Ein Endspiel ist es noch nicht. Doch mit dem jetzt veröffentlichten freiwilligen Übernahmeangebot des langjährigen Ankerinvestors Rolf Hauschildt an die Aktionäre von Albis Leasing öffnet sich ein erneut spannendes Kapitel in der bewegten Firmengeschichte. Kurzer Rückblick: Mitte September 2024 hatte Hauschildt überraschend eine Offerte für das auf kleinteiliges Leasinggeschäft spezialisierte Unternehmen zu 2,60 Euro je Aktie avisiert. Wenig später sorgte eine Presseaussendung aus dem Umfeld des zweitgrößten Albis-Aktionärs, Christoph Zitzmann, für erhebliche Unruhe. Immerhin griff Zitzmann dort CEO Sascha Lerchl scharf an. Tenor: Lerchl verstößt angeblich gegen die Neutralitätspflichten und bindet die Ankeraktionäre nicht gleichermaßen in die Geschäfte ein.
Objektiv nachvollziehen kann boersengefluester.de die Vorwürfe nicht, zumal wir Lerchl auf Kapitalmarktkonferenzen und bei Hintergrundgesprächen stets als sehr kommunikativen Manager wahrgenommen haben. Zudem haben sich die Geschäftszahlen unter Führung von Lerchl durchweg positiv entwickelt, was sich zunehmend auch im Aktienchart zeigt. Dabei hat es lang genug gedauert, bis der Kapitalmarkt auf die bessere operative Entwicklung sowie das Dividenden-Comeback von Albis Leasing aufmerksam geworden ist. Ein Schicksal, das Albis Leasing freilich mit vielen anderen Spezialwerten geteilt hat.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 17,11 | 18,49 | 21,24 | 18,33 | 19,44 | 20,53 | 22,48 | |
EBITDA1,2 | 3,73 | 3,87 | 5,00 | 3,40 | 3,51 | 3,42 | 6,35 | |
EBITDA-Marge3 | 21,80 | 20,93 | 23,54 | 18,55 | 18,06 | 16,66 | 28,25 | |
EBIT1,4 | 3,63 | 3,80 | 3,48 | 1,56 | 1,38 | 1,59 | 4,58 | |
EBIT-Marge5 | 21,22 | 20,55 | 16,38 | 8,51 | 7,10 | 7,75 | 20,37 | |
Jahresüberschuss1 | 4,15 | 3,25 | 1,75 | 0,66 | 1,29 | 1,23 | 4,52 | |
Netto-Marge6 | 24,25 | 17,58 | 8,24 | 3,60 | 6,64 | 5,99 | 20,11 | |
Cashflow1,7 | 7,06 | -11,98 | -36,95 | 1,06 | -6,95 | -0,36 | 17,31 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,22 | 0,21 | 0,09 | 0,05 | 0,06 | 0,06 | 0,21 | |
Dividende8 | 0,06 | 0,06 | 0,04 | 0,04 | 0,00 | 0,00 | 0,08 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Jetzt liegen die Karten insofern auf dem Tisch, weil jetzt auch das vollständige Erwerbsangebot von Rolf Hauschildt öffentlich abrufbar HIER ist. Die wichtigsten Rahmendaten: Mit 2,80 Euro je Aktie bietet Hauschildt einen Tacken mehr als gedacht. Dabei soll das Angebot „Kontinuität und Stabilität“ für die Albis Leasing-Gruppe gewährleisten. „Der Bieter verfolgt das Ziel, an einer langfristigen Wertsteigerung des Unternehmens finanziell zu partizipieren, wobei er die öffentlich bekannte Geschäftsplanung und die vom Vorstand eingeschlagene Strategie unterstützt“, heißt es in dem Dokument auf Seite 21. Zudem betont Hauschildt, dass keinerlei Strukturmaßnahmen wie ein Gewinnabführungsvertrag, ein Delisting oder gar ein Squeeze-out geplant seien.
Nun: Der Bieter recht selbst nicht damit, dass sich durch sein Angebot der Streubesitz der Albis Leasing-Aktien von zuletzt 34,09 Prozent „stark verringern“ wird. Entsprechend ist auch nicht wirklich davon auszugehen, dass der dritte Großaktionär Joachim Schmitt – ihm sind insgesamt 6,45 Prozent an Albis zuzurechnen – seine Stücke andienen wird. Zur Einordnung: Schmitt ist Gründer des in Mainz ansässigen Finanzdienstleisters Solventis AG, der unter anderem auch die Albis-Aktie unter seiner Coverage hat. Darüber hinaus ist Hauschildt – zusammen mit Joachim Schmitt und Alfred Schneider – Mitglied des Aufsichtsrats von Solventis. Damit nicht genug: Schmitt und Hauschildt sitzen gemeinsam auch im Aufsichtsrat der Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co. um Vorstand Georg Issels. Es existieren also relativ enge Bande.
Um sich alle Optionen offen zu lassen, hatten die Analysten von Solventis aber frühzeitig nach Bekanntwerden der Offerte reagiert und ihr Votum von „Kaufen“ auf „Ausgesetzt“ geändert. Summa summarum sollten Anleger die noch bis zum 18. November 2024 laufende Offerte von Hauschildt einfach ziehen lassen und ihre Stücke im Depot behalten. Die Bewertung der Aktie ist noch immer moderat, mittelfristig sollte das Potenzial jedenfalls deutlich über die jetzt gebotenen 2,80 Euro hinausgehen. Zusätzlich interessant wird die Börsenstory dadurch, dass Vorstand Sascha Lerchl das Wachstum womöglich via Akquisition von Leasingportfolios forcieren will. Bleibt abzuwarten, wie sich dieser Schritt mit der grundsätzlich eher offensiven Dividendenstrategie vertragen wird. Die gute Botschaft für Privatanleger schon jetzt ist, dass keine Delisting-Absichten aus dem Team Hauschild bestehen.
Foto: Clipdealer