Um satte 30 Prozent hatte die Ultrasonic-Aktie seit Jahresbeginn aufgeholt. (Das ultimative Performance-Tool für China-Aktien, Top-Flop Interaktiv, finden Sie HIER.) Hartgesottene Spekulanten hofften wohl, dass bei dem chinesischen Schuhersteller nach der abenteuerlichen Räuberpistole vom vergangenen September noch etwas zu holen sei. Doch nun musste der Vorstand Konkurs anmelden, und der Kurs brach erneut weg. Die Verhandlungen mit der Cathay United Bank und den Konsortialbanken sind vorerst gescheitert. Die Kreditlinie über 60 Mio. US-Dollar und ausstehende Zinsen in Höhe von mehr als 180.000 Dollar wurden aufgrund der Verletzung von wesentlichen Vertragspflichten fällig gestellt. Zur Erinnerung: Ultrasonic hatte den Konsortialkredit im September 2014 ausgezahlt bekommen. Kaum war das Geld auf dem Konto, waren Vorstand und Bares verschwunden. Wenige Tage später tauchten sie wieder auf und schwadronierten von großen Missverständnissen.
Ob das Geld wirklich wieder auf den Firmenkonten liegt und ob das Geschäft weiterläuft, ist von Deutschland aus nicht überprüfbar. Schon nach der ersten Meldung über die Unregelmäßigkeiten bei Ultrasonic hatte die Cathay United Bank das Geld zurückgefordert und auch bei der deutschen Ultrasonic AG als Garantiegeberin für das Konsortialdarlehen angeklopft. Daraufhin traten Vorstand und Aufsichtsrat in intensive Verhandlungen mit den Banken. In diesen Verhandlungen zeigte sich die Cathay United Bank gesprächsbereit, um eine Lösung zu finden. Ein weiteres Gespräch zur Besprechung der aktuellen Situation und des weiteren Vorgehens war für den 13. März 2015 in Taipeh anberaumt. Trotzdem fordert die Cathay United Bank nun die gesamte Summe von der Ultrasonic AG.
Ob bei Ultrasonic noch etwas zu holen ist, ist völlig ungewiss. Der Unternehmensgründer und inzwischen abservierte Vorstand, Quingyong Wu, führt dem Vernehmen nach in China weiter die Geschäfte von Ultrasonic. An das Firmen-Geld soll er angeblich nicht herankommen. Darüber sollen die Behörden wachen. Eine Untersuchung von offiziellen Stellen war angekündigt. Über ein Ergebnis ist nichts bekannt. Mit dem Fall Ultrasonic einigermaßen Vertraute haben nicht mehr viel Hoffnung, dass die Aktionäre noch einmal etwas von ihrem Geld sehen werden. Dennoch sind Vorstand und Aufsichtsrat bemüht, die Hintergründe aufzuklären – hauptsächlich, um den Chinesen zu zeigen, dass sie mit miesen Tricks hier nicht durchkommen. Hoffentlich hat es Erfolg. Ein seriöses Investment ist die Ultrasonic-Aktie nicht. Nach deutlich mehr als 90 Prozent Verlust lohnt aber ein Verkauf auch nicht mehr.
Es tut sich etwas bei Joyou. Der Aktienkurs des Vorzeigeunternehmens unter den hier gelisteten China-Aktien steigt und steigt. In Frankfurter Nebenwertekreisen geht das Gerücht um, dass hier ein paar Family-Offices Interesse haben. Inzwischen hat Joyou – als einziger Red-Stock – den Emissionspreis von 13 Euro überschritten. Im Zuge der Ultrasonic-Turbulenzen war die Notiz bis auf 9,65 Euro eingebrochen. Doch wie boersengefluester.de berichtete, hat der Badausstatter die eigenen Prognosen für 2014 übertroffen und wächst weiter profitabel.
Auch wenn der jüngste Kursschub mit hohen Börsenumsätzen einhergeht, bleiben wir skeptisch. Joyou gehört als 72-prozentige Tochter von Grohe zum japanischen Lixil-Konzern. Wir befürchten, dass die Gewinne von Joyou langfristig hierhin umgeleitet werden könnten. Mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von mehr als neun ist die Aktie im Vergleich zu den anderen China-Aktie hoch bewertet.
Weiter abwärts geht es bei Powerland. Seit Jahresanfang hat die Aktie des Taschenherstellers um mehr als zwei Drittel an Wert verloren. Nachdem der Finanzvorstand Yachen Jiang zum Jahresende 2014 das Handtuch geworfen hat, gibt es Befürchtungen, das Unternehmen könnte mit dem Jahresabschluss in Verzug geraten. In der Tat ist bis heute kein Nachfolger von Jiang benannt worden. Auch um die Gründe der Abdankung ranken sich wilde Spekulationen. So soll Jiang versucht haben, starken Einfluss auf das Unternehmen zu erlangen. Normalerweise sind die Finanzvorstände eher Berater als Manager, die auch noch für andere Firmen arbeiten und nur für die Erstellung der IFRS-Abschlüsse und Roadshows eingeflogen werden. Das Geschäft leiten normalerweise (außer bei Joyou) die Unternehmensgründer und Vorstandschef mit eiserener Hand nach Gutsherrenart. Jiang hat bei Powerland den Bogen wohl überspannt. Nach seinem Abgang wurden aber auch wieder alte Wunden bei den Anlegern aufgerissen. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen schwerwiegende Auseinandersetzungen mit seinem Wirtschaftsprüfer BDO. Das führte dazu, dass das Testat für den 2012er-Abschluss versagt wurde und die Hauptversammlung das Zahlenwerk genehmigen musste. Vorsichtige Investoren machen einen großen Bogen um die Powerland-Aktie.
Bild: Karl-Heinz Geiger