Mit der außerordentlichen Hauptversammlung von Aleo Solar am 15. April 2014 in Oldenburg wird eine der großen einstigen deutschen Solarhoffnungen zu Grabe getragen. Noch-Großaktionär Bosch wird zwar noch einmal tief in die Tasche greifen müssen, um den Deal unter Dach und Fach zu kriegen – doch das war es dann. Die asiatische Investorengruppe SCP Solar zahlt für das Anlagevermögen, Grundbesitz, Vorräte und Schutzrechte einen Kaufpreis von lediglich 1 Euro. Gleichzeitig verpflichtet sich Aleo Solar, einen Betrag von 10 Mio. Euro an SCP Solar zu zahlen. Dabei werden 7 Mio. Euro sofort fällig, eine zweite Rate von 1,5 Mio. Euro Mitte 2015 und eine letzte Rate von 1,5 Mio. Euro im Februar 2017.
Vorher tritt allerdings Bosch ein. So verpflichtet sich der Mischkonzern, einen einmaligen „Tansaktionsausgleich“ von 31 Mio. Euro an Aleo Solar zu zahlen. Mit dieser Zahlung soll zum einen sichergestellt werden, dass die Gesellschaft den negativen Kaufpreis von bis zu 10 Mio. Euro auch tatsächlich zahlen kann. Zudem dient der Betrag auch als Kompensation dafür, dass Aleo Solar bei einer separaten Veräußerung des kompletten Anlage- und Vorratsvermögens wohl deutlich mehr erhalten hätte als bei dem jetzt eingefädelten Vertrag. Zwar kommen auf jeden Fall erhebliche Aufwendungen – etwa für Abfindungen, die Abwicklung der Gesellschaft, die Rückzahlung von Fördermitteln sowie Rechtsstreitigkeiten – auf Aleo Solar zu. In einer Szenariorechnung gelangen die Gutachter jedoch zu dem Schluss, dass der jetzt gewählte Weg zu Mehrbelastungen von bis 30,8 Mio. Euro führen könne. Das ist der Preis, den Bosch zu zahlen bereit ist, um einer – dem eigenen Image schädliche – Insolvenz von Aleo Solar vorzubeugen. Darüber hinaus stellt Bosch noch einmal bis zu 50 Mio. Euro zur Verfügung, um die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft zu gewährleisten.
Börsenmäßig wird kaum etwas übrig bleiben. Die Aleo Solar AG wird mit Wirkung zum Ablauf des 30. April 2014 aufgelöst und der Name in „AS Abwicklung und Solar-Service AG“ geändert. Bis zur Beendigung der Liquidation kann es allerdings noch eine ganze Weile dauern. Kurios bleibt die aktuelle Marktkapitalisierung von immerhin noch 29,5 Mio. Euro. Letztlich werden unterm Strich wohl kaum Liquidationserlöse übrig bleiben, die diesen Betrag rechtfertigen. Einfache Rechnung: Aleo Solar bekommt von Bosch 31 Mio. Euro. Nach Zahlung der 10 Mio. Euro an das asiatische Konsortium bleiben rund 21 Mio. Euro. Für Abfindungen dürften rund 16 Mio. Euro fällig werden. Zudem müssen staatliche Fördergelder – für die keine Grundlage mehr besteht – zurückerstattet werden. Dem Vernahmen nach handelt es hierbei sich um insgesamt rund 14,7 Mio. Euro. Zudem fallen weitere Kosten – etwa für die Auflösung von Tochtergesellschaften – von vermutlich 16,5 Mio. Euro an. Per saldo dürfte Aleo Solar bei der Abwicklung also wohl kaum ohne die weitere Unterstützung durch Bosch zurande kommen. „Nach Beendigung der Liquidation ist kein bzw. allenfalls ein zu vernachlässigender Liquidationserlös zu erwarten“, betont Vorstandschef York zu Putlitz. Noch investierte Anleger tun also wohl gut daran, das aktuelle Kursniveau für einen Ausstieg zu nutzen.
Foto: Aleo Solar AG