Als wenn jemand Anfang November den Schalter beim Aktienkurs von All for One Group unvermittelt von Baisse auf Hausse umgestellt hätte. Um etwas mehr als 25 Prozent hat die Notiz des IT-Beratungsunternehmens seitdem an Wert gewonnen und die Chancen stehen gut, dass die Neubewertung noch längst nicht am Ende ist. Dabei fing der plötzliche Stimmungsumschwung mit einer Meldung an, die normalerweise eher unverfänglich am Kapitalmarkt ist: So hat die All For One Group etliche Neubesetzungen im Top-Management kommuniziert. In der Regel handelt es sich um interne Beförderungen oder auch um Erweiterungen im Tätigkeitsfeld – allesamt sicher von großer Bedeutung im täglichen Geschäft. Für Schlagzeilen in der Fachpresse hat jedoch insbesondere gesorgt, dass mit Ursula Porth die ehemalige Personalchefin der Software AG nun den Bereich Human Resources bei der im Prime Standard gelisteteten All For One Group leitet.
Wesentlich kursrelevanter waren aber wohl trotzdem die wenig später veröffentlichten Vorabzahlen für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 2022/23 – inklusive Ausblick. Insgesamt lag das EBIT vor Sondereffekten mit 17,7 Mio. Euro zwar nur am unteren Ende der zuvor im Mai um rund 10 Mio. Euro nach unten revidierten Prognose. Doch die eigentliche Botschaft, wonach die eigene mehrjährige Transformation nun abgeschlossen sei und die Umsetzung der Wachstumsstrategie sowie steigende Margen in den Vordergrund rücken, hat den Kursturbo gezündet. „Performance steht ganz oben auf unserer Prioritäten-Liste“, sagt Co-CEO Michael Zitz im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 300,52 | 332,36 | 359,22 | 355,39 | 372,94 | 452,65 | 487,95 | |
EBITDA1,2 | 29,37 | 31,21 | 25,60 | 41,29 | 42,08 | 47,09 | 43,68 | |
EBITDA-Marge3 | 9,77 | 9,39 | 7,13 | 11,62 | 11,28 | 10,40 | 8,95 | |
EBIT1,4 | 20,06 | 20,58 | 12,60 | 19,29 | 20,63 | 17,60 | 14,91 | |
EBIT-Marge5 | 6,68 | 6,19 | 3,51 | 5,43 | 5,53 | 3,89 | 3,06 | |
Jahresüberschuss1 | 13,09 | 13,71 | 13,10 | 13,08 | 13,52 | 11,04 | 11,20 | |
Netto-Marge6 | 4,36 | 4,13 | 3,65 | 3,68 | 3,63 | 2,44 | 2,30 | |
Cashflow1,7 | 21,27 | 23,41 | 20,00 | 41,37 | 34,78 | 28,06 | 40,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,63 | 2,82 | 2,05 | 2,55 | 2,68 | 2,20 | 2,23 | |
Dividende8 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,20 | 1,45 | 1,45 | 1,45 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Wesentliche Treiber sind dabei insbesondere die nun deutlich an Fahrt gewinnenden Umstellungsprojekte auf SAP S/4HANA bei den überwiegend mittelständisch geprägten Kunden. Experten gehen davon aus, dass diese Transformationsprozesse noch fünf bis acht Jahre ein Booster für All For One sein werden. Die Filderstädter sprechen diesbezüglich längst von einer „Conversion Factory“. Lukrativ ist dabei, dass es mit der Umstellung auf S/4HANA in der Regel nicht getan ist. Vielmehr steht bei den Kunden meist die grundsätzliche Digitalisierung von Geschäftsprozessen im Mittelpunkt – auch losgelöst von der reinen SAP-Welt. Entsprechend stark positioniert ist die Gesellschaft auch bei professionellen Microsoft-Anwendungen. Aber klar: Am Ende steht die All for One Group an der Börse in erster Linie als wichtiger Partner im SAP-Geschäft. Bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG Ende November in Frankfurt betonte Michael Zitz ganz explizit, wie gut der DAX-Konzern zurzeit in Form ist: „SAP ist relevanter als je zuvor.“
Dabei profitiert All For One indirekt davon, dass SAP konsequent auf die Cloud setzt, was auch bei den Schwaben für hohe wiederkehrende Erlöse sorgt. Bei einem organischen jährlichen Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich will CFO Stefan Land bis zum Geschäftsjahr 2024/25 auf eine operative EBIT-Marge von 7 bis 8 Prozent kommen. Für das laufende Jahr peilt der Finanzvorstand dabei Erlöse zwischen 505 und 525 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern vor M&A-Effekten von 32 bis 36 Mio. Euro an. Im Mittel entspricht das einer adjustierten EBIT-Marge von rund 6,6 Prozent. Die Gesellschaft greift also nicht nach den Sternen und ist renditetechnisch auch kurzfristig schon ordentlich unterwegs. Zudem dürfte das Portfolio nach den vielen Akquisitionen der vergangenen Jahre nun sehr sehr ausgereift sein. Das kommt gut an in Investorenkreisen. Mehr als 25 Einzelgespräche waren auf dem Eigenkapitalforum fest gebucht – so viel wie lange nicht mehr. „Das Eigenkapitalforum war ein großer Erfolg für uns“, sagt Michael Zitz.
Dabei geht es schon bald in die nächste Runde. Am 18. Dezember 2023 steht die Veröffentlichung des Geschäftsberichts mit dem kompletten Zahlenwerk – inklusive Dividendenvorschlag – an. Mit Blick auf die Ausschüttung rechnet boersengefluester.de mit einer abermals konstanten Dividende von 1,45 Euro je Aktie, was den Titel auch unter diesem Blickpunkt interessant macht. Immerhin käme All For One so auf eine Rendite von gut 3 Prozent, was eher im oberen Bereich des IT-Service-Sektors anzusiedeln ist. Die Analysten von Hauck Aufhäuser setzen den fairen Wert der Aktie mittlerweile bei 63 Euro an, die Experten von Baader Helvea halten gar 72 Euro für ein faires Niveau. Das Aufwärtspotenzial ist also beträchtlich für eine grundsätzlich eher konservative Firma wie die All For One Group.
Foto: Clipdealer
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