurses der vergangenen drei Monate bewegen – was zurzeit auf etwas mehr 41 Euro herauslaufen würde. Und wie wir aus Unternehmenskreisen hören, wäre es wohl sogar so, dass die eventuell dann doch angebotenen Aktien später umplatziert und so dem Streubesitz zurückgeführt werden sollen. Aus diesem Blickwinkel wäre eine möglichst niedrige Annahmequote also sogar das ideale Szenario für Investoren.
Nun: Bei einem gegenwärtigen Aktienkurs von 45,50 Euro ist ohnehin kaum zu erwarten, dass das Angebot auf großartige Nachfrage stößt. Gleichwohl hält boersengefluester.de das aktuell gedrückte Kursniveau für eine attraktive Einstiegschance. Mitte November dürfte die Gesellschaft ihre vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentieren – für den 16. Dezember ist dann die Vorlage des Geschäftsberichts angesetzt. Die Analysten von BankM haben den fairen Wert der Aktie in ihrer jüngsten Studie bei immerhin 69,20 Euro angesetzt. Da signalisiert reichlich Aufwärtspotenzial.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 300,52 | 332,36 | 359,22 | 355,39 | 372,94 | 452,65 | 487,95 | |
EBITDA1,2 | 29,37 | 31,21 | 25,60 | 41,29 | 42,08 | 47,09 | 43,68 | |
EBITDA-Marge3 | 9,77 | 9,39 | 7,13 | 11,62 | 11,28 | 10,40 | 8,95 | |
EBIT1,4 | 20,06 | 20,58 | 12,60 | 19,29 | 20,63 | 17,60 | 14,91 | |
EBIT-Marge5 | 6,68 | 6,19 | 3,51 | 5,43 | 5,53 | 3,89 | 3,06 | |
Jahresüberschuss1 | 13,09 | 13,71 | 13,10 | 13,08 | 13,52 | 11,04 | 11,20 | |
Netto-Marge6 | 4,36 | 4,13 | 3,65 | 3,68 | 3,63 | 2,44 | 2,30 | |
Cashflow1,7 | 21,27 | 23,41 | 20,00 | 41,37 | 34,78 | 28,06 | 40,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,63 | 2,82 | 2,05 | 2,55 | 2,68 | 2,20 | 2,23 | |
Dividende8 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,45 | 1,45 | 1,45 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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