Von wegen KGV-Hit: Mit der Veröffentlichung des Halbjahresberichts musste die Vivanco-Aktie kräftig Federn lassen. Um beinahe 30 Prozent auf 4,09 Euro ging es im Tief für den Anteilschein des Anbieters von Elektronikprodukten gen Süden. Auslöser des Kursrutsches war in erster Linie der weniger zuversichtlich als bislang formulierte Ausblick: Demnach rechnet Vivanco jetzt nur noch damit, die Ziele für EBITDA und Nettogewinn am unteren Ende der Ende Mai kommunizierten Bandbreiten zu erreichen. Die sahen für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) eine Spanne von 6 bis 7 Mio. Euro und für den Nettogewinn eine Range von 3 bis 4 Mio. Euro vor. Demnach wird das Ergebnis je Aktie für 2017 eher bei 0,55 als bei 0,73 Euro liegen. Als Problemländer erweisen sich zurzeit insbesondere Spanien und Frankreich. Deutschland und Österreich liegen knapp unter Vorjahr, während es in – den allerdings weniger bedeutsamen – Regionen Großbritannien, Schweiz und Polen besser läuft als gedacht. Zudem wirkte sich ein für Vivanco ungünstiger Produktmix nachteilig aus.
Insgesamt kam Vivanco im ersten Halbjahr 2017 bei Erlösen von 35,34 Mio. Euro (Vorjahr: 36,98m Mio. Euro) auf ein EBITDA von 1,58 Mio. Euro und einen Überschuss von 360.000 Euro. Das ist signifikant weniger als in der Vergleichsperiode 2016. Allerdings verzerrten hohe Einmalerträge wie ein Forderungsverzicht und Darlehensablösungen das Bild. Hintergrund: 2016 übernahm der chinesische Großaktionär Xupu Electronics den 14,61-Prozent-Anteil an Vivanco von dem Investmentvehikel LSF 5. Die Beziehung zu dem in Dublin ansässige Gesellschaft wiederum hat ihren Ursprung in den Sanierungszeiten von 2010 und hing mit der Übertragung von Kreditverpflichtungen zusammen – ein kompliziertes Geflecht.
Seitdem hält Xupu 83,03 Prozent an Vivanco, gut 5,00 Prozent sind Vorstand Philipp Oliver Gerding zuzurechnen. Dementsprechend gering ist der Streubesitz, was – in Anbetracht einer gesamten Marktkapitalisierung von nicht einmal 26 Mio. Euro – auch ein wesentlicher Grund für die heftige Kursreaktion auf den Halbjahresbericht ist. So gesehen bleibt der Micro Cap eine heiße Aktie, die sich nur für sehr erfahrene Anleger eignet. Das Eigenkapital ist noch immer negativ. Losgelöst davon stufen wir den jüngsten Kursrutsch als übertrieben ein. So schlecht waren die Zahlen und der Ausblick nun schließlich auch wieder nicht. Und nach der Hauptversammlung am 21. August 2017 gibt es sogar noch eine kleine Dividende von 0,10 Euro pro Anteilschein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 80,28 | 78,50 | 80,82 | 64,13 | 48,79 | 47,51 | 63,00 | |
EBITDA1,2 | 7,77 | 4,00 | 6,10 | 3,20 | 2,97 | 2,73 | 2,15 | |
EBITDA-Marge3 | 9,68 | 5,10 | 7,55 | 4,99 | 6,09 | 5,75 | 3,41 | |
EBIT1,4 | 7,92 | 3,60 | 3,65 | 0,73 | 0,48 | 0,84 | 0,30 | |
EBIT-Marge5 | 9,87 | 4,59 | 4,52 | 1,14 | 0,98 | 1,77 | 0,48 | |
Jahresüberschuss1 | 6,24 | 1,85 | 1,05 | -0,31 | -0,70 | -1,09 | -0,20 | |
Netto-Marge6 | 7,77 | 2,36 | 1,30 | -0,48 | -1,44 | -2,29 | -0,32 | |
Cashflow1,7 | 3,50 | 4,23 | 6,28 | 0,58 | -3,71 | 2,91 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,14 | 0,39 | 0,19 | -0,05 | -0,12 | -0,09 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,10 | 0,10 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
So ein wenig muss man sich immer noch an das optisch hohe Kursniveau von Logwin gewöhnen. Nach dem Reverse-Split 1:50 notiert der – zusätzlich in eine Namensaktie gewandelte – Anteilschein zurzeit bei 138 Euro. Das entspricht 2,76 Euro vor dem Split. Fakt ist allerdings auch, dass der sowieso schon dünne Börsenhandel in der Logwin-Aktie nochmals ausgetrocknet ist. Dabei stehen sich zwei Fronten gegenüber: Der über die Delton AG von Stefan Quandt dominierte Logistikdienstleister argumentiert, dass ein dreistelliger Kurs eine höhere Wertschätzung der Börsianer ausdrückt, was wiederum bei den Kunden von Logwin als Zeichen der Solidität interpretiert wird. Die Streubesitzaktionäre hingegen befürchten, dass die Anleger durch den Reverse-Split mürbe gemacht werden sollen und Delton auf diesem Weg dann günstig Stücke einsammeln könnte. Nun: Bislang halten sich die Kurseffekte in Grenzen. Dafür kommt Logwin auf operativer Ebene weiter voran: Zum Halbjahr liegt die Gesellschaft beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Wertminderungen auf Firmenwerte (EBITA) mit 18,47 Mio. Euro um 8,4 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahrs. Das Ergebnis je Aktie kam von 4,23 auf 4,48 Euro voran. Ziel für das Gesamtjahr bleibt es, eine „moderate“ Steigerung des Gewinns hinzubekommen. Angesichts der wenig veränderten Rahmenbedingungen bleibt das Investmentszenario für boersengefluester.de intakt: Unter Berücksichtigung der Nettoliquidität von gut 72 Mio. Euro bleibt die Logwin-Aktie fundamental moderat bewertet, auch wenn der Logistikmarkt hart umkämpft ist und keine großen Sprünge bei der Marge zulässt. Dafür schlägt sich die Gesellschaft mit formalem Sitz in Luxemburg ohnehin recht wacker. Und sollte Delton bei der im Prime Standard gelisteten Aktien tatsächlich einmal auf den Börsenrückzug drängen, müsste es eigentlich eine erkleckliche Prämie geben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.119,12 | 1.149,61 | 1.130,32 | 1.123,30 | 1.851,84 | 2.259,03 | 1.257,52 | |
EBITDA1,2 | 39,22 | 50,41 | 47,59 | 48,19 | 102,07 | 120,12 | 91,75 | |
EBITDA-Marge3 | 3,50 | 4,38 | 4,21 | 4,29 | 5,51 | 5,32 | 7,30 | |
EBIT1,4 | 38,15 | 49,18 | 47,59 | 47,75 | 91,99 | 108,46 | 91,75 | |
EBIT-Marge5 | 3,41 | 4,28 | 4,21 | 4,25 | 4,97 | 4,80 | 7,30 | |
Jahresüberschuss1 | 26,68 | 39,19 | 35,38 | 34,73 | 63,51 | 73,95 | 80,16 | |
Netto-Marge6 | 2,38 | 3,41 | 3,13 | 3,09 | 3,43 | 3,27 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 31,64 | 47,44 | 65,44 | 67,74 | 125,89 | 169,56 | 107,89 | |
Ergebnis je Aktie8 | 9,10 | 13,40 | 12,09 | 11,94 | 21,80 | 25,09 | 27,54 | |
Dividende8 | 2,50 | 3,50 | 3,50 | 3,50 | 6,00 | 24,00 | 14,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |