„Takkt war schon immer ein Zykliker“, sagt Lars Bolscho, Finanzvorstand von Takkt, bei seiner Präsentation auf den Hamburger Investorentagen – kurz HIT. Entsprechend hat der Versandhändler für Büro- und Geschäftsausstattungen 2023 auch kein leichtes Jahr hinter sich. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liegt mit 111,8 Mio. Euro zwar exakt in dem von Bolsch auf dem HIT kommunizierten Rahmen, aber eben doch auch um rund 15 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. Mit Blick wird auf das EBIT ist der Abschwung allerdings sehr viel drastischer ausfallen, denn die Stuttgarter haben den Firmenwert von zuletzt 88 Mio. Euro der US-Tochter Displays2go (D2G) um rund 37 Mio. Euro wertberichtigt. So knickte das Betriebsergebnis um fast 52 Prozent auf 38,9 Mio. Euro ein. Erfreulich robust ist dagegen der von 70,4 auf 91,9 Mio. Euro verbesserte freie Cashflow.
Entsprechend hält Takkt auch an seiner offensiven Dividendenstrategie fest und schüttet neben der Basisdividende von 0,60 Euro noch einen Bonus von 0,40 Euro je Aktie aus. Damit bleibt die Gesamtdividende mit 1,00 Euro pro Anteilschein gegenüber dem Vorjahr stabil – und die Dividendenrendite mit gut 7 Prozent weit überdurchschnittlich hoch. „Wir bleiben auch nach der Ausschüttung voll handlungsfähig beim Thema M&A und Aktienrückkauf,“ sagt Bolscho. Auf dem HIT hatte der Finanzvorstand zudem angedeutet, dass neben klassischen Add-on-Akquisitionen sogar der Zukauf eines ganz neuen Geschäftsbereichs abseits der drei bisherigen Berichtssegmente Industrial & Packaging, Büroausstattung sowie FoodService denkbar ist. Das Engagement von Großaktionär Haniel sieht der Finanzvorstand derweil stabil.
Insgesamt liefert Takkt durchaus eine ansprechende Investmentstory – zumindest für dividendenorientierte Anleger. Um den Aktienkurs signifikant zu heben, muss der SDAX-Konzern seine Ertragskraft jedoch wieder deutlich steigern und auch nachhaltig auf Wachstum schwenken. Danach sieht es kurzfristig aber leider nicht aus. Warburg Research setzt das Kursziel weiterhin bei 14,20 Euro an.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.116,08 | 1.181,09 | 1.213,67 | 1.067,43 | 1.177,97 | 1.336,78 | 1.240,02 | |
EBITDA1,2 | 150,32 | 150,07 | 150,17 | 92,58 | 112,64 | 132,12 | 111,86 | |
EBITDA-Marge3 | 13,47 | 12,71 | 12,37 | 8,67 | 9,56 | 9,88 | 9,02 | |
EBIT1,4 | 123,22 | 122,54 | 108,81 | 52,38 | 73,92 | 80,79 | 38,87 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | 10,38 | 8,97 | 4,91 | 6,28 | 6,04 | 3,14 | |
Jahresüberschuss1 | 96,35 | 88,08 | 74,69 | 37,23 | 57,03 | 59,29 | 24,55 | |
Netto-Marge6 | 8,63 | 7,46 | 6,15 | 3,49 | 4,84 | 4,44 | 1,98 | |
Cashflow1,7 | 100,38 | 99,42 | 130,79 | 120,52 | 56,32 | 84,42 | 106,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,47 | 1,34 | 1,14 | 0,57 | 0,87 | 0,90 | 0,38 | |
Dividende8 | 0,55 | 0,85 | 0,00 | 1,10 | 1,10 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Ein unerwartet hoher Verlust von 305 Mio. Euro im Auftaktquartal des Geschäftsjahrs 2023/24 (30. September), ein negativer Cashflow von 424 Mio. Euro plus die schon wieder gekappte Prognose für das Gesamtjahr aus dem jüngsten Geschäftsbericht haben dem Aktienkurs von ThyssenKrupp massiv zugesetzt und ihn sehr deutlich unter die Marke von 5 Euro gedrückt. Nach Auffassung der meisten Analysten müsste der MDAX-Titel auf diesem Niveau eigentlich seinen fairen Wert erreicht haben, antizyklische Kaufen-Einschätzungen geben die Finanzprofis in der Regel jedoch trotzdem nicht ab. Dafür ist die operative Situation bei ThyssenKrupp noch immer zu wenig vorhersehbar: Vom leidigen Thema Zukunft im Stahlbereich bis hin zum kolportierten Verkauf der Marinesparte Thyssenkrupp Marine Systems. Für 2023/24 rechnet der Vorstand zudem nur noch mit einem ausgeglichenen Ergebnis – nach einem zuvor geplanten Überschuss von im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Derweil nimmt die fundamentale Bewertung der Aktie, zumindest bezogen auf wesentliche Substanzkennzahlen, immer groteskere Formen an. Der Börsenwert von rund 2.940 Mio. Euro entspricht nur noch etwas mehr als ein Viertel des Eigenkapitals. Dabei weisen die Essener laut jüngstem Zwischenbericht eine Netto-Liquidität von fast 3.796 Mio. Euro aus. Nicht inkludiert sind in dieser Rechnung freilich die 6.050 Mio. Euro an Pensionsrückstellungen auf der Passivseite der Bilanz. Normalerweise ist ein Unternehmen in dieser Konstellation ein gefundenes Fressen für einen aktivistischen Investor oder eine Private Equity-Gesellschaft, doch die Strukturen bei ThyssenKrupp sind kompliziert und schwer zu durchschlagen. Trotzdem: Für sehr risikobereite Investoren sollten sich auf dem aktuellen Crash-Niveau veritable Chancen ergeben, sofern man Nerven wie Drahtseile und ausreichend Zeit mitbringt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 33.993,00 | 34.777,00 | 34.036,00 | 28.899,00 | 34.015,00 | 41.140,00 | 37.536,00 | |
EBITDA1,2 | 1.372,00 | 1.160,00 | 648,00 | -1.080,00 | 1.416,00 | 3.248,00 | 1.679,00 | |
EBITDA-Marge3 | 4,04 | 3,34 | 1,90 | -3,74 | 4,16 | 7,89 | 4,47 | |
EBIT1,4 | 684,00 | 472,00 | -515,00 | -5.260,00 | 443,00 | 1.772,00 | -1.986,00 | |
EBIT-Marge5 | 2,01 | 1,36 | -1,51 | -18,20 | 1,30 | 4,31 | -5,29 | |
Jahresüberschuss1 | -591,00 | 60,00 | -1.110,00 | -5.541,00 | -25,00 | 1.220,00 | -1.986,00 | |
Netto-Marge6 | -1,74 | 0,17 | -3,26 | -19,17 | -0,07 | 2,97 | -5,29 | |
Cashflow1,7 | 610,00 | 1.184,00 | 72,00 | -3.326,00 | 92,00 | 617,00 | 2.064,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -1,15 | 0,01 | -0,49 | -8,91 | -0,18 | 1,82 | -3,33 | |
Dividende8 | 0,15 | 0,15 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,15 | 0,15 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter BGFL WEEKLY anmelden. Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL) sowie Interna aus der Redaktion. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das gern unter diesem LINK tun. Wir freuen uns auf Sie! Selbstverständlich behandeln wir Ihre E-Mail-Adresse vertraulich und verwenden sie ausschließlich für den Versand des Newsletters BGFL WEEKLY.